Karneval zu Corona-Zeiten?

Zwar wird gerade noch in der Sommersonne geschwitzt, trotzdem werden angesichts der aktuellen Situation auch schon die ersten Blicke Richtung Herbst bzw. kommendes Frühjahr geworfen – denn dann ist Karneval. Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat bereits seine Bedenken geäußert: „Bei der jetzigen Infektionslage kann ich mir Karneval nicht vorstellen“, sagte er jetzt in Düsseldorf. Er wolle die Entscheidung über den Karneval in Hochburgen wie Köln und Düsseldorf aber auf jeden Fall gemeinsam mit den Karnevalsvereinen treffen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekräftigte seine Haltung bei einem Besuch in Kiel: Er wisse um die Bedeutung des Karnevals für Millionen Menschen. „Aber wenn wir vor der Frage stehen: Ist die Kita möglich oder der Karneval, dann bin ich sehr sicher, dass ein Großteil der Gesellschaft da eine klare Antwort zu hat.“
Auch andere Politiker haben sich inzwischen zur K-Frage geäußert. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagte im ntv-Frühstart: „Das, was Karneval ausmacht, gerade in den Zentren des Karnevals, das wird nicht gehen. Karneval, so wie er ist, geht nicht mit 1,50-Abstand und Schutzmaske.“ Deswegen müsse man neue Formen finden.
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer forderte im Nachrichtensender Welt eine rasche Entscheidung. „Für alle Beteiligten muss aus meiner Sicht sehr schnell Klarheit geschaffen werden.“ Im Karneval stecke viel Herzblut, aber auch viel finanzielles Engagement.
Dehoga äußert sich kritisch
Dehoga-NRW-Präsident Bernd Niemeier kritisierte, der Gesundheitsschutz müsse oberste Priorität haben, aber Verbote dürften erst am Ende einer Diskussion stehen. Er verwies darauf, dass nach Zahlen des Landesgesundheitsministeriums nur sechs Prozent aller Infizierungen auf öffentliche Veranstaltungen zurückgingen, ein Drittel dagegen auf private Zusammenkünfte. „Ich glaube, dass es aus Infektionsgesichtspunkten sinnvoller ist, Veranstaltungen von Profis aus dem Gastgewerbe durchführen zu lassen als von ‚privaten‘ Gastgebern zu Hause im Keller, im Park oder auf dem Balkon.“
Klarheit ab Mitte September
Sicher scheint bereits, dass der Karneval bestenfalls in sehr eingeschränkter Form stattfinden kann. Die Karnevalsvereine warben am Mittwoch erneut dafür, die Entscheidung noch offen zu lassen und nicht schon im Sommer den gesamten Karneval abzusagen. Gleichzeitig betonten sie, dass auch für sie die Gesundheit Vorrang habe.
„Der Straßenkarneval, der Kneipenkarneval, das sind so Elemente, die wir uns nicht vorstellen können“, sagte der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, im Radiosender WDR2. „Auch Ballveranstaltungen können wir uns nicht vorstellen.“ Anders sei es bei Karnevalssitzungen mit Hygienekonzept. Alkohol sei sicherlich eine Komponente, die man bei allen Planungen bedenken müsse. Mitte September werde man vom Landesgesundheitsministerium die vorgelegten Hygienekonzepte bewertet zurückbekommen. Dann werde sich zeigen, wie der Karnevalsbeginn am 11. November ablaufen werde. „Nach dem 11.11. wissen wir die Auswirkungen, wissen, wie’s funktioniert hat, und das sind dann die Erfahrungswerte, die wir für die Session brauchen“, sagte Kuckelkorn.
(dpa/KP)