Interview

„Der face to face-Kontakt ist nicht zu ersetzen“

Benedikt Binder-Krieglstein
Benedikt Binder-Krieglstein ist seit knapp einem Jahr Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO des Messeveranstalters Reed Exhibitions in Österreich, die auch die „Alles für den Gast“-Messe in Salzburg (10. – 14. November) veranstalten. (© David Payr)
Reed-Exhibitions-CEO Benedikt Binder-Krieglstein sprach mit HOGAPAGE über die kommende „Alles für den Gast“ in Salzburg, die Zukunft des Messewesens und das schwierige Gastromesse-Pflaster in Wien.
Freitag, 12.10.2018, 09:57 Uhr, Autor:Clemens Kriegelstein

HOGAPAGE: Hr. Binder-Krieglstein, wie viele Messen veranstaltet Reed jedes Jahr in Österreich?
Benedikt Binder-Krieglstein: Im Schnitt veranstalten wir rund 30 Fach- und Publikumsmessen pro Jahr – hauptsächlich in Salzburg und in Wien, einige auch in Linz sowie heuer eine auch in Graz. Zusätzlich hosten wir als Betreiber der Messe Wien im Schnitt 100 Gastveranstaltungen – vom Corporate Event bis hin zum internationalen Großkongress.

Ihr Portfolio reicht von Autos über Bauen & Wohnen bis eben zur „Alles für den Gast“. Gibt es ein Thema, das Sie derzeit noch nicht abdecken, in dem Sie aber Potential sehen?
Derzeit sprechen wir mit unserem Messeportfolio an die 40 Branchen an. Natürlich gibt es darüber hinaus noch viele weitere Wirtschaftsbereiche. Für uns als Veranstalter steht bei der Erarbeitung von neuen Konzepten stets die wirtschaftliche und thematische Nachhaltigkeit im Fokus, wobei die jeweilige Dimension der Messe stark variieren kann – vom spezialisierten Branchenspartenformat bis hin zum publikumsstarken Großevent. Wird von unserem hoch innovativen Team ein interessanter Markt erkannt, dann folgen gründliche Analysen, unzählige Gespräche mit Verbänden, key accounts usw. Wir haben einige Themen am Radar, ich bitte aber um Verständnis, dass wir seriöser Weise ein neues Thema erst dann kommunizieren, wenn es marktreif ist.

Vom Autoverkehr über die Kommunikation bis zu den Medien steht seit etlichen Jahren alles unter dem Schlagwort „Digitalisierung“. Nur Messen funktionieren gefühlt irgendwie immer noch so wie vor 40 Jahren. Bleibt dieses Geschäftsmodell vom aktuellen gesellschaftlichen Megatrend verschont? Oder anders ausgedrückt: Lassen sich ein face to face-Kontakt oder eine haptische Produktentdeckung nicht virtuell ersetzen?
Wenn Digitalisierung das analoge Marketinginstrument Messe so leicht verdrängen könnte, dann gäbe es heute nur mehr virtuelle Messen. Das ist definitiv nicht der Fall, denn der persönliche Faktor des face to face-Kontakts zwischen Anbieter und Kunden ist nicht zu ersetzen. Eine reale Messe spricht alle Sinne an, weckt Emotionen, schafft ein Erlebnis, schürt die Neugier nach den Innovationen, ermöglicht unvermittelten Branchenkontakt. In dieser Multifunktionalität kann keine digitale Welt mithalten. Aber: Wir sprechen hier nicht von einem Kampf Digital versus Analog, sondern längst von einem sinnvollen Miteinander, einem abgestimmten komplementären System. Digitale Services, ob ganzjährig oder punktuell angewendet, ergänzen perfekt den analogen mehrtägigen Branchenhöhepunkt Messe. Die Kombination der Stärken beider Welten macht die Messe unschlagbar.

Die „Alles für den Gast“ findet traditionell Anfang November statt. Ist das im Hinblick auf eventuelle Investitionen oder Neuanschaffungen für die Wintersaison, die ja oft schon wenige Wochen später beginnt, nicht relativ spät?
Der Zeitpunkt November ist für die Branche optimal. Er liegt zwischen den zwei Saisonen und ermöglicht, kleinere Investitionen noch rechtzeitig vor Start der Wintersaison zu realisieren. Größere Investitionen benötigen ohnedies einen längeren, oft mehrjährigen Planungshorizont, denken Sie an den Neubau eines Hotels oder an die Investition in eine Spa-Anlage.

Wien scheint weiterhin ein schwieriges Pflaster zu sein. Ursprünglich war für letzten Februar, dann für Herbst mit der „Vorgeschmack“ ein neues Kulinarikmesse-Konzept in Wien geplant. Gibt es diesbezüglich neue Infos? Und gibt es konkrete Pläne für irgendeine Form von Kulinarik- oder Gastronomiemesse in Wien 2019?
Wien ist diesbezüglich ein ganz „eigenes Pflaster“. Einerseits ein bestens geeigneter Ballungsraum mit hoher Zahl an Zielgruppen und einem breiten Angebot, andererseits besitzt die Alles für den Gast Herbst für den gesamtösterreichischen Raum höchste Akzeptanz. Daher feilen wir an einem Konzept, das speziell den Großraum Wien bzw. Ostösterreich anspricht und zugleich auf einem innovativen Format basiert, das nicht dem Prinzip „more of the same“, sondern „completely new“ folgt. Wenn dieses Konzept vorliegt und wichtige Partner an Bord sind, dann werden wir dieses relativ rasch realisieren. Ob dies bereits 2019 passiert wird sich in den nächsten Wochen weisen.

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