Abgabe an Manager-Quartett

Werner M. Bahlsen zieht sich zurück

Werner Michael Bahlsen
Werner Michael Bahlsen, der geschäftsführender Gesellschafter der Firma Bahlsen, zieht sich aus dem Tagesgeschäft zurück. (Foto: dpa)
Der Herr der Kekse geht von Bord: Werner M. Bahlsen übergibt nach mehr als vier Jahrzehnten im Unternehmen das Alltagsgeschäft einem Manager-Quartett. Die Kinder erhalten so Zeit, sich zu entwickeln. Die Nachfolgeregelung ist längst nicht überall so reibungslos.
Donnerstag, 26.04.2018, 13:11 Uhr, Autor: Markus Jergler

Beim Keks-Fabrikanten Bahlsen sieht Senior-Chef Werner M. Bahlsen sein Haus bestellt. Wenige Tage nach seinem 69. Geburtstag kündigte der bisherige Firmenlenker daher seinen Rückzug aus dem Alltagsgeschäft an: „Wir schreiben das nächste Kapitel.“ Künftig wird ein vierköpfiges Manager-Team die Geschäfte führen. Dann ist – kurz vor dem 130-jährigen Bestehen des Traditionsunternehmens aus Hannover – kein Familienmitglied mehr für das operative Geschäft zuständig. Wie lange, hängt vom Nachwuchs ab.

Bahlsen ist kein Einzelfall
„Nachfolger sind gegenwärtig leider absolute Mangelware“, warnte die IHK Niedersachsen in einer Studie zu Familienbetrieben. Bundesweit stehen nach Erkenntnissen der mittelständischen Wirtschaft jedes Jahr fast 30 000 Familienbetriebe zur Übergabe an. In Niedersachsen, wo Bahlsen seinen Stammsitz hat, hat nach Erkenntnissen der IHK aber gerade mal jeder fünfte Seniorunternehmer die Nachfolge für sich und sein Unternehmen verbindlich geregelt. Die Firmenpatriarchen tun sich oft schwer mit der Suche nach einem passenden Nachfolger.

Bahlsen will seinen vier Kindern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren Zeit geben. Der älteste, Johannes, soll in der Zwischenzeit die Interessen der Geschwister im neu geschaffenen Verwaltungsrat vertreten, in dem er gemeinsam mit dem Vater sitzen wird. Der Senior-Chef, der sich nun mehr um die strategische Ausrichtung kümmern will, glaubt, damit einen innovativen Weg gefunden zu haben. Die Praxis vergangener Tage, dass Tochter oder Sohn den Betrieb automatisch übernehmen, ist keine Selbstverständlichkeit mehr; Kindern und Enkeln fehlt oft die Lust am Einstieg ins Geschäft, zumal ihnen der Arbeitsmarkt attraktive Alternativen bietet.

Nachfolgeproblem muss früh angegangen werden
„Die Mehrheit der Unternehmer bewegt sich leider auf dünnem Eis: Wenn der Ernstfall eintritt, wird es viele Unternehmen kalt erwischen“, mahnte der niedersächsische IHK-Hauptgeschäftsführer Horst Schrage. Wie wichtig frühzeitige Nachfolgereglungen sind, wurde dieser Tage deutlich: Das Verschwinden von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub ist zwar ein massiver Einschnitt für die Handelskette. Das mehr als 150 Jahre alte Mülheimer Familienimperium sieht sich aber solide aufgestellt, wie der jüngere Bruder Christian klarstellte, der kürzlich die Tengelmann-Führung übernommen hat.

In Deutschland gibt es rund 3,75 Millionen Unternehmen – von denen sich 94 Prozent in der Hand von Einzelunternehmern oder Familien befinden. Eine der führenden deutschen Käse-Großhandlungen – Ruwisch und Zuck – gehört dazu. Das Unternehmen blick auf eine über 100-jährige Familientradition zurück. Dennoch war es für die heutige Geschäftsführerin Karin Zuck nicht selbstverständlich, einmal in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Auch die Unternehmerin rät, das Nachfolgeproblem früh anzugehen.

Denn sonst kann es zu überstürzten Wechseln führen, die gestandene Unternehmen ins Wanken bringen können. Auch bei Bahlsen hat der von Bord gehende Senior-Chef bereits vor Jahren die Weichen für künftige Entwicklungen gestellt. Ein Schritt in diesem Transformationsprozess ist die Abgabe des Alltagsgeschäfts. „Ich will es nicht so machen wie mein Vater, der bis 80 noch ins Büro gegangen ist“, erklärte er. Bahlsens 30-jähriger Sohn Johannes, der im neu geschaffenen Verwaltungsrat Zeit zum Entwickeln bekommt, jedenfalls sieht sich gut gerüstet: „Ich war bei vielen Dingen dabei und kenne einen Großteil der Führungskräfte.“ (dpa/MJ)

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