Ehemaliger Bundeskanzler

Tod von Helmut Kohl: Er ist auch „Vater der Gastro-Einheit“!

Helmut Kohl winkt
Helmut Kohl starb mit 87 Jahren im pfälzischen Ludwigshafen. (© picture alliance/dpa-Zentralbild)
Mit dem deutschen Ex-Bundeskanzler und „Vater“ der Deutschen Einheit ist nicht nur einer der bedeutendsten Politiker Europas gestorben, sondern auch ein Botschafter deutscher Lebenskultur. HOGAPAGE Today mit einem Nachruf auf Helmut Kohl und seine Verdienste für die Gastro-Branche.
Montag, 19.06.2017, 13:39 Uhr, Autor: Felix Lauther

Der lebensfrohe Ludwigshafener ist tot. Einer der wichtigsten Menschen deutscher Zeitgeschichte ist am 16. Juni 2017 im Alter von 87 Jahren gestorben: Alt-Kanzler Helmut Kohl. Er war nicht nur 16 Jahre deutscher Bundeskanzler – Kohl war mehr. Auch wenn seine politischen Verdienste die Amtszeit überstrahlen – in seiner Regierungszeit beendeten die Atommächte Russland und USA ihren „Kalten Krieg“, das Verhältnis zu vielen Anrainerstaaten wie Frankreich und Polen verbesserte sich und die Europäische Union nahm erste Konturen an – hat seine Politik bis heute auch in der Gastronomie und Hotellerie ihre Spuren hinterlassen. Einer der größten politischen Verdienste Helmut Kohls war die deutsche Wiedervereinigung (1989-1990). Mit dem Fall der Mauer am 3. Oktober 1989 waren wir Deutsche auch völkerrechtlich wieder eine Gemeinschaft – auch im Gastgewerbe.

Die gastronomische Wiedervereinigung
Als politisches Schwergewicht vergriff sich Helmut Kohl selten im Ton. Kulinarisch griff er dafür gerne bei seinem Leibgericht zu: dem pfälzischen Saumagen. Der durfte beim beleibten Bundeskanzler nie auf der Speisekarte fehlen.

Mit dem Ende der DDR gewann Deutschland nicht nur 4 große Bundesländer hinzu, sondern auch zahlreiche „neue“ Klassiker (ost)deutscher Küche: Thüringer Bratwürste, Leipziger Allerlei oder Szegediner Gulasch füllten nicht mehr nur ostdeutsche Mägen.

In der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren bestimmte Lebensmittel ein rares Gut. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, entstanden in den DDR-Küchen, Gerichte wie der „Falsche Hase“ (Hackbraten aus Schweine- oder Rindfleisch), „Kalte Hund“ (Butterkekse und Kakaomasse) oder die „Tote Oma“ (Grützwurst mit Kartoffeln und Sauerkraut). Vor allem der „Kalte Hund“ ist uns „Wessis“ fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung längst ein Begriff und kommt gerne bei Partys auf den Tisch. Eine Thüringer Rostbratwurst z. B. gehört zum kulinarischen Standardrepertoire auf Volksfesten und im Einzelhandel. Im Beverage-Bereich haben zahlreiche ostdeutsche Kräuterliköre und Biere das gastronomische Angebot der wiedervereinten Bundesrepublik Deutschland bereichert.

Mauerfall als Jobmotor
Als die Mauer fiel und Deutschland seine Wiedervereinigung feierte, sprachen auch attraktive Tourismus-Regionen in der ehemaligen DDR einen Dank für Helmut Kohls politische Leistung aus. Denn mit der freien Reise durch ganz Deutschland witterten Investoren und Arbeitnehmer ihre große Chance. In strukturschwächeren Bundesländern wie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern blühte im Spreewald oder an der Mecklenburgischen Seenplatte die Hotellerie auf. Im Osten entstanden fernab der „von oben“ oktroyierten Planwirtschaft neue Arbeitsplätze und moderne touristische Infrastrukturen. Auch wenn das Lohnniveau in den neuen Bundesländern noch leicht unter dem in Westdeutschland liegt, hat das Ende der DDR für einen wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt – von dem auch ausländische Hoteliers profitieren. Offene EU-Grenzen und bessere Verdienst-Chancen bei unseren europäischen Nachbarn haben einige ehemalige DDR-Bürger in die internationale Hotellerie gelockt. Egal ob in Führungspositionen oder im Service: mit der Wiedervereinigung hat Deutschland sein wirtschaftliches Potenzial gewinnbringend vermarkten können. „Made by Germans“ ist eben ein gefragtes Qualitätsmerkmal in der weltweiten Gastro-Branche. Danke Helmut! (FL)

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