Kritik

Spitzenkoch Roland Trettl schimpft über Restaurantführer

Spitzenkoch Roland Trettl
Der südtiroler Spitzenkoch Roland Trettl wettert im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ gegen Restaurantführer. (© dpa)
„Unfassbare Schlafmützen, die nicht mit der Zeit gehen“: der 45-jährige Spitzenkoch Roland Trettl ist ein erklärter Gegner von Restaurantführern. Auch den Umgang mit Kindern in Restaurants kritisiert er im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ scharf.
Montag, 01.05.2017, 19:35 Uhr, Autor: Felix Lauther

Spitzenkoch Roland Trettl bezeichnet sich selbst als einen „Gegner von diesen ganzen Restaurantführern“. Diese lägen für ihn seit Jahren in einem Dornröschenschlaf, und die Gastronomie ließe sich von ihnen einschränken, weil sie alle genau in das Raster passen wollten, um sich auch ja alle Sterne, Punkte, Hauben an die Tür kleben zu können“,  betont der 45-Jährige gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Es könne viel mehr wirklich gute Restaurants geben, wenn Restaurantführer wie Michelin und Gault-Millau ein wenig mit der Zeit gingen, monierte der Südtiroler. „Aber sie tun es nicht, es sind unfassbare Schlafmützen.“ Ein in seinen Augen gutes modernes Restaurant beschrieb Trettl als „lässig, die Gäste sind mit mir auf einer gewissen Augenhöhe, ich kann in Jeans und mit coolen Sneakers rumrennen – die Gäste auch. Und es ist absolut wurscht, ob ich den Teller von links oder rechts serviere. Wenn ich richtig charmant bin, dann kann ich dem Gast sogar noch den Wein über der Hose leeren, und er wird mir nicht böse sein.“

Umgang mit Kindern in der Gastronomie nervt ihn
Ihm persönlich sei es „scheißegal, ob ein Drei-Sterne-Koch mehr oder weniger in Deutschland unterwegs sei“, sagt Trettl weiter: „Das berührt mich wirklich überhaupt nicht mehr. Es langweilt mich. Das Ganze ist eh so inflationär geworden, dass ich es nicht ernst nehmen kann.“

Auch der Umgang vieler Restaurants mit den jüngsten Gästen missfällt dem Koch, der mittlerweile auch als Juror in Kochshows, Buchautor, Kritiker und Coach arbeitet: „Die kulinarische Neugierde der Kinder wird von vielen Eltern und Gastronomen kaputtgemacht.“ Häufig müsse er sagen: „Verschwinde mit deiner blöden Kinderkarte. Warum soll mein Kind ein Micky-Maus-Schnitzel bestellen? Glaubt ihr, das bekommen sie daheim auch? Nein.“

Kulinarisches Bewusstsein ändere sich ins Positive
Andererseits beobachtet Trettl gerade einen Wandel in der Gesellschaft: „Ich habe das Gefühl, dass sich das Bewusstsein der Menschen, was das Essen anbelangt, verändert und ins Positive geht. Es ist wichtig, dass Lebensmittel respektiert werden, dass man sich Gedanken über das macht, was man auf den Teller bringt und isst. Ich denke, da wächst gerade bei immer mehr Menschen ein Bewusstsein.“

Essen sei auch immer eine Frage des Stellenwertes, betonte der 45-Jährige: „Das neueste Handy, das neueste Auto – das hat jeder. Was soll auch sonst der Nachbar denken? Neue Schuhe – auch wenn schon zehn Paar im Schrank liegen, alles wichtig. Und dann: Oh, es bleibt nur noch wenig Geld über, da müssen wir dann wohl beim Essen sparen. Stattdessen sollte man beim Essen anfangen.“ (Neue Osnabrücker Zeitung / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Markus Bauer und Marc Uebelherr
Achtziger
Achtziger

Kneipe 80 Pop-Up öffnet seine Türen

„The Show Must Go On“ – Marc Uebelherr und Alex Brenner bringen mit „Kneipe 80“ Pop-Up im Glockenbach die 80er und Stadtteilgeschichte zurück.
Frans Zimmer und Tohru Nakamura
Ankündigung
Ankündigung

Soul, Food & Sound: Alle Farben Kitchen trifft auf Sternekoch Tohru Nakamura

Am Sonntag, den 28. September 2025, verwandelt sich der Stadtstrand am Tonhallenufer in Düsseldorf in eine außergewöhnliche Bühne für Genuss und Musik. Im Rahmen von Chefs in Town stehen zwei Welten nebeneinander, die sich perfekt ergänzen.
Christian Mayerhofer (Geschäftsführer CMI), Mario Gerber (Landesrat Tourismus, Wirtschaft und Digitalisierung), Sebiye Cara (Wirtschaftskammer Tirol Messepräsidentin), Johannes Anzengruber (Bürgermeister Landeshauptstadt Innsbruck), Karin Strobl (Projektleiterin Fafga), Alois Rainer (Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft, Wirtschaftskammer Tirol) (v.l.n.r.) beim Pressegespräch zur Fafga
Branchentreff
Branchentreff

Fafga 2025: Tirols Zukunftsplattform für Hotellerie und Gastronomie

Trends, Talks, Transformationen: Vom 15. bis 17. September wird die Fafga auf der Messe Innsbruck zur zentralen Plattform der Hotellerie und Gastronomie in Tirol. Es treffen sich Branchenprofis zum intensiven Austausch über Top-Themen und Herausforderungen, die die zukunftsorientierten touristischen Betriebe von morgen bewegen. 
Der Kölner gastRUNomie-Lauf
Charity-Aktion
Charity-Aktion

Kölner Gastro-Familie läuft wieder für den guten Zweck

Der Kölner gastRUNomie-Lauf ist zurück! Unter dem bewährten Motto „gastRUNomie – Von der Spülkraft bis zum General Manager“ demonstriert die Kölner Gastro-Szene einmal mehr ihren starken Zusammenhalt – und das für den guten Zweck.
Zahlen mit Kartenterminal
Studie
Studie

Trinkgeldverhalten in Deutschland im Wandel

Im Vergleich zu Nachbarländern zeigt sich Deutschland am großzügigsten beim Trinkgeld – doch Inflation, technologische Entwicklungen und neue Erwartungshaltungen rütteln am eingespielten System.
Gäste bei der Eröffnung des ersten L'Osteria-Restaurants
Restauranteröffnung
Restauranteröffnung

L’Osteria feiert Markteintritt in Spanien

Premiere auf Mallorca: Die italienische Markengastronomie zelebrierte am 9. September 2025 die Eröffnung ihres ersten Restaurants in Spanien. Trotz Unwetter waren rund 500 Gäste gekommen – darunter auch viele Prominente.
Spitzenköche
Event
Event

Küchenlegenden kehrten ins Wasserturm Hotel Köln zurück

Kulinarische Reunion im Wasserturm Hotel Köln: Bei einer exklusiven Kitchenparty kehrten gleich mehrere Spitzenköche an ihre einstige Wirkungsstätte zurück. Den Gästen boten sie dabei kulinarische Höhenflüge mit einem Blick auf die Kölner Lichter.
„Le Burger Lounge“ im SCS Multiplex
Neues Konzept
Neues Konzept

Le Burger denkt die Wiener Kaffeehauskultur neu

Das Familienunternehmen erweitert seinen Standort in der Shopping City Süd (SCS). Neben dem bestehenden Stammlokal soll auf zusätzlichen 150 m² eine stilvolle Lounge entstehen. Mit dem neuen Konzept verfolgt Le Burger das Ziel, die Wiener Kaffeehauskultur im Multiplex wieder aufleben zu lassen.
Peter Hauk betrachtet in einem Weinberg am Kappelberg in Fellbach Lemberger Trauben.
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg

Peter Hauk plant Pflichtabgabe für Winzer

Winzer in Baden-Württemberg sollen vom kommenden Jahr an zu einer Abgabe verpflichtet werden, um heimische Weine besser zu vermarkten. Warum Minister Hauk von „Zwangssolidarität“ spricht.