Kritik

Restaurantkritiker stänkert in Pariser Nobelrestaurant

Mann hält sich die Hand vor den Kopf, Sprechblase (oh god)
Jay Ryner speiste im „Le Cinq“ im Four Seasons Hotel Geoerge V in Paris und konnte nicht fassen, was ihm dort serviert wurde. (Foto: © Alexander Pokusay / fotolia)
Jay Rayner diniert sich durch die Küchen dieser Welt. Als er allerdings jüngst in dem Pariser Sternerestaurant „Le Cinq“ speiste, konnte er seinen Unmut über die dort servierten Gerichte kaum in Grenzen halten – eine vernichtende Kritik aus der „Stadt der Liebe“.
Mittwoch, 12.04.2017, 09:56 Uhr, Autor: Felix Lauther

Die französische Haute Cuisine ist eigentlich über jeden Zweifel erhaben. Dachte sich auch der britische Restaurantkritiker Jay Rayner. Wenn einer ein Haar im Hummercremesüppchen findet, dann der erfahrene Food-Journalist. So geschehen im noblen „Le Cinq“, das prominent an der Champs Elysées gelegen, das kulinarische Aushängeschild des 5-Sterne-Hauses „Four Seasons Hotel George V“ ist. Was Rayner dort serviert bekam, dreht selbst einem hartgesottenen Briten den Magen um. Schenkt man den Worten des Restaurantkritikers Glauben, so erscheinen die drei Michelin-Sterne, die das Restaurant einheimsen konnte, wie ein zufälliger Gewinn in der bulgarischen Fernsehlotterie. Dort in Paris, wo sich die Schönen und Reichen gemeinsam mit Touristen den Gehweg teilen, liegt das „Le Cinq“. Für den Otto-Normal-Tourist aus Bochum ein sündhaft teures Pflaster. Jay Rayner spricht in diesem Zusammenhang nur noch von einem „Tatort“. In der britischen Tageszeitung „The Guardian“ ist Rayners Restaurantkritik abgedruckt – sie liest sich wie ein Potpourri verletzter Eitelkeiten aus dem 18 Jahrhundert, als sich die Kriegsschiffe der britischen und französischen Krone regelmäßig im Atlantik die Kanonenkugeln um die Ohren schossen.

„Teppiche dämpfen die Schreie der Gäste“
Teppiche im Restaurant seien da, um „die Schreie der Gäste abzudämpfen“. Der Saal habe eine Deko „in various shades of taupe, biscuit and fuck you“. Ein Schemel für Damenhandtaschen setze der grotesken Szenerie dann noch die Krone auf. Preislich gibt sich das Pariser Restaurant angesichts der Lage und des Renommees keine Blöße. Egal ob Vorspeise oder Hauptspeise: los geht es bei 70 Euro, schreibt Tobias Dorfer vom blog.zeit.de. Rayner kam in den „Genuss“ mehrer Speisen, u. a. auch einem Kanapee, das der angeekelte Restaurant-Profi als „transparenten Ball auf einem Löffel“ beschreibt. Er sehe aus „wie in Brustimplantat aus Silikon für eine Barbiepuppe“. Alles schmecke laut Rayne nach „abgestandener Luft mit einem Hauch Ingwer. Eine Bergleiterin des „Guardian“-Autors wird mit den Worten zitiert: „Das ist, wie in ein Kondom zu beißen, das bei einem gammeligen Obsthändler liegengeblieben ist.“ Was folgt sind weiter wenig schmeichelnde Worte für die Koch- und Drapierkünste des „Le Cinq“. Der Restaurantkritiker spricht in seinem Text noch von „Katzenhintern“ und „Fußböden bei Teenagerpartys“.

If you haven’t yet read @jayrayner1’s latest review, you must! https://t.co/88GMzjAMKX Then catch him live at #awf17 https://t.co/6RZ68WONKO

— AucklandWritersFest (@AklWritersFest) 10. April 2017

Jay Rayners Fazit fällt dementsprechend semi-optimal aus: „In terms of value for money and expectation ‚Le Cinq‘ supplied by far the worst restaurant experience I have endured in my 18 years in this job.“ Seine schlimmste Erfahrung in 18 Jahren Food-Journalismus… Rayners Hunger kostete 630 Euro. Er bezahlte aber nur 600, weil er die „gefrorene Petersilie zum Käsekuchen“ zuvor reklamiert hatte.

Due to vast demand – one stroppy tweeter called @TheNewCurrent – here’s pic of the Cinq bill. 600€ would have been 630€ incl horrid dessert pic.twitter.com/VlK73XUHYb

— Jay Rayner (@jayrayner1) 9. April 2017

(blog.zeit.de / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Im Restaurant Madeleine kommen Genießer voll und ganz auf ihre Kosten.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Gourmet-Restaurant La Madeleine von Écotable ausgezeichnet

Das Hotel Crillon le Brave ist Treffpunkt für Freunde des guten Geschmacks. Denn im Gourmet-Restaurant „La Madeleine“ setzt Chefkoch Adrien Brunet auf erlesene Zutaten. Nachhaltigkeit hat für ihn höchste Priorität. Dafür gab es nun sogar eine Auszeichnung. 
Dachterrasse des "me and all ulm".
Kulinarische Reise
Kulinarische Reise

me and all ulm: Französische Finesse aus der Pop-up-Kitchen

Frisch, frech, french: Im „me and all ulm“ hat am 1. Februar 2023 die Pop-up-Kitchen „La petite Sara Bistrot“ eröffnet. Sie gastiert für sechs Monate im Haus und bietet Gästen französische Kulinarik-Highlights.
Ein offenes französisches Restaurant
Lockdown-Proteste
Lockdown-Proteste

Frankreich verstärkt Druck auf Gastronomen

Auch Frankreichs Gastronomen haben unter einem harten Lockdown zu leiden und protestieren mit eigenhändigen Lokalöffnungen gegen diese Maßnahmen. Doch nun verstärkt die Regierung den Druck.
Eine Demonstration in Paris
Politik & Gastgewerbe
Politik & Gastgewerbe

Frankreichs Gastwirte-Demo erzielt Teilerfolg

Während in Deutschland die von der Politik auferlegten Corona-Maßnahmen meist mit Zähneknirschen akzeptiert werden, gehen in Frankreich die Gastronomen auf die Straße – und erringen einen Teilerfolg.
Café im Pariser Ortsteil Monmartre
Lockerungen
Lockerungen

Die Niederlande und Frankreich öffnen Gastronomie wieder

Nach zehnwöchiger Schließung aufgrund der Corona-Pandemie, sind viele Gastronomen in den Niederlanden und Frankreich erleichtert, ihre Betriebe jetzt wiederzueröffnen. Bei einigen hält sich die Freude jedoch in Grenzen.
PLEX'EAT
Kreatives Konzept
Kreatives Konzept

Wenn Design auf Infektionsschutz trifft

Der Designer Christophe Gernigon hat mit dem Plexiglasschirm „PLEX’EAT“ eine Lösung für die Gastronomie entwickelt. Er wollte nicht, dass sich Gäste wie im Besuchsraum eines Gefängnisses fühlen müssen.  
Eine Hotellobby
Hotellerie
Hotellerie

Hampton by Hilton debütiert in Frankreich

Mit dem Hampton by Hilton Paris Clichy eröffnet Hilton das erste Hampton in der geschäftigen Stadt Paris und feiert mit der Eröffnung 250.000 Zimmer weltweit. 
Pamela Anderson
Baywatch-Star wird Gastronomin
Baywatch-Star wird Gastronomin

Pamela Anderson: Veganes Restaurant eröffnet

„Baywatch“-Nixe und Fotomodel Pamela Anderson ist selbst überzeugte Veganerin. Nun hat die berühmte US-Blondine ihr eigenes veganes Restaurant der Weltöffentlichkeit präsentiert.