Vor Gericht

Alfons Schuhbeck legt Teilgeständnis ab

Alfons Schuhbeck vor Gericht
Alfons Schuhbeck hat vor Gericht zugegeben, Gelder aus der Kasse entnommen zu haben. (Foto: © picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann / SVEN SIMON)
Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe steht Spitzenkoch Alfons Schuhbeck derzeit vor Gericht. Nun hat er vor dem Landgericht München I ein weitgehendes Geständnis abgelegt.
Mittwoch, 12.10.2022, 10:06 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„Ich habe einiges falsch gemacht“, sagte Alfons Schuhbeck am Mittwoch. „Ich habe mir, meinen Freunden und Bekannten und auch meinen Verteidigern bis zuletzt etwas vorgemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin.“ Das sei ihm besonders klar geworden, „als ich diesen Saal erstmals betrat“.

Er habe in seinem Restaurant „Orlando“ „die Möglichkeit zur Umsatzreduktion immer wieder benutzt und dadurch Gelder aus der Kasse entnommen“, sagte Schuhbeck. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 73-Jährigen vor, unter anderem mithilfe eines Computerprogramms Einnahmen am Finanzamt vorbeigeschleust zu haben. Insgesamt geht es um mehr als 2,3 Millionen Euro Steuern, die Schuhbeck so zwischen 2009 und 2016 im „Orlando“ und den „Südtiroler Stuben“ hinterzogen haben soll.

Vorwürfe seien „im Großen und Ganzen richtig“

Seine Verteidiger hatten zu Prozessauftakt noch gesagt, sie sehen in den Vorwürfen gegen ihren Mandanten „Zweifel und Ungereimtheiten„: „Möglicherweise stellt sich hierbei am Ende des Verfahrens heraus, dass Herr Schuhbeck nicht Täter, sondern selbst Opfer ist, weil nicht nur der Fiskus, sondern zuvorderst er betrogen wurde.“

Dieses Tool habe es in einem seiner Restaurants gegeben, bestätigte Schuhbeck aber nun. Die Angaben seines ehemaligen IT-Fachmanns, der seinen Chef zu Prozessbeginn in der vergangenen Woche schwer belastet hatte, seien „im Großen und Ganzen richtig“. „Schnell, schnell, zack-zack und weg“, beschrieb Schuhbeck das Löschen von Umsätzen am Computer.

1.200 Rechnungsnummern sollen verschwunden sein

Für das zweite Restaurant, die „Südtiroler Stuben“, in dem er laut Staatsanwaltschaft ebenfalls Geld aus der Kasse genommen haben soll, übernahm er „Verantwortung“ – ohne konkret einzuräumen, dass er auch dort Bargeld hat verschwinden lassen. Er berief sich immer wieder auf Erinnerungslücken: „Ich kann mich nicht an Einzelheiten erinnern.“

Zwar habe er dort keine Kassen manipuliert. Ob er am Computer etwas manipuliert habe, wisse er nicht mehr. Es habe dort außerdem immer wieder technische Probleme und Schwierigkeiten bei der Übertragung gegeben.

1.200 Rechnungsnummern sollen allerdings allein dort verschwunden sein, wie die Behörden Schuhbeck vorwerfen. „Das spricht jetzt nicht dafür, dass andauernd das Kabel geknickt war“, sagte die Vorsitzende Richterin Andrea Wagner.

„Ich habe das Geld nicht verprasst“

Wenn die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft stimmen, muss Schuhbeck mehrere Millionen aus der Kasse genommen haben. Wo das ganze Geld geblieben sei, könne er sich nicht erklären, sagte Schuhbeck. Er habe „vor allem finanzielle Löcher gestopft und meine Kinder in ihrer Ausbildung unterstützt“. Er habe ihnen das Studium ermöglichen wollen, das er selbst nicht habe absolvieren können.

„Ich habe das Geld nicht für ein Luxusleben (…) verprasst“, so Schuhbeck. „Ich spiele auch nicht.“ Auch „andere Laster“ habe er nicht. „Ich habe keine ausländischen Konten oder sonst irgendwo etwas vergraben.“ Antiquitäten habe er gekauft, sagte Schuhbeck. Die seien aber heute nicht so viel wert wie erhofft.

„Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun“, sagte Schuhbeck. „Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes.“

In 25 Fällen angeklagt

Am 5. Oktober 2022 hatte am Landgericht München I der Prozess gegen Alfons Schuhbeck wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe begonnen. In 25 Fällen hat die Staatsanwaltschaft ihn dabei angeklagt. Bis zum 22. Dezember sind 18 Verhandlungstage angesetzt.

(dpa/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Alfons Schuhbeck
Geständnis
Geständnis

Alfons Schuhbeck räumt weitere Manipulationen ein

Erst vor Kurzem hat Alfons Schuhbeck im Prozess wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ein weitgehendes Geständnis abgelegt. Nun gibt er zu, weitere Manipulationen vorgenommen zu haben.
Alfons Schuhbeck mit seinen Verteidigern
Angeklagt
Angeklagt

Prozess gestartet: Ist Schuhbeck Steuersünder oder Opfer?

Vor dem Landgericht München I hat heute der Prozess gegen Spitzenkoch Alfons Schuhbeck begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor. Seine Anwälte sehen ihn jedoch als Opfer.
Alfons Schuhbeck mit seinen Anwälten
Gerichtsurteil
Gerichtsurteil

Alfons Schuhbeck legt Revision ein

Am 27. Oktober 2022 wurde das Urteil gesprochen: Das Landgericht München I hatte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verhängt. Darauf reagiert der Spitzenkoch jetzt.
Alfons Schuhbeck
Vor Gericht
Vor Gericht

Alfons Schuhbeck: Prozess wegen Steuerhinterziehung beginnt

Alfons Schuhbeck baute sich als Spitzenkoch ein regelrechtes Firmengeflecht auf. Inzwischen hat er Insolvenz angemeldet – und könnte jetzt sogar im Gefängnis landen.
Alfons Schuhbeck
Steuerhinterziehung
Steuerhinterziehung

Alfons Schuhbeck in 25 Fällen angeklagt

Anfang August hatte das Landgericht München I die Anklage gegen Spitzenkoch Alfons Schuhbeck wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung zugelassen. Jetzt steht fest, dass der Spitzenkoch in 25 Fällen angeklagt wird. Auch der Termin für den Beginn des Prozesses wurde nun bekannt gegeben.
Alexander Will neuer Restaurantleiter, Christian Rainer wird Maître Sommelier (Foto: © Tohru Nakamura)
Gastronomie
Gastronomie

Doppelter Neuzugang bei „Tohru in der Schreiberei“

Das Team des Fine Dining Restaurants stellt sich neu auf. Der Geschäftsführende Gesellschafter und Executive Chef, Tohru Nakamura darf mit Alexander Will und Christian Rainer gleich zwei neue Mitglieder in seinem Team begrüßen.
Der Spitzenkoch Jock Zonfrillo ist gestorben.
Todesfall
Todesfall

Überraschend verstorben: Spitzenkoch Jock Zonfrillo ist tot

Trauer in Australien: Der Starkoch und „MasterChef Australia“-Juror Jock Zonfrillo ist tot. Zonfrillos früheres Restaurant „Orana“ in Adelaide galt als eines der besten des Landes und wurde mehrfach ausgezeichnet.