Nachhaltigkeit

Julie Stoelzel: „Es fehlt am nötigen Bewusstsein“

Portrait Julie Stoelzel
Julie Stoelzel achtet bei ihrem Catering besonders auf Nachhaltigkeit. (Foto: © Julie Stoelzel – The Zest)
Julie Stoelzel liebt die Welt des Essens und zelebriert die Vielfalt der Aromen in ihren Food-Kreationen. Eine nachhaltige Denke gehört bei ihrer täglichen Arbeit wie selbstverständlich dazu.
Montag, 04.03.2024, 13:09 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Eigentlich hatte Julie Stoelzel den Weg in die Welt der Kulinarik gar nicht geplant: Die heute 34-Jäh­rige wurde in Wien geboren, wuchs in Hamburg auf und absolvierte ihr BWL-Studium in der Hansestadt mit Ab­schluss in London. Zielstrebig reüssier­te sie bei Venture Capital Unternehmen in Berlin und der britischen Hauptstadt. Doch auch wenn der Job in der Finanz­welt spannend und lukrativ war, blieb eine Leerstelle.

Gastronomische Anfänge

Sollte es das gewesen sein? „Die Ant­wort hat mich selbst überrascht, aber eigentlich auch wieder nicht. Kochen, wurde mir klar, ist mein Ding.“ Denn in Julies Familie wurde Essen schon im­mer zelebriert. Die Leidenschaft dafür kommt vom Vater, der mit der kleinen Julie gerne am Herd stand: „Eine meiner eindrücklichsten Erinnerungen war, als ich mit etwa sechs Jahren gemeinsam mit ihm Hummer gekocht habe. Bei uns gab es kein ‚Nee, mag ich nicht‘, bis man nicht pro­biert hatte.“

Nachhaltige Prägung

Damit war der Grundstein für ihre heute nach­haltige Kochphi­losophie gelegt. „In meiner Aus­bildung bei Le Cordon Blue in London wurde mein Verständnis für das Thema noch einmal im Besonderen geweckt, da wir unter anderem danach bewertet wurden, wie viel Abfall wir produzieren“, erinnert sich die Köchin.

Ich achte genau darauf, wieviel Fisch und Fleisch wirklich auf dem Teller sein muss oder ob es nicht mehr Gemüse sein darf.

Julie Stoelzel

Heute schafft Julie Stoelzel als Working Mom mit einer anderthalbjährigen Tochter den Spagat, mit ihrer jungen Cateringfirma „The Zest“ Gäste in ihrer Heimatstadt Hamburg und der Wahl­heimat Barcelona glücklich zu machen. Ihre oberste Priorität ist, saisonal zu kochen und den Gästen die Vorteile hiervon nahezubringen.

„Zudem ist es mir wichtig, realistische Portionen auf den Teller zu bringen und zum Beispiel nicht zu viel Fingerfood vorzubereiten – der Kunde zahlt im Nachhinein unnötig und die Produkte müssen leider weggeworfen werden.“ Verarbeitet werden frische mediterrane Produkte mit japanischen, mexikani­schen und französischen Aromen. Den Extra-Kick Raffinesse in jedes Zest-Ge­richt bringen Kräuter, essbare Blumen, Gewürze oder ein überraschender Crunch. „Das Auge isst mit, aber da­nach wird weiter genossen, der Ge­schmack ist also ebenso wichtig.“

„Wir müssen aktiver werden“

Julie Stoelzel bereitet Gerichte auch mal gerne ganz ohne Fleisch zu.
Wieviel Fleisch muss es tatsächlich auf dem Teller sein? Nur so viel auftischen, wie auch verzehrt wird, ist Julie Stoelzels Devise. (Foto: © Julie Stoelzel – The Zest)

Als eines der aktuell größten Probleme in der Gastronomiewelt betitelt Stoelzel die Unmengen von Plastik. „Endverbraucher können hier gut ausweichen, sie bringen ihre eigenen Taschen oder Verpa­ckungen mit, setzen auf Bienen­wachstücher und verwenden Auf­bewahrungsdosen. So weit das möglich ist, versuche ich diese Prinzipien auch für mein Catering- Business umzusetzen“, erklärt die junge Unternehmerin.

Das größte Problem bleibe aller­dings immer noch das fehlende Bewusstsein zu diesem Thema. „Ich hoffe sehr, dass sich mehr Menschen Wissen darüber selbst aneignen und über die Produkte auf ihrem Teller Gedanken ma­chen. Damit üben sie Druck aus und schaffen Veränderung“, ist sich Stoelzel sicher.

(KAGI)

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