Vielfalt gesichert

Türkei gibt nach: Döner-Streit vorerst beendet

Dönerspieß
Der Antrag des Internationalen Dönerverbands auf einheitliche EU-Regeln für Dönerspieße ist zurückgezogen. (Foto: © BY-_-BY/stock.adobe.com)
Döner mit oder ohne Putenfleisch? Ein Vorstoß aus der Türkei zum Schutz von Dönerfleisch erhitzte in Deutschland monatelang die Gemüter. Nun kommt es überraschend zu einem Rückzieher.
Donnerstag, 25.09.2025, 14:03 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Der Streit um europaweit einheitliche Regeln für die Herstellung von Dönerfleisch ist nach mehr als drei Jahren vorerst beendet. Der Internationale Dönerverband (Udofed) zog nach Angaben einer Sprecherin der Europäischen Kommission seinen Antrag zurück, Döner auf die EU-Liste mit „garantiert traditionellen Spezialitäten“ aufzunehmen. „Türkei gibt im Döner-Streit mit Deutschland auf“, kommentierte die „Bild“, die zunächst über die neuen Entwicklungen berichtet hatte.

Hätte sich der türkische Verband mit seinem Antrag durchgesetzt, hätten Dönerspieße künftig in der gesamten EU nach einheitlichen Regeln hergestellt werden müssen. In Deutschland waren die Gastronomie und Fleischproduzenten deswegen alarmiert gewesen und hatten mit Unterstützung der Bundesregierung Einspruch gegen die Initiative eingelegt.

Vielfalt bleibt erhalten

Ein zentraler Kritikpunkt war, dass die in der Bundesrepublik übliche Verwendung von Kalb- und Jungrindfleisch sowie von Putenfleisch für die Dönerproduktion illegal geworden wäre.

Nach dem nun zurückgezogenen Antrag aus der Türkei hat Döner nämlich aus Fleisch von mindestens sechzehn Monate alten Rindern oder Keulen- und/oder Rückenfleisch von mindestens sechs Monate alten Schafen zu bestehen. Einzige Alternative wäre demnach Döner aus Hähnchenfleisch gewesen, der aus Hähnchenbrust und/oder Hähnchenschenkeln hergestellt werden müsste. Genau geregelt werden sollte zum Beispiel auch, welche Zutaten für die Marinade zulässig sind, wie dick die Fleischscheiben zu sein haben und wie lange mariniert werden muss.

In Deutschland ansässige Produzenten zeigen sich deswegen nun erleichtert: „Wir freuen uns, dass die Döner-Vielfalt in Deutschland erhalten bleibt und noch größer werden kann“, zitierte die „Bild“ Erdogan Koc vom Verband der Dönerproduzenten Deutschlands (VDD).

Verband erklärt sich nicht

Warum der Internationale Dönerverband (Udofed) seinen Antrag zurückzog, blieb zunächst unklar. Nach Angaben aus EU-Kreisen wollte er mit dem Schritt möglicherweise einer offiziellen Ablehnung zuvorkommen. In dem Prüfverfahren hatte sich zuletzt abgezeichnet, dass es in der EU-Kommission und in den Reihen der Mitgliedstaaten kaum Unterstützer gibt.

Zu den prominenten deutschen Gegnern des türkischen Vorstoßes zählten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der Grünen-Politiker Cem Özdemir. „Der Döner gehört zu Deutschland. Wie er hier zubereitet und gegessen wird, sollte jeder selbst entscheiden dürfen. Da braucht es keine Vorgaben aus Ankara“, kritisierte Özdemir 2024, als er noch Landwirtschaftsminister war.

Neben dem Bundeslandwirtschaftsministerium hatten auch der Verein Türkischer Dönerhersteller in Europa und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bei der EU Einspruch gegen den Antrag auf die Eintragung von Döner als traditionelle Spezialität eingelegt. Der Dehoga argumentierte etwa, wenn dem Antrag stattgegeben werden würde, hätte dies gravierende Konsequenzen für gastronomische Betriebe und Verbraucher und nannte neue Bezeichnungen für Dönergerichte, Abgrenzungsschwierigkeiten und Rechtsunsicherheiten als Beispiele. Auch Gemüsedöner hätte es nicht mehr geben dürfen.

Worum es neben symbolischen Dingen in dem Streit ging, zeigen Zahlen auf der Webseite des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa. Er geht davon aus, dass europaweit zuletzt etwa 400 Tonnen Döner pro Tag produziert wurden und beziffert die Zahl der Beschäftigten in der Branche auf circa 60.000. Die Döner-Branche erziele in Deutschland jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro Umsatz, europaweit circa 3,5 Milliarden Euro.

Warum wurde der Antrag eingereicht?

Unklar war bis zuletzt auch, warum der Internationale Dönerverband den Antrag 2022 einreichte, obwohl er selbst von dem Verein Türkischer Dönerhersteller in Europa abgelehnt wurde. Auf Anfragen der Deutschen Presse-Agentur gab es zu dem Thema keine klare Antwort und auch aus dem Antrag selbst war nicht ersichtlich, warum seit Jahrzehnten in Deutschland verbreitete Herstellungsmethoden künftig nicht mehr genutzt werden sollten

Dort wurde sogar darauf verwiesen, dass Döner zu einem kulturellen Symbol der türkischen Einwanderung nach Deutschland geworden sei – vor allem die Variante, bei der Döner mit Salat, Zwiebeln, Tomatenscheiben und Soße im Fladenbrot serviert wird.

(dpa/SAKL)

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