Gemeinschaftsverpflegung

Senatorin fordert Bio-Zwang an Schulkantinen

Salate in einer Kantine
Nicht nur Salat, sondern auch Nudeln, Kartoffeln und Reis soll es in Berlins Schulkantinen zukünftig nur noch in Bio-Qualität geben. (© Christin/stock.adobe.com
Seit 2019 ist das Schulessen für Berlins Grundschulkinder kostenlos. Jetzt fordert Bildungssenatorin Sandra Scheeres, dass die Caterer zu „Bio“, fair gehandelten Produkten und regionalen Lebensmitteln verpflichtet werden sollen.
Montag, 20.01.2020, 10:00 Uhr, Autor: Thomas Hack

Beim Schulessen in Berlin gibt es künftig deutlich mehr Biolebensmittel. „Wir werden noch mal einen Riesenschritt nach vorne machen“, kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) dieser Tage an. So soll es Nudeln, Kartoffeln und Reis ab August 2020 nur noch in Bio-Qualität geben und der Reis außerdem aus fairem Handel stammen, ebenso wie Bananen und Ananas. Zum kostenlosen Schulessen sollen weitere Lebensmittel aus ökologischem Handel hinzukommen und Früchte sowie Milch und Milchprodukte ausschließlich in Bio-Qualität sein. Der Bio-Anteil steige dann von derzeit 15 ab Sommer 2020 auf 30 und im Schuljahr darauf auf 50 Prozent, sagte Scheeres. „Das ist deutschlandweit Spitze.“

Vetragsstrafen für Caterer

Auch auf saisonale Produkte soll künftig mehr Wert gelegt werden. „Regionale Anbieter zu bevorzugen, geht aus vergaberechtlichen Gründen nicht.“ Verstoßen Caterer gegen vertragliche Vereinbarungen, sollen künftig auch Vertragsstrafen möglich sein, „die weh tun“, kündigte die Bildungssenatorin an. Ab August gibt es beim Schulessen außerdem nur noch zwei statt bisher drei Essensangebote. „Hier geht es uns um Klasse statt Masse“, erklärte Scheeres. Auch für Kinder, die krankheitsbedingt oder wegen Allergien nicht die gleichen Gerichte wie andere bekommen können, soll es ein vollwertiges Essen geben. Das war bisher nicht möglich. Voraussetzung ist ein ärztliches Attest.

Grüne wollen noch einen Schritt weiter gehen

In diesem Jahr schlägt der höhere Bio-Anteil beim Schulessen mit 3,7 Millionen Euro zu Buche; rund 8,7 Millionen Mehrkosten entstehen durch den inzwischen laut Vergabegesetz in Berlin geltenden Mindestlohn von 12,50 Euro. Der bisherige Preis für eine Portion steigt den Angaben zufolge von 3,25 auf 4,09 Euro im August und auf 4,36 Euro ein Jahr später. Neu ist auch, wie die Abrechnung künftig geregelt wird. In den zurückliegenden Monaten hatte es den Vorwurf gegeben, die Caterer würden häufig Essensportionen wegwerfen. „Wir werden ein Chipsystem einführen, nach dem der Caterer pro Portion bezahlt wird“, sagte Scheeres – und nicht danach, was laut Lieferschein in der Schule ankommt. Die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzende Silke Gebel lobte die Ankündigungen, wünscht sich aber, dass der Bio-Anteil noch weiter steigt: „50 Prozent sind ein wichtiger erster Schritt für gesundes Essen in den Schulen, wofür wir gemeinsam gekämpft haben. Mittelfristig muss das Ziel aber 100 Prozent sein.“ (lbn/TH)

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