Halal-Food

Kita-Speisekarten sorgten für Polizeischutz

Ein Kind in der Kantine einer Kita
Kein Schweinefleisch mehr für die Kinder – aus Rücksicht auf muslimische Mitbürger. Eine Thematik, die gerade die Gemüter erhitzt. (© OksanaKuzmina/Fotolia)
Zwei Leipziger Kitas wollten aus Rücksicht auf zwei Muslime Schweinefleisch vom Speiseplan streichen – und sorgten damit für Schlagzeilen, Diskussionen und  Polizeischutzmaßnahmen. Jetzt rudern die Einrichtungen wieder zurück.
Mittwoch, 24.07.2019, 10:50 Uhr, Autor: Thomas Hack

Nach heftigen Diskussionen um die Änderung des Speiseplans in zwei Leipziger Kitas hat sich dieser Tage sogar die Polizei eingeschaltet – so stand aus Sicherheitsgründen ein Polizeiauto vor den beiden Einrichtungen. Um weitere Eskalation zu vermeiden, hat Kita-Leiter Wolfgang Schäfer den Speiseplanbeschluss nun wieder ausgesetzt. Hintergrund der ganzen Aufregung: Die Kitas wollen aus Rücksicht auf zwei muslimische Kinder kein Schweinefleisch mehr anbieten. „Wir finden die Entscheidung prinzipiell gut“, sagt ein Vater dazu. Ihm zufolge sei in einer multikulturellen Kita der Verzicht auf Schweinefleisch ein Zeichen von Respekt gegenüber anderen Kulturen. „Man wird meinen Sohn nicht vom Wienerle wegbekommen, aber das bekommt er dann eben zuhause“, so der Vater. Eine Mutter bezeichnete die Debatte hingegen als „absurd“. Es gebe dringlichere Probleme und ihre Tochter merke nicht einmal, ob sie Schweinefleisch esse oder nicht. Schäfer begründete seinen spontanen Rückzug nun mit der medialen Aufregung. Im kommenden Kindergartenjahr wolle er das Thema bei Elternabenden nochmals ausführlich diskutieren.

„Tut es nicht für die Muslime. Ihre Seele wird damit nicht geheilt!“

Bevor der Beschluss plötzlich wieder ausgesetzt wurde, kam es bereits zu heftigen Diskussionen in den sozialen Medien. So twitterte die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), die selbst Muslimin ist: „Wenn Kitas, Schulen und sonstige Einrichtungen lieber vegetarisch statt Fleisch servieren – fine with me. Ich bin nur dagegen, wenn es heißt: aus Rücksicht auf Muslime. Gleiche Chancen und ein Leben ohne Rassismus – das wünschen sich Muslime. Nicht Kitas ohne #Schweinefleisch“, schrieb sie. Schweinefleisch- oder Gummibärchenverbote sind nach Cheblis Einschätzung ebenso überflüssig wie die Bezeichnung Wintermarkt statt Weihnachtsmarkt oder Festtagsgruß statt Frohe Weihnachten: „Liebe Alle: Ist nett gemeint, aber lasst es bitte! Tut es nicht für die Muslime. Ihre Seele wird damit nicht geheilt.“

„Die Unterwerfung der Deutschen nimmt immer groteskere Züge an!“

Die CDU Sachsen sprach von einem „Verbot von Schweinefleisch“ und bezeichnete diesen als inakzeptabel. Generalsekretär Alexander Dierks: „Selbstverständlich soll und kann niemand gegen seinen Willen gezwungen werden, etwas Bestimmtes zu essen. Aber ein Verbot ist der falsche Weg.“ AfD-Vize Georg Pazderski twitterte hingegen: „Die #Unterwerfung der Deutschen nimmt immer groteskere Züge an. Anstatt auf alle Kinder Rücksicht zu nehmen, wird wieder das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.“ (lsn/TH)

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