Technik

Winzer wollen auf Drohnen umsteigen

Eine Drohne über einem Korb Weintrauben
Die deutschen Winzer sind überzeugt: kleine Drohnen passen einfach besser als der bislang noch oft verwendete Hubschrauber zu den kleinteiligen Strukturen im Weinbau. (© Maksim Pasko/Fotolia/TH)
In steilen Felsregionen an der Mosel müssen Hubschrauber eingesetzt werden, um den Pflanzenschutz in den Weinbergen sicherzustellen. Diese könnten jedoch bald von Drohnen abgelöst werden.
Montag, 16.09.2019, 12:10 Uhr, Autor: Thomas Hack

Winzer und Behörden sind sich in der positiven Bewertung einig: Drohnen versprechen erhebliche Vorteile beim Pflanzenschutz in den Steillagen der Weinanbaugebiete, etwa an der Mosel oder am Neckar. Mit den ferngesteuerten Fluggeräten könne Pilzbefall im Weinberg frühzeitig und zielgenau erkannt werden, erklärt das Bundeslandwirtschaftsministerium. Die Menge eines Pflanzenschutzmittels könne „minimiert werden, da es nicht mehr großflächiger, sondern passgenau appliziert werden kann“. Zurzeit laufen Versuche zur Wirksamkeit des Rebschutzes mit Hilfe von Drohnen. Dabei sollen optimale Flugrichtung und Flughöhe sowie der notwendige Aufwand von in Wasser gelösten Pflanzenschutzmitteln ermittelt werden. Da die Versuche noch nicht abgeschlossen seien, gebe es noch keine abschließenden Ergebnisse, teilt das Ministerium in Berlin mit.

Vorteile bei Lärmentwicklung und Sicherheit

Für die Steillagen an der Mosel hat der Experte Matthias Porten vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bernkastel-Kues schon erste Erkenntnisse: „Wir wissen, dass wir weniger Abdrift haben.“ Die kleine Drohne passe einfach besser als der bislang noch oft verwendete Hubschrauber zu den kleinteiligen Strukturen im Weinbau. Die Drohne habe auch klare Vorteile hinsichtlich der Lärmentwicklung und der Sicherheit. Sobald die Ergebnisse zur Abdrift endgültig vorliegen, kann das bundesweit für den Pflanzenschutz zuständige Julius-Kühn-Institut die gerätetechnischen Anerkennungsprüfungen für Drohnen vornehmen. „Damit wäre der Weg frei für einen legalen und regulären Drohneneinsatz zur Fungizidanwendung im Steillagenweinbau“, erklärte die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Weinbauministerium, Daniela Schmitt (FDP), während einer Debatte über den Steillagen-Weinbau im rheinland-pfälzischen Landtag.

„Spritzungen mit Drohnen machbar!“

Falscher Mehltau, Grauschimmelfäule und Echter Mehltau sind die größten Feinde der Winzer. Damit im Herbst gesunde Trauben gelesen werden können, werden die Reben im konventionellen Weinbau mehrmals mit Pflanzenschutzmitteln eingesprüht. Deutlich weniger Pflanzenschutz brauchen neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten, kurz Piwi-Rebsorten genannt. Diese werden bislang aber nur zögerlich eingeführt – Tradition und Vermarktung stehen ihrer schnellen Verbreitung entgegen. „In ganz extremen Felsregionen brauchen wir da nach wie vor den Hubschrauber“, sagt der Winzer Heinz Welter vom Mosel-Weingut Später-Veit in Piesport. In weniger steilen Lagen werden auch mit Seilwinden gezogene Raupen dafür eingesetzt. Er könne sich gut vorstellen, dass die ersten zwei bis drei Spritzungen mit Drohnen machbar seien, sagt Welter. Bei stärkerer Belaubung frage er sich aber, ob die Drohne genügend Druck unter den Rotoren entwickle, um den Wirkstoff effizient auszubringen.

Rebschutz aus der Luft hilft Lebensraum zu erhalten

Bei Preisen ab 15 000 Euro je Drohne sei der Einsatz eher für größere Betriebe mit Steillagen ab fünf oder sechs Hektar sinnvoll. Als prägende Elemente der Flusslandschaften seien Steillagen auch von besonderer landschaftskultureller Bedeutung, erklärt das Bundeslandwirtschaftsministerium. „Ihre sozioökonomische Bedeutung geht daher weit über die Weinerzeugung hinaus.“ So seien die trockenwarmen Steillagen auch Lebensraum besonders geschützter Tier- und Pflanzenarten, die auf die Offenhaltung durch weinbauliche Nutzung angewiesen seien. „Den Steillagen-Weinbau können wir nur erhalten, wenn wir den Rebschutz aus der Luft möglich machen“, sagt DLR-Experte Porten.

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