KLimawandel

Winzer müssen ersten Jahrgang ohne Eiswein hinnehmen

Eine Weinrebe im Winter
Der Weinjahrgang 2019 wird hierzulande als der erste Jahrgang in die Geschichte eingehen, in dem die Eisweinlese bundesweit ausgefallen ist. (© McNic/stock.adobe.com)
Vergeblich haben die Winzer in Deutschland auf Frost gewartet. Wenn die Winter weiter so mild bleiben, werden Eisweine noch seltener als bisher.
Montag, 02.03.2020, 12:11 Uhr, Autor: Thomas Hack

Keinem einzigen deutschen Winzer ist es in diesem Winter gelungen, einen Eiswein in den Keller zu bringen. „Der Weinjahrgang 2019 wird hierzulande als der erste Jahrgang in die Geschichte eingehen, in dem die Eisweinlese bundesweit ausgefallen ist“, lässt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut dazu verlauten. In keinem der 13 deutschen Weinbaugebiete sei die für eine Eisweinlese erforderliche Mindesttemperatur von -7 °C erreicht worden. Die meisten Betriebe hatten es aber wohl schon vorhergesehen: Bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz meldeten nur 50 Betriebe für ihren 2019er Jahrgang Rebflächen von insgesamt 42 Hektar für eine mögliche Eiswein-Lese an. Für sie bedeutet der ausgebliebene Frost einen Totalverlust. Beim Jahrgang 2018 waren es noch rund 683 Winzer gewesen mit einer Fläche von 584 Hektar.

Eisweine sind auf Kälte angewiesen

Nach einer Eisweinlese werden die natürlich gefrorenen Trauben sofort gekeltert, was einen stark konzentrierten, süßen Most ergibt. Je kälter es bei der Beerenlese ist, desto höher die Konzentration von Zucker, Säure und Fruchtstoffen in den Traubenbeeren. Das in den Beeren enthaltene Wasser bleibt als Eis in der Kelter zurück, während der Most, dessen Gefrierpunkt tiefer liegt als der von Wasser, zur Vergärung ins Fass kommt. Die Hefe hat ihre Mühe, einen Most mit so hohem Zuckergehalt zu vergären. Daher haben deutsche Eisweine meist sehr hohe natürliche Restzuckergehalte von über 100 Gramm pro Liter, aber nur relativ geringe Alkoholgehalte von etwa sieben Volumenprozent.

„Eisweine bald eine kostbare Rarität“

Ein Problem für Eisweinwinzer liegt inzwischen auch darin, dass die Trauben bei höheren Sommertemperaturen früher reif werden. „Dadurch wird der Zeitraum, den die Trauben in einem gesunden Zustand bis zu einer möglichen Eisweinlese überstehen müssen, immer länger“, erklärt das Weininstitut. In Jahren mit geringen Erträgen wie 2019 gehen viele Erzeuger auch nicht das Risiko ein, Trauben durch eine eventuell ausbleibende Eisweinlese zu verlieren. „Wenn sich die warmen Winter in den nächsten Jahren häufen, dürften Eisweine aus den deutschen Weinregionen bald eine noch kostbarere Rarität werden, als sie es sowieso schon sind“, erklärt Büscher. Eisweine gelten als besonderes Aushängeschild eines Winzers und sind auch lukrative Exportweine insbesondere nach Japan, China, in die skandinavischen Länder und in die USA. (dpa/TH)

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