Hauptlese

Weinernte beginnt mit großen Hoffnungen

Weingläser in einem Weinberg
Die deutschen Winzer sind überzeugt: Die kühlen Nächte und warmen Tage in den letzten Tagen seien ideal für die Aromabildung in den Trauben gewesen. (© Visions-AD/Fotolia)
Dieser Tage hat vielerorts die Hauptlese begonnen. Die Winzer erwarten aufgrund des Klimas insgesamt eine gute Qualität, aber rund 20 Prozent weniger Ertrag. 
Donnerstag, 12.09.2019, 10:09 Uhr, Autor: Thomas Hack

In Rheinhessen und der Pfalz hat dieser Tage die Hauptlese von Weintrauben begonnen. Erwartet werde eine gute Qualität und 20 Prozent weniger Ertrag. Zum Start der Lese in einem Weinberg in Westhofen etwa sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut, die kühlen Nächte und warmen Tage in dieser Woche seien ideal für die Aromabildung in den Trauben. „Es ist früher losgegangen, als wir noch vor drei Wochen gedacht haben“, so der Sprecher des Weininstituts weiter. Der traditionelle Lesebeginn liegt in der zweiten Septemberhälfte. „In den letzten zehn Jahren hat sich dies aber immer weiter nach vorne verlagert.“ Wertvoll sei der letzte Regen gewesen, da sich dadurch die ansonsten eher kleinen Beeren noch etwas mehr gefüllt hätten. Der Ertrag werde aber unter dem langjährigen Durchschnitt von bundesweit neun Millionen Hektolitern im Jahr bleiben.

Weniger Probleme mit Zucker und Alkoholgehalten

Neben Rheinhessen und der Pfalz hat die Lese auch in Baden, Franken und Sachsen begonnen. Insgesamt etwas später dran sind die Anbaugebiete Mosel, Mittelrhein und Rheingau. „Beim Riesling dauert es noch ein bis zwei Wochen“, sagte Büscher. Im Weingut Hirschhof in Westhofen wurde bereits Spätburgunder gelesen, um daraus für die spätere Sektherstellung einen „Blanc de Noir“ zu erzeugen, also ohne die roten Farbstoffe aus der Beerenhaut. Mit einem Refraktometer ermittelte der Winzer Tobias Zimmer den Zuckergehalt im Traubenmost: „80 Grad Oechsle, das ist eine Punktlandung.“ Dieses Jahr habe man weniger Probleme mit viel Zucker und entsprechend hohen Alkoholwerten, sagte der Winzer. Der Regen im August und Anfang September habe den Trauben gut getan. „Der Zustand der Trauben ist sehr gut“, sagte der Präsident des Weinbauverbands Rheinhessen, Ingo Steitz. „Wir rechnen bei etwas mehr Säure in den Trauben mit einer guten Qualität und bundesweit mit 20 Prozent weniger Ertrag als 2018.“ Für die Verbraucher seien gleichwohl keine wesentlichen Preisänderungen zu erwarten.

„Die Ernte fällt überraschend gut aus.“

Im Weingut Schloss Rattey haben indes Mitglieder des Winzervereins  die ersten Trauben der weißen Sorte Solaris geerntet. Die Ernte falle überraschend gut aus, sagte der Leiter des Weinguts, Stefan Schmidt. Auch die Qualität sei sehr gut. Der Frost Anfang Mai hatte Blätter und Triebe der Rebstöcke fast komplett erfrieren lassen. Doch die Befürchtungen um Einbußen bestätigten sich nicht, die Pflanzen brachten neue Triebe hervor. „Das ist schon sensationell“, sagte Schmidt. Auch die Trockenheit schadete den Rebstöcken nicht, ihre Pfahlwurzeln reichen metertief zu Wasseradern im Boden. Die Ernte werde voraussichtlich Ende September abgeschlossen. Wenn die Trauben noch etwas Sonne bekommen, werde der Zuckergehalt noch steigen, sagte Schmidt. Schmidt erwartet – wie die Winzer in anderen deutschen Anbaugebieten auch – einen um 10 bis 20 Prozent geringeren Ertrag als im Rekordjahr 2018. Vom Vorjahr lagert noch viel Wein in Tanks, es fehle an Flaschen, ihn abzufüllen. Wie Schmidt sagte, hat er im Februar Flaschen bestellt, die Lieferung sei für Ende September zugesagt. Die Glasindustrie komme mit der Produktion nicht hinterher, weil viele Getränkeproduzenten auf Glasflaschen umsteigen wollten. (lrs/lmv/TH)

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