Rekordsommer 2018

Eiswein fällt dieses Jahr vielerorts aus

Weintrauben an einem rebstock, die mit Schnee bedeckt sind
Um Eiswein herstellen zu können, müssen die Trauben mit einer Temperatur von mindestens minus sieben Grad Celsius gepresst werden. (© McNic/Fotolia)
Der Hitzesommer hat den Winzern einen optimalen Weinjahrgang 2018 beschwert. Jetzt auf Eiswein zu setzen, stellt ein großes Risiko dar, doch dieses Glücksspiel könnte sich lohnen.
Dienstag, 27.11.2018, 10:14 Uhr, Autor: Thomas Hack

Aufgrund des trocken-heißen Rekordsommers sind die Chancen auf einen Eiswein des Jahrgangs 2018 äußerst gering – zumindest im Weinbaugebiet Franken. Lediglich eine Handvoll Winzer sind nach der extrem frühen Ernte dieses Jahr bereit, das Risiko einzugehen und die restlichen Weintrauben bis zum ersten starken Frost an den Rebstöcken zu belassen. „Die Gefahr, dass man am Ende gar keinen Eiswein ernten kann, ist sehr groß“, lässt Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes, dazu verlauten. Die Winzer konnten in diesem Jahr bereits Ende August ihre reifen Trauben in die Keller holen, vier Wochen früher als üblich. „Dann muss man schon sehr lange auf den Frost warten“, so Steinmann weiter.

Nur wenige Winzer wollen das Eiswein-Glücksspiel wagen
In diesem Jahr dagegen könnte sich das Glücksspiel der Eisweinproduktion aber durchaus lohnen: Es hängen noch immer sehr gesunde Trauben in den Weinbergen jener Winzer, die es mit den edelsüßen Weinen probieren wollen. „Wenn der Frost jetzt früh käme, kann das richtig gut werden. Dann werden die, die das Risiko eingegangen sind, richtig belohnt werden“, so Präsident Steinmann dazu. Von etwa einem halben Dutzend Winzern ist derzeitig bekannt, dass sie das Wagnis eingehen möchten, darunter auch der Würzburger Christian Reiss. „Der Eiswein schließt das Weinjahr irgendwie ab“, kommentierte der 50-Jährige und ist überzeugt, dieser könne insbesondere nach einem derart qualitativ einzigartigen Weinjahr 2018 noch genau das passendes Highlight der Lese sein.

Eine der teuersten Spezialitäten der Welt
Um Eiswein herstellen zu können, müssen die Trauben mit einer Temperatur von mindestens minus sieben Grad Celsius gepresst werden, da dann das Wasser in den Trauben noch gefroren ist und nur ein stark konzentrierter Most mit einem hohen Zuckergehalt von der Presse fließt. Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass der Eiswein ein Mostgewicht von mindestens 125 Grad Öchsle haben muss. Eiswein aus Franken gab es zuletzt 2016, wogegen im vergangenen Jahr die Eiswein-Ernte in Nordbayern buchstäblich ins Wasser fiel, da das zu feuchte Herbstwetter die Trauben zu schnell hatte faulen lassen. Aus Trauben, die 100 Liter Wein ergeben würden, können acht bis zehn Liter Eiswein gewonnen werden, wobei eine Flasche Eiswein zwischen 50 und 100 Euro kosten kann. Die Spezialität zählt somit zu den teuersten Weißweinen der Welt. (lby/TH)

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