Bier aus Brot: Resteverwertung im Maßkrug
Das Bier ist bernsteinfarben und würzig, für die besondere Geschmacksnote sorgt unter anderem die Verzuckerung an den Brotkrusten. Brotkrusten? Tatsächlich, Dominic Meyerhans lässt in der Schweiz Bier aus Brot brauen. „Unser Leitfaden ist: wertschätzender Genuss“, sagt der 40-Jährige aus Weinfelden 20 Kilometer südlich von Konstanz am Bodensee. Und das bezieht sich nicht nur auf den Geschmack. Meyerhans will einen Beitrag zur Reduzierung von Lebensmittelresten leisten. Das Brot kommt aus den Restbeständen von Bäckereien. Gegen die Verschwendung noch brauchbarer Lebensmittel ziehen auch in Deutschland immer mehr Unternehmer zu Felde.
123 Kilogramm Lebensmittel landen pro Jahr im Müll
Es sind gigantische Berge von noch tauglichem Essen, die in Europa im Müll landen: angeschlagenes Obst, Artikel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum, oder Salat, der im Kühlschrank welk wurde, bevor er auf den Tisch kam. Europaweit werden laut der Umweltstiftung WWF mindestens 123 Kilogramm genusstaugliche Lebensmittel pro Person und Jahr weggeworfen. In Deutschland wären das zehn Millionen Tonnen, oder gut 300 Kilogramm pro Sekunde.
Zwei Millionen Tonnen weggeworfene Lebensmittel sind nach WWF-Angaben aus Getreide, vor allem Brot- und Backwaren. Da setzt Meyerhans an, Mühlenunternehmer in sechster Generation. Mit drei Mitstreitern gründete er die Firma „Damn Good Food & Beverages“ – übersetzt etwa: Verdammt gutes Essen und Trinken. Sie sammelt unverkauftes Brot aus Bäckereien. Das wird getrocknet und gemahlen und mit Wasser, Hefe Hopfen und Gerstenmalz zu Bier gebraut.
Das Brot ersetzt etwa 30 Prozent des Braumalzes. Mit acht Tonnen Brot gibt es 1.000 Hektoliter. Eine 0,33-Liter-Flasche kostet 2,30 Schweizer Franken (gut 2 Euro). Zum Vergleich: eine Flasche Lager kostet etwa 1,40 Franken.
Diese App ist keine Verschwendung
Gegen die Verschwendung von Lebensmitteln soll auch die Anwendung „Too Good To Go“ helfen. Per Smartphone-Click können Nutzer in ihrer Umgebung Restaurants und Geschäfte finden, die vor Ladenschluss noch übriges Essen preisgünstig abgeben. In Deutschland startete die App in diesem Jahr. „Wir haben schon 40 000 Mahlzeiten gerettet“, sagt Sprecherin Teresa Sophie Rath. Das Essen kostet ein paar Euro, 500 Betriebe machen nach ihren Angaben schon mit. Aus der Idee soll irgendwann ein profitables Geschäft werden. (dpa / FL)