Mobbing am Arbeitsplatz

Homosexualität in der Gastro: So leiden schwule Kellner!

Schwule Kellner halten sich in den Armen
Haben es schwule Kellner schwerer? (Foto: © Rawpixel.com/fotolia)
Die Ehe für alle ist derzeit in aller Munde. Sie ist zu einem zentralen Punkt des Wahlkampfes aller Parteien geworden. Homosexualität ist längst nichts Besonderes mehr – eigentlich! In der Realität zeigt sich jedoch oft, dass schwule und lesbische Servicekräfte nicht immer gern gesehen sind.
Freitag, 30.06.2017, 10:32 Uhr, Autor: Markus Jergler

Jeder mit ein bisschen Gastronomieerfahrung weiß, dass diese  Branche ihren eigenen Regeln folgt. Es herrscht oft ein ganz spezieller, teils schwarzer Humor und viele Dinge bekommen die Gäste niemals mit. Die langen Arbeitszeiten sowie die psychische und physische Belastung im Allgemeinen machen die Arbeit in der Gastro zu einer echten Bewährungsprobe. Wenn man sich als Koch oder Servicekraft dann auch noch in irgendeinem Punkt vom Rest des Personals unterscheidet und dies bei den Kollegen nicht gut ankommt, ist die Arbeit kaum auszuhalten. Schwulenfeindlichkeit ist dafür ein leider häufiges Beispiel.

Andy, 29, ehemaliger Kellner, ist so ein Fall. Im Gespräch mit dem Portal „Munchies“ berichtet er von seinen Erfahrungen, die er als homosexueller Kellner gemacht hat. Regelmäßige Klapse auf den Hintern waren noch weniger schlimm. Aber wenn Kollegen mit einer Banane oder einem Würstchen vor seinem Gesicht herumwedelten und dabei Sprüche von sich gaben wie „Ohhh, pass auf, wenn du dich bückst“, hat das immer Spuren hinterlassen. Auch dass Barkeeper immer auf „ganz bestimmte Weise“ die Gurke in den Mund nahmen, wenn Andy an ihnen vorbeiging, hinterließ kein schönes Gefühl. Klar, anfangs hat Andy ab und zu selbst darüber gelacht, aber nach dem tausendsten Mal war es einfach nur noch verletzend. Es gehörte zum täglichen Arbeitsalltag mit dazu.

Es gibt noch viele weitere Beispiele. Eine Autorin des Portals „Noisey“ erzählt von ihrem Bruder, einem „Kellner aus Leidenschaft“. Als dessen Homosexualität bekannt wurde, wollte keiner seiner etwa 70 (!) männlichen Kollegen mehr mit ihm zusammenarbeiten. Der Geschäftsführer legte ihm sogar nahe, den Betrieb zu verlassen. „Ich hatte einen mir zugeteilten Kollegen, der nicht mehr mit mir arbeiten wollte, weil andere über mich geredet haben. Einer sah mich, als ich mit meinem damaligen Freund gebusselt habe. Nach einiger Zeit wollte keiner mehr mit mir arbeiten. Irgendwann kam dann der Geschäftsführer zu mir und meinte, es wäre besser, wenn ich aufhöre, dort zu arbeiten. Er sagte, man würde gewisse Spannungen mitbekommen und will nicht, dass jemand handgreiflich wird“, so das Zitat. Auch wenn dieser Vorfall zehn Jahre her ist, zeigt er doch, wie ernst mögliche Konsequenzen ausfallen können, nur weil man schwul ist.

Im Jahr 2009 bekam ein homosexueller Kellner in London 21.500 Pfund Schmerzensgeld. Kollegen hätten immer wieder derbe Kommentare über seine sexuelle Orientierung gemacht und vor ihm Geschlechtsverkehr simuliert. Sein Chef hätte ihm eine viel zu enge Arbeitsuniform gegeben, mit der er auch im Winter nach draußen gehen musste. Als sich durch die Kälte die Brustwarzen abzeichneten, zwickte ihm ein Gast sogar dort hinein. Sein Chef hätte dazu nur gesagt: „Und, hat es dir gefallen?“ Dabei soll er noch „Like A Virgin“ von Madonna gesungen haben. Auch im Jahr 2017 ist Homosexualität immer noch ein heikles Thema. Obwohl immer mehr Menschen Entwicklungen wie die Ehe für alle unterstützen, gibt es nach wie vor Mobbing und Diskriminierung, die hinter den Kulissen, teilweise aber auch in aller Öffentlichkeit stattfinden. (Noisey/Munchies/Queer/MJ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Kiffen im Biergarten (Foto: © picture alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand)
Gastronomie
Gastronomie

Cannabis in Kneipe und Co.

Ab dem ersten April ist das Rauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit legal erlaubt. Nun fragen sich bereits die ersten Gastronomen, wie sie mit der ungewohnten Situation umgehen sollen. 
Festival Gastronomie braucht einen Handlungsleitfaden für die Sicherheit. (Foto: Nenetus/adobe.stock.com)
Sicherheit
Sicherheit

Festival-Gastronomie: Handlungsleitfaden für den sicheren Betrieb

Die Gastronomie wird auf Veranstaltungen vor verschiedene Herausforderungen gestellt. Neben wechselnden Personal zählen auch Vorgaben der Organisatoren dazu. Trotzdem haben Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Vorrang.
Eine Gastronomin sitzt vor ihrem PC und geht die Abrechnung durch
Fristverlängerung
Fristverlängerung

Neuer Stichtag für Rückzahlung der Corona-Hilfen

Alle Unternehmen, die Überbrückungshilfen erhalten haben, müssen selbst aktiv werden und eine Schlussabrechnung einreichen. Bereits zum zweiten Mal wurde die Frist dafür nun verlängert. Was gilt es hierbei zu beachten?
Gast gibt Essen zurück
Neun Praxisbeispiele
Neun Praxisbeispiele

Fehler in der Gastronomie: Wann müssen Wirte dafür aufkommen?

Pannen passieren – auch in der Gastronomie. Doch wann müssen die Wirte dafür geradestehen und wann kommt der Gast dafür auf? Neun Beispiele aus der Praxis zeigen, welche Rechte Restaurantgäste überhaupt haben.
Pärchen, das im Außenbereich eines Restaurants speist
Sondernutzungserlaubnis
Sondernutzungserlaubnis

Einige Städte verlängern Sonderrecht für Außengastronomie

Mit steigenden Temperaturen steigt auch die Lust, im Lieblingscafé oder der Stammkneipe die Tische unter freiem Himmel zu reservieren. In den Pandemie-Jahren konnten Gastronomen ihre Außenbereiche vergrößern. Einige Städte im Südwesten behalten das nun bei.
Geld wird übergeben.
Arbeitsrecht
Arbeitsrecht

Arbeitsfreie Feiertage und Entgeltzahlung: Was gilt? 

Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, ihren Angestellten ein Entgelt zu bezahlen. Bei bundesweiten Feiertagen ist die Regelung klar. Aber was sagt der Gesetzgeber bei landesgesetzlichen Feiertagen?
Richterin mit Hammer
Urteilsspruch
Urteilsspruch

BGH schafft Klarheit zum Versicherungsschutz im Corona-Lockdown

Gastronomen und Hoteliers waren von den Schließungen in der Pandemie geschockt. Ein Teil von ihnen hatte für diesen Fall eine Versicherung abgeschlossen – aber die zahlte nicht immer. Jetzt steht fest, wann Betroffenen rechtmäßig Geld zusteht.
Wegen Lockdown geschlossenes Restaurant
Rechtsprechung
Rechtsprechung

Mietminderung nach Einzelfallprüfung möglich

Können Mieter gewerblich genutzter Räume die Miete aufgrund des Lockdowns mindern? Generell ist dies laut Bundesgerichtshof möglich, es bedarf jedoch immer einer Überprüfung der jeweiligen Umstände – auch um die Höhe der Mietminderung festzulegen.