Hygienevorschriften

Gastronomen schneiden bei Kontrollen gut ab

Ein Kontrolleur öffnet ein Küchenkühlhaus
Bei Lebensmittelkontrollen in Gastronomiebetrieben interessiert die Inspekteure vor allem Hygiene, Personal und Lebensmittel sowie die richtige Kennzeichnung von Zutaten. (© Syda Productions/Fotolia)
Bei Lebensmittelkontrollen werden in den meisten Gastronomiebetrieben lediglich Mängel bei der Kenntlichmachung von Zusatzstoffen und Allergenen festgestellt. Doch die Bürokratie zwingt viele kleine Lokale trotzdem in die Knie.
Montag, 29.07.2019, 10:43 Uhr, Autor: Thomas Hack

Wie eine aktuelle Umfrage der dpa ergeben hat, bekommen Gastronomiebetriebe bei Lebensmittel- und Hygienekontrollen regelmäßig gute Noten, zumindest im Bundesland Brandenburg. Doch der Aufwand dafür wird immer größer. „Die Gastronomen schneiden bei Kontrollen überwiegend gut ab“, sagt etwa der Sprecher der Landeshauptstadt Potsdam, Jan Brunzlow. Durchschnittlich würden Betriebe in Potsdam zweimal im Jahr kontrolliert. Besonders interessiere die Kontrolleure dabei Hygiene, Personal und Lebensmittel sowie die richtige Kennzeichnung von Zutaten. „Bei den meisten gastronomischen Einrichtungen werden lediglich Mängel bei der Kenntlichmachung von Zusatzstoffen und Allergenen festgestellt“, berichtet Sabine Kramer, die für Lebensmittelüberwachung im Landkreises Prignitz zuständig ist. Bei rund 25 Prozent der Gaststätten würden meist kleine Mängel bei Ordnung und Sauberkeit sowie im Umgang mit den Produkten festgestellt. Dann seien gebührenpflichtige Nachkontrollen, aber auch Verwarnungen oder Bußgelder fällig.

„Immer neue Gesetze, immer mehr Bürokratie“

Von den Sanktionen sind Kramer zufolge besonders Imbisse betroffen. „Dort kam es auch schon zu kurzzeitigen Betriebsschließungen kommen.“ Nach Beseitigung der Mängel hätten die Lokale wieder öffnen können. Kein Problem mit den Kontrollen, wohl aber mit dem Aufwand hat der Dehoga in Brandenburg. „Bevor der Koch an den Herd geht, hat er in der Regel schon eine Stunde Büroarbeit hinter sich“, kritisiert Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke. Nach Küchenschluss folgten weitere Stunden für Dokumentation und Buchführung. Immer neue Gesetze und EU-Richtlinien sowie „Übervorsicht“ sorgten für mehr Bürokratie. „Auch wenn Betriebe gar keine Schädlinge haben, müssen sie ein Schädlingsbekämpfungsprotokoll führen“, nennt Lücke ein Beispiel. Außerdem seien Kontrollen von Amt zu Amt und Bundesland zu Bundesland verschieden. „Deshalb fordern wir bundesweit einheitliche Standards bei den Kontrollen, damit sich die Betriebe adäquat darauf einstellen können“, so Lücke weiter.

Erleichterung durch Digitalisierung

Für Firmen mit häufigem Betreiberwechsel oder mit älterer Bausubstanz sei das eine Herausforderung, sagt der Potsdamer Stadtsprecher Jan Brunzlow. Durch den Fachkräftemangel werde ungelerntes Personal ohne genügend Fach- und Sprachkenntnisse eingestellt. Dadurch werde die Dokumentation noch schwieriger. „Die Anforderungen an die Gastronomen steigen stetig“, sagt Stephanie Koßmann, Amtstierärztin des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Kleinere Betriebe würden sich nicht mehr zurechtfinden, Beanstandungen fielen dann recht hoch aus – „bei gleichbleibender Ordnung und Sauberkeit“, wie sie hinzufügt. Die Digitalisierung beschert den Gastronomen aber einige Erleichterungen. „Protokolle können schon bequem auf dem Tablet-PC erstellt werden“, sagt Olaf Lücke. Mit Hilfe einer App werde etwa die Temperatur des Kühlschranks kontrolliert. Auch biete der Dehoga seinen Mitgliedern Schulungsseminare und einen sogenannten Hygiene-Ordner. „Dafür haben wir von den Gastronomen bisher positives Feedback erhalten“, so Lücke. (dpa/TH)

P.S.: In der HOGAPAGE Spezial-Jobbörse gibt es tagtäglich auch jede Menge spannender Jobs in der Gastronomie

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Eine Lebensmittelkontrolle im Labor
Hygiene
Hygiene

Lebensmittelkontrollen weitgehend ausgesetzt

Eine aktuelle Umfrage bei den deutschen Landesbehörden hat ergeben, dass in 14 Bundesländern routinemäßige Lebensmittelkontrollen reduziert oder komplett eingestellt wurden.
Julia Klöckner
Politik
Politik

Bundesministerium äußert sich zu Lebensmittelkontrollen

Nachdem bekannt geworden war, dass wohl jede dritte Lebensmittel- und Restaurantkontrolle ausfalle, schaltete sich nun das Ernährungsministerium ein. Klöckner stellt klar, dass die Überwachung ausschließlich Ländersache sei. 
Lebensmittelkontrolleure in einem Betrieb
Politik
Politik

Lebensmittelkontrollen sollen für Qualitätsbetriebe eingeschränkt werden

Die Lebensmittelkontrollen in Deutschland sollen zukünftig stärker auf auffällige Betriebe mit Problemen ausgerichtet werden, weniger auf Betriebe mit guten Qualitätsregeln. Kritik an diesem Plan kommt unter anderem von den Grünen.
Eine Lebensmittelkontrolle in einer Großküche
Bürokratie
Bürokratie

Zahl der Lebensmittelkontrollen sinkt rapide

Aufgrund fehlender Gelder gibt es auch in Deutschland immer weniger Lebensmittelkontrollen. Verbraucherverbände kritisieren die Situation und fordern gleichzeitig standardisierte Hygiene-Label für Restaurants.
CHECK HACCP
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Mit CHECK HACCP von Rieber Zeit, Geld und Papier einsparen

In Deutschland sind alle Unternehmen, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten oder vertreiben, der Gefahrenanalyse und -kontrolle (HACCP) verpflichtet – inklusive der lückenlosen Dokumentation. Dies ist ein lästiger, zeitaufwendiger und kostenintensiver Prozess. Mit CHECK HACCP liefert Rieber eine digitale, schnelle und papierlose Lösung für die HACCP-Dokumentationspflicht.
Katrin Eder.
Lebensmittel retten
Lebensmittel retten

Grüne wollen Mindesthaltbarkeit bei Lebensmitteln neu regeln

Rheinland-Pfalz will im Bundesrat eine Initiative starten. Die soll die Angaben zur Mindesthaltbarkeit bei Lebensmitteln neu regeln. Wie sehen die konkreten Pläne der Ernährungsministerin aus?
Cem Oezdemir
Krise
Krise

Özdemir erwartet weiter steigende Lebensmittelpreise

Der Höhepunkt bei den Kosten für Lebensmittel ist wohl noch nicht erreicht. Bundesernährungsminister Cem Özdemir vermutet, dass die Lebensmittelpreise weiter steigen werden und befürwortet deshalb Entlastungen.