Arbeitsrecht

900 Millionen unbezahlte Überstunden

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) lehnt eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes weiterhin ab. (Foto: dima_sidelnikov/fotolia)
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) lehnt eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes weiterhin ab. (Foto: dima_sidelnikov/fotolia)
Als „zynisch“ hat Guido Zeitler, stellvertretender Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), den Vorschlag des Chefs der Wirtschaftsweisen zurückgewiesen, das Arbeitszeitgesetz sei veraltet und müsse flexibilisiert werden.
Dienstag, 14.11.2017, 09:07 Uhr, Autor: Markus Jergler

„Das Arbeitszeitgesetz ermöglicht bereits jetzt sehr flexible Arbeitszeiten“, erklärte Zeitler in einer Pressemitteilung. Deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden Jahr für Jahr 1,8 Milliarden Überstunden leisten – die Hälfte davon unbezahlt. Zeitler bezieht sich auf Zahlen des aktuellen Mikrozensus, nach dem in allen Branchen bereits jetzt gut 4,1 Millionen Menschen an Sonntagen und 2,7 Millionen nachts arbeiten. 6,8 Millionen Beschäftigte seien zudem zwischen 18 und 23 Uhr im Job aktiv. „Das ist flexibel genug und trägt übrigens auch dazu bei, dass Deutschland Exportweltmeister ist“, so Zeitler.

Arbeitszeitgesetz ist Schutzgesetz
Die Folgen von Entgrenzung der Arbeitszeit und Verdichtung der Arbeit seien heute schon deutlich: Die Zahl der psychischen Erkrankungen steige seit Jahren. „Künftig 13 Stunden täglich an bis zu sechs Tagen pro Woche zu arbeiten – das lehnen wir entschieden ab. Es widerspricht auch allen Erkenntnissen der Arbeitsmedizin. Das Arbeitszeitgesetz ist ein Schutzgesetz. Und Gesundheitsschutz veraltet nicht! Das sollte auch der ‚Wirtschaftsweise‘ Christoph Schmidt wissen“, so Zeitler.

Lange Arbeitszeiten an jedem Tag der Woche sind schon immer insbesondere für das Gastgewerbe typisch. Von den 2,2 Millionen Beschäftigten in dieser Branche gaben laut Mikrozensus 430.000 an, regelmäßig sonntags zu arbeiten, 370.000 weitere regelmäßig nach 18 Uhr. „Aufgrund dieser widrigen Arbeitsbedingungen gibt es bereits jetzt große Probleme, Fach- und Arbeitskräfte für das Gastgewerbe zu finden. Notwendig ist nicht die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit, sondern eine bessere Ausbildung und ein Richtungswechsel hin zu besseren Arbeitsbedingungen und gesunden Arbeitszeiten“, hat der NGG-Vize gefordert. (MJ)

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