Leadership

Wie gelingt moderne Führung?

Porträt von Michael Anfang
Michael Anfang begleitet seit über 20 Jahren Hotels im gesamten DACH-Raum und in Südtirol dabei, Betten zu füllen, Direktbuchungen zu steigern und Marketing- sowie Vertriebs-Potenziale optimal zu nutzen. (Foto: © Anfang.Team)
Wo Vertrauen wächst, entstehen leistungsstarke Teams. Was moderne Führung wirklich braucht – und warum Mut wichtiger ist als Macht.
Montag, 17.11.2025, 08:15 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

In der neuen Arbeitswelt gewinnt, wer Kontrolle als Haltung versteht – nicht als Werkzeug. Dennoch herrscht bei vielen Führungskräften der Gedanke, dass Machtverzicht automatisch Kontrollverlust bedeutet.

Die Berufserfahrung von Michael Anfang, Hotelmarketingexperte, zeigt jedoch ein anderes Bild: Wer Verantwortung im Team teilt, gewinnt Einfluss – durch Vertrauen. Das Abgeben von Macht stelle demnach keinen Verlust dar, sondern einen strategischen Akt echter Führungsstärke.

Oder, wie Management-Vordenker Peter Drucker formulierte: „Management ist, die Dinge richtig zu tun. Führung ist, die richtigen Dinge zu tun.“ Moderne Führung bedeutet, Orientierung zu geben – nicht Mikromanagement zu betreiben.

Kontrolle heißt heute: Orientierung statt Überwachung

In komplexen und dynamischen Märkten kann keine Führungskraft alles wissen oder steuern. Mitarbeiter sind längst keine reinen „Ausführenden“ mehr, sondern Mitdenker, Mitgestalter und Mitverantwortliche. Kontrolle bedeutet heute, Rahmen und Richtung zu geben – nicht jede Entscheidung selbst zu treffen.

Diese Form moderner Kontrolle entsteht durch Klarheit, Transparenz und gegenseitiges Vertrauen. Offene Kommunikation, verständliche Ziele und die bewusste Zulassung von Freiräumen schaffen die Voraussetzung dafür, dass Mitarbeiter eigenverantwortlich handeln können.

Ein Beispiel aus der Beratungspraxis von Michael Anfang zeigt dies deutlich: Ein Hoteldirektor entschied sich, seine Abteilungsleitungen stärker in operative Entscheidungen einzubeziehen – von Budgetfragen bis zur Personalplanung. Das Ergebnis: Die Motivation stieg messbar, die Fluktuation sank, und sowohl Gästezufriedenheit als auch Umsatz entwickelten sich positiv. Kontrolle wurde zu einem gemeinsamen Orientierungsrahmen.

Vertrauen und Loyalität – die Währung moderner Führung

Vertrauen ist kein „weiches Thema“. Oft als Soft Skill abgetan, zeigt die Realität, dass Vertrauen ein harter Wettbewerbsfaktor ist. Teams mit hoher Vertrauenskultur arbeiten schneller, innovativer und widerstandsfähiger. Vertrauen reduziert Reibungsverluste, fördert Kreativität und stärkt die Bindung an das Unternehmen.

Doch Vertrauen besitzt eine entscheidende Ergänzung: Loyalität. Diese entsteht dort, wo Menschen sich gesehen, ernst genommen und wertgeschätzt fühlen. Loyalität ist das stille Versprechen, auch in herausfordernden Phasen füreinander einzustehen. Eine loyale Belegschaft entsteht durch Führung, die auf Fairness, Integrität und Authentizität setzt.

Der britisch-amerikanische Autor und Unternehmensberater Simon Sinek bringt es auf den Punkt: „Wenn Menschen dich als Führungskraft respektieren, folgen sie dir, selbst wenn du ihnen keinen Titel gibst.“ Loyalität ist somit die höchste Form des Vertrauens – und bildet das Fundament langfristigen Erfolgs.

Struktur als Rückgrat moderner Führung

Freiheit benötigt Struktur. Verantwortlichkeiten müssen klar definiert und sinnvoll verteilt sein, damit Eigenverantwortung tatsächlich gelebt werden kann. Eine gute Führungskraft sorgt dafür, dass Talente sichtbar werden, Entwicklung gefördert wird und dass weder Zeitmangel noch Budget als Ausrede dienen, Potenziale brachliegen zu lassen.

Ein klarer Rahmen schafft Sicherheit – und Sicherheit ist die Grundlage dafür, dass Menschen mutig sowie kreativ handeln können.

Die wahre Kunst: Sich überflüssig machen

Das Ziel moderner Führung besteht darin, sich operativ überflüssig zu machen, um strategisch wirksamer zu sein. Vertrauen zu schenken, Verantwortung zu verteilen und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, schafft Organisationen, die ohne ständige Kontrolle funktionieren – und gerade darin ihre Stärke finden.

Gute Führung ist dann gelungen, wenn ein Team erfolgreich ist – auch in Abwesenheit der Führungskraft. Am Ende geht es um eine grundlegende Haltung: Kontrolle neu zu denken bedeutet, Macht zu teilen, um Wirksamkeit zu vervielfachen. Loyalität, Vertrauen und Struktur stehen dabei nicht im Widerspruch, sondern bilden drei Säulen einer zukunftsfähigen Führungskultur.

Kurz gesagt: Moderne Führung gelingt, wenn Kontrolle als Orientierung verstanden wird, Vertrauen und Loyalität als zentrale Währung gelten, Struktur Freiheit ermöglicht und Führungskräfte den Mut aufbringen, sich selbst ein Stück weit überflüssig zu machen. Führung ist somit weniger eine Frage der Macht – sondern des Mutes, Vertrauen zu schenken.

(Krimmer Consulting/SAHO)

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