Was ein Luxushotel leisten muss
Das beste Hotel der bayerischen Landeshauptstadt ist inzwischen 176 Jahre alt. Im Jahr 1924 stellte der Bayerische Hof sogar das größte Hotel in ganz Europa dar. 1974 wird das Fünf-Sterne-Haus Mitglied von „The Leading Hotels oft he World“ und, als erstes deutsches Haus, auch von „Preferred Hotels and Resorts Worldwide“.
Ein Haus obersten Ranges muss selbstverständlich durch luxuriöse Zimmer und Suiten, absolut perfekten Service und hundertprozentige Diskretion überzeugen. Das sind Grundvoraussetzungen für den Erwerb der begehrten fünf Sterne. Um dauerhaft zu den Top-Adressen zu gehören, sind regelmäßige „Prüfungen“ jedoch unerlässlich. Im Falle des Bayerischen Hofs wäre diese alljährliche Prüfung wohl die Münchener Sicherheitskonferenz (MSC – Munich Security Conference), welche seit 1963 in der Isarmetropole stattfindet. Jedes Jahr gastieren dann zahlreiche Spitzenpolitiker aus der ganzen Welt im Bayerischen Hof. In diesem Jahr waren es insgesamt 650 hochrangige Persönlichkeiten, darunter Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier, der US-Vize Präsident Mike Pence, Chinas Außenminister Wang Yi, Ungarns Premierminister Viktor Orban sowie Microsoft Gründer-Bill Gates.
Im Vorfeld der Konferenz sind enorme Sicherheitsvorkehrungen notwendig. 4.000 Polizisten und drei Sprengstoffhunde waren im Einsatz. Über 600 Sperrgitter wurden aufgebaut, 1.100 Kanaldeckel, Stromverteiler und Parkscheinautomaten kontrolliert sowie 950 zusätzliche Halteverbote aufgestellt.
Hinter den Kulissen
Der Bereich rund um den Bayerischen Hof wurde für drei Tage fast vollständig gesperrt. Das Fünf-Sterne-Haus wird für die Dauer der MSC komplett gebucht. Während die globale Politik-Elite im Bayerischen Hof zu Gast ist, kümmern sich 940 Hotelangestellte um sämtliche Bedürfnisse. Das Personal ist top ausgebildet, spricht im Normalfall mehrere Sprachen und weiß, was es bedeutet in der gehobenen Hotellerie zu arbeiten. Wer es schafft eine offene Stellenausschreibung in einem Luxus-Hotel wie dem Bayerischen Hof zu besetzen, wird es in der Branche in der Regel weit bringen.
Allein für die Fahrdienstbereitschaft standen während der MSC 135 Autos zur Verfügung. Jeden Tag wurden verschiedene 1.500 Speisen von den Köchen zubereitet, egal ob Hummer oder Weißwurst. Das Hotel kalkulierte 7.000 Flaschen Mineralwasser, 1.600 Säfte, 4.500 Soft-Drinks, 16.000 Tassen Kaffee, 2.000 Flaschen Bier sowie 650 Flaschen Wein für die MSC ein. Ein unglaublicher Aufwand für das Personal. Die Kunst ist dennoch, dass die Gäste keinerlei Hektik oder Stress mitbekommen.
Ein solches Ereignis ist für ein Hotel die ultimative Bewährungsprobe. Das Hotel Bayerischer Hof besteht seine Prüfung seit Jahren mit Bravour – für andere Hotels auf dem Weg nach oben ein großes Vorbild. Nur wer die anspruchsvollsten Gäste zufriedenstellen, absolute Diskretion gewährleisten und höchste Qualität über Jahrzehnte aufrecht erhalten kann, wird sich in die Riege der deutschen Luxus-Hotels einreihen können. (AZ/MJ)