So vergrault man seine Azubis
Jeder Gastronom weiß, dass die Zeiten hart sind. Als Chef eines gastronomischen Betriebes hat man es alles andere als leicht. Zwölf-Stunden-Schichten sind keine Seltenheit. Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter sind selten, Nachwuchs nur schwer zu bekommen. Wenn jedoch Auszubildende eingestellt werden, ist es oft der Fall, dass diese nicht als das behandelt werden was sie sind, nämlich noch ungelernte junge Menschen. Stattdessen werden junge Azubis in manchen Betrieben als billige Arbeitskraft betrachtet, die genau das gleiche Pensum leisten muss wie ein ausgelernter und vollwertiger Gastronom. Kein Wunder, dass diese jungen Menschen schnell die Lust an der Branche verlieren.
Überlastung
Leider müssen Auszubildende oft weit über die gesetzlich erlaubten Arbeitszeiten hinaus arbeiten. Bei minderjährigen Lehrlingen ist das besonders schlimm, da diese durch eine Überbelastung körperliche Schäden davontragen können. Wenn ein 16-Jähriger zwölf Stunden lang kellnert, vielleicht mit einer halben Stunde Pause, ist dieser schnell ausgebrannt und verlässt den Betrieb. Ganz davon zu schweigen, dass derartige „Aufgaben“ gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz verstoßen.
Selbstverständlichkeit
Ist endlich ein Azubi gefunden, sind Chefs einfach nur froh, nicht mehr alles allein machen zu müssen. Doch sie vergessen oft, dass dieser junge Mensch eben noch kein ebenbürtiger und vollwertiger Gastronom ist. Sie erwarten einfach, dass der Lehrling die teilweise harten Branchenbedingungen hinnimmt. Ganz nach dem Motto „Mich lobt ja auch keiner“, nehmen sie die Arbeit der Azubis für selbstverständlich und vergessen, dass konstruktives und auch positives Feedback ein wichtiger Bestandteil jeder Ausbildung ist.
Keine Entfaltungsfreiheit
Der Arbeitsalltag in der Gastronomie ist stressig. Die Beteiligten sind froh, wenn alle Aufgaben geschafft werden. Hier bleibt die Förderung der individuellen Stärken und Interessen der einzelnen Azubis meist auf der Strecke. Lehrlinge beginnen ihre Ausbildung mit bestimmten Arbeitsabläufen, ohne sich selbst in den Betrieb einbringen zu können. Kreativität und Veränderungen werden unterdrückt, damit die tägliche Arbeit erledigt ist. Das führt bei jungen Menschen schnell zu Frustration. Die Kündigung folgt.
Natürlich ist unsere Branche hart! Doch sie ist auch unglaublich vielseitig und abwechslungsreich. Gastronomie berührt so viele Teile des Lebens und hat extrem viel Kombinationspotential mit anderen Branchen. Gerade im Bezug auf die modernen Medien, Vermarktungsmöglichkeiten oder Kunden-Management bringen junge Menschen häufig ganz neue Blickwinkel mit in ein Unternehmen. Dies muss als Chance gesehen werden, den Betrieb weiter voranzubringen, geschätzt und gefördert werden, denn im besten Fall profitiert das gesamte Unternehmen nachhaltig davon. (MJ)