Altersvorsorge

Mit welcher Rente können Gastronomen rechnen?

Zwei Männer, einer hält ein Sparschwein, der andere hält einen Hammer
Ohne private Altersvorsorge wird es im Alter knapp! (Foto: © Ljupco Smokovski / fotolia)
Nachdem die Hogarente aufgrund der Niedrigzinspolitik ihr Ende fand, müssen Hoteliers und Gastronomen auf andere Art privat vorsorgen, denn nur mit der gesetzlichen Rente wird es im Alter knapp.
Dienstag, 18.04.2017, 09:43 Uhr, Autor: Markus Jergler

Die Rentner profitieren derzeit „von einem starken Arbeitsmarkt und von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung“, teilte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach mit. Die DRV rechnet bis zum Jahr 2030 mit einem jährlichen Anstieg der Renten um zwei Prozent. Dennoch wird das Rentenniveau weiterhin kontinuierlich sinken. Von Verdi-Chef Frank Bsirske kommen deshalb Forderungen nach zusätzlichen Milliardenausgaben für eine Stabilisierung der gesetzlichen Rente.

Wie viel Rente gibt es?
„Hätten wir heute schon das Rentenniveau, das von den politischen Mehrheiten bis 2030 billigend in Kauf genommen wird, dann hätte jemand, der in seinem Arbeitsleben 2.500 Euro brutto pro Monat verdient hat, nach 40 Betriebsjahren einen Rentenanspruch von 809 Euro pro Monat“, sagte Bsirske. Allerdings würden über 50 Prozent der deutschen Arbeitnehmer nicht auf 2.500 Euro monatlich kommen, auch 40 Betriebsjahre würde nicht einmal die Hälfte aller Angestellten schaffen, so der Verdi-Chef. Daher gäbe es extrem viele Menschen, die nicht einmal mit 809 Euro rechnen könnten, sondern nur mit der Grundsicherung, die momentan bei 794 Euro liegt.

Im konkreten Leben leiden Rentner schon jetzt unter dem niedrigen Rentenniveau. Frau Gabriella Madrea (68) hat 33 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet. „Die Rente ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Ich muss zweimal die Woche arbeiten, damit ich mit meinem Geld zurechtkomme“, sagt sie gegenüber der AZ. Sogar als Arbeitnehmer mit 3.000 Euro brutto pro Monat und einem Renteneinstieg im Jahr 2040 kann man nur mit 1.170 Euro Brutto-Kaufkraft rechnen – wer in der Gastronomie kann schon ein solches Gehalt vorweisen.

Was muss sich ändern?
Verdi-Chef Bsirske kritisiert vor allem, dass heute viele Dinge nicht sachgerecht aus dem Rententopf mit Beitragsmitteln bezahlt würden. Beispielsweise die Mütterrente (zu 100 Prozent) oder die geplante Ost-West-Angleichung der Rente würde zu großen Teilen aus der Rentenkasse finanziert. Bsirske fordert: „Das muss aus Steuermitteln erfolgen.“ Zudem müsse der Beitragssatz angehoben werden. Bsirske rechne damit, dass die Bundeszuschüsse bis Mitte der 2040er Jahre zwischen 10 und 20 Milliarden zusätzlich kosten werden.

Wie der Tagesspiegel berichtet, fordert der Arbeitgeberverband BDA eine Fixierung der 40-Prozent-Grenze für die Sozialabgaben. Bereits heute würden Steuern und Sozialabgaben zusammen über 50 Prozent liegen, womit man eine weltweite Spitzenposition einnehme. Irgendwann würde dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigt. „Die erreichte Rente sinkt nicht. Das ist gesetzlich ausgeschlossen. Aber in der Zukunft gibt es einen geringeren Anstieg der Renten als der Löhne,“ sagt DRV-Präsidentin Roßbach. Sie hofft auf einen parteiübergreifenden Konsens nach der Bundestagswahl im Herbst dieses Jahres. „Es gibt Bedarf an Schritten gegen Altersarmut. Hier sind die Parteien derzeit noch unterschiedlich aufgestellt. Über den Minijob alleine kann man keine auskömmliche Rente erwirtschaften“, so Roßbach. (Tagesspiegel/AZ/hotelling.net/MJ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Porträt von Ed Ladino Samboni
Genuss-Kultur-Preis
Genuss-Kultur-Preis

Josef Laufer Stiftung fördert Gastro-Talente

Der diesjährige Preis der Stiftung geht an den Auszubildenden Ed Ladino Samboni. Der im Hamburger Carls arbeitende Kolumbier lernt aktuell den Beruf des Kochs bei Spitzenkoch Thomas Martin. Hier und auf seinem Weg als Journalist in seinem Geburtsland hat er besondere Fähigkeiten gesammelt, die in seinem Genuss-Konzept die Jury der Stiftung überzeugt hat. 
Graffiti-Sprayer
Schutzmaßnahmen
Schutzmaßnahmen

Graffitis an der Fassade: So schützen sich Hotels und Restaurants

Ob gemalt oder gesprüht, ob ein Schriftzug oder Bild – auch Fassaden von Hotels oder Restaurants können Opfer von unerlaubten Graffitis werden. Worauf es dann ankommt und was vorbeugend hilft.
Dönerspieß
Vielfalt gesichert
Vielfalt gesichert

Türkei gibt nach: Döner-Streit vorerst beendet

Döner mit oder ohne Putenfleisch? Ein Vorstoß aus der Türkei zum Schutz von Dönerfleisch erhitzte in Deutschland monatelang die Gemüter. Nun kommt es überraschend zu einem Rückzieher.
Kellner bringt Burger an den Tisch
Verbändeallianz
Verbändeallianz

Tierhaltungskennzeichnung: Widerstand aus Gastronomie und Foodservice

Transparenz ja – staatliche Kennzeichnung in der Gastronomie nein: Eine diskutierte Ausweitung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes auf Gastronomie, Außer-Haus-Verpflegung sowie auf verarbeitete Produkte stößt auf Widerstand. In einem gemeinsamen Positionspapier sprechen sich Branchenverbände gegen diese Pläne aus. 
L'Osteria
Finanzielles Fundament
Finanzielles Fundament

L’Osteria sichert sich 120 Millionen Euro für Expansionsstrategie

Die italienische Markengastronomie verfolgt ein ambitioniertes Ziel: Bis 2030 will sie „European Champion in Casual Dining“ werden. Mit dem erfolgreichen Abschluss einer Refinanzierung wurde nun die finanzielle Basis für das weitere Wachstum des Unternehmens in Europa gelegt.
Thomas Bühner
Neues Projekt
Neues Projekt

Thomas Bühner plant neues Restaurantkonzept in Hamburg

Nach erfolgreichen Eröffnungen in Düsseldorf, Taipeh und Istanbul erweitert Spitzenkoch Thomas Bühner sein kulinarisches Portfolio in Deutschland: Im ersten Halbjahr 2026 wird er im Westfield Hamburg-Überseequartier ein neues Restaurantprojekt realisieren. 
Executive Team von Foodji
Standorterschließung
Standorterschließung

Foodji expandiert im Süden Deutschlands

Der Münchner Food-Tech-Anbieter expandiert weiter: Nach Hannover und Augsburg erschließt Foodji nun auch den wirtschaftsstarken Norden Bayerns. In Nürnberg hat das Unternehmen jetzt den dritten neuen Standort in diesem Jahr eröffnet. 
Alexander Koppe
Personalie
Personalie

Berliner Spitzenkoch übernimmt die Küche im Titanic Gendarmenmarkt Berlin

Ab sofort verantwortet Alexander Koppe als Executive Chef die Küche des Titanic Gendarmenmarkt Berlin. Der Spitzenkoch soll vor allem dem gastronomischen Herzstück des Hauses eine neue Handschrift verleihen.
Currywurst
Geburtsort
Geburtsort

Duisburg beansprucht Erfindung der Currywurst für sich

Von wegen Berlin! In Duisburg soll die Currywurst erfunden worden sein. Das behaupten zwei Autoren aus dem Ruhrgebiet. Die Stadt greift das nun dankbar auf.