Gastgewerbe: Wer seinen Betrieb richtig saniert, lebt länger
Das Gastgewerbe brummt. Doch was ist, wenn ein Betrieb trotz guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen doch Richtung Abgrund schlittert? Was, wenn die Umsätze stagnieren oder sogar zurückgehen, die Erträge sinken und die Bank langsam nervös wird? Wer als Gastronom oder Hotelier den Kopf in den Sand steckt, steht schon mit mehr als einem Bein auf der Straße.
Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Georg F. Kreplin warnt: Der Rechtsanwalt ist Experte für Sanierung und Restrukturierung und hat bereits eine ganze Reihe von gastgewerblichen Unternehmen dabei begleitet, sich betriebswirtschaftlich und strategisch neu für die Zukunft aufzustellen. „Auch die ersten Zeichen einer Krise sollte kein Eigentümer beziehungsweise Geschäftsführer ignorieren. Denn irgendwann kann es zu spät sein, und dann folgt oft beinahe zwangsläufig die Insolvenz. Und ist dieser Fall erst einmal eingetreten, besteht kaum noch Spielraum, die Zukunft selbst zu gestalten. Je nach Verlauf eines Insolvenzverfahrens steht am Ende der Verlust des Unternehmens.“
Ein guter Unternehmer sollte erkennen, wann es ernst wird
Georg Kreplin betont, dass Geschäftsführer und Eigentümer selbst erkennen müssen, wann sich eine kleine Delle zu einem ernsten, langfristigen Problem entwickeln kann. Dann müssen sie entgegensteuern. Das kann häufig Schlimmeres verhindern, und die Krise ist nicht das Ende, sondern die Chance auf einen Neuanfang. Für Unternehmer in länger anhaltenden Schwierigkeiten ist Beratung ohnehin erste Bürgerpflicht. „Wer Liquiditätsprobleme ignoriert, bei Lieferanten regelmäßig die Zahlungsfristen überschreitet und später Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen muss, macht sich möglicherweise der Insolvenzverschleppung strafbar. Das ist kein Kavaliersdelikt und kann strafrechtliche Konsequenzen haben. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht auf Insolvenzverschleppung übrigens bei jedem Verfahren nach.“ Zumal Unternehmer immer auch Verantwortung für ihre Mitarbeiter hätten, aber bei einem leichtfertigen Umgang mit der Krise diese Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden.
Laut Georg Kreplin existieren vielfältige Instrumente, um eine Insolvenz durch Beratung zu verhindern und ein Unternehmen außerhalb der Insolvenzordnung wieder auf die Erfolgsspur zurückzuführen. „Doch dafür müssen offen und schonungslos die Ursachen der Probleme diskutiert werden. Ist die Strategie die falsche oder passen die Produkte nicht mehr in den Markt? Werden die Zimmerraten und die Zusatzangebote falsch kalkuliert? Oder wurden und werden betriebswirtschaftliche Fehler gemacht, die für die Schieflage gesorgt haben? Es ist für die Sanierung entscheidend, dass diskutiert wird, um was es wirklich geht, denn eine Sanierung ohne Konzept ergibt keinen Sinn.“
Manchmal hilft nur eine radikale Strategieänderungen
Nur wer als Unternehmer und Entscheider ehrlich an die Sache herangehe und willens sei, auch harte Einschnitte mitzugehen, habe die Chance, das Blatt zu wenden. „Das kann beispielsweise eine vollständige Strategieänderung bedeuten, aber ebenso auch den Verkauf von sehr gut oder schlecht laufenden Betriebsteilen.“ Das gelte vor allem dann, wenn noch genügend Liquidität zur Verfügung stehe, um echte leistungswirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen durchzusetzen. „Das ist natürlich auch eine Frage der Zeit. Je länger der Betroffene wartet, desto mehr Geld wird versenkt, und desto schwieriger wird es natürlich, eine professionelle Lösung zu finden“, weiß Georg Kreplin aus Erfahrung. Er warnt davor, sich günstiges Geld zu beschaffen, was momentan ja relativ leicht möglich sei. „Das löst die Probleme nicht, sondern verschiebt sie nur. Und dann wird es irgendwann richtig ernst.“ (Georg Kreplin / FL)