Wie sich syrische Flüchtlinge ins Gastgewerbe integrieren
Gemeinsam mit seinen Studenten hat Prof. Dr. Conny Mayer-Bonde von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Ravensburg vor kurzem eine ausführliche Studie über syrische Flüchtlinge in Hotellerie, Gastronomie und Tourismus vorgelegt. Rund 80 Flüchtlinge und 25 Geschäftsführer wurden dabei über ihre Erwartungen, Wünsche und Erfahrungen interviewt. Ziel waren Handlungsempfehlungen für Flüchtlinge und Arbeitgeber sowie für Staat, Behörden und Institutionen. Die Studie lief dabei in zwei Phasen ab: Von Oktober 2015 bis Juni 2016 beschäftigten sich DHBW-Studenten im Bereich Freizeitwirtschaft, Hotellerie und Gastronomie mit den Arbeitsplatzperspektiven von syrischen Flüchtlingen in ihren Branchen. Der zweite Teil der Studie basiert auf Befragungen aus 2018 und geht noch einen Schritt weiter: Dieses Mal wurden Geschäftsführer des Gastgewerbes befragt, die bereits Syrer beschäftigen sowie wie Syrer, die in der Branche beschäftigt sind.
„Aktive Religionsausübung kann sich positiv auswirken“
Nach der Auswertung ließen sich den Forschern zufolge drei grundlegende Aussagen treffen: Von besonderer Wichtigkeit sei dabei für beide Seiten eine hohe Wertschätzung, wobei der respektvolle Umgang eine Voraussetzung für ein gutes Arbeitsverhältnis sei. Dagegen ließen sich wohl weder von der Nationalität noch von der Religionszugehörigkeit pauschale Aussagen ableiten. Dreiviertel der Befragten waren Muslime, doch dass gerade dies einen Einfluss auf die Integration an den Arbeitsstellen in Hotellerie und Gastronomie haben könnte, wäre nicht zu erkennen gewesen. „Was wir beobachtet haben ist, dass es sich durchaus auch positiv auf ein Arbeitsverhältnis auswirken kann, wenn die Menschen ihre Religion aktiv leben. Stichworte sind hier Teamarbeit oder das Arbeiten in festen Strukturen“, so Mayer-Bonde dazu.
Qualität der Deutschkurse werden von allen Seiten bemängelt
Ziel der Studie waren unter anderem konkrete Handlungsempfehlungen für alle Akteure. Den Hoteliers und Gastronomen rät Mayer-Bonde vor allem zu etwas mehr Geduld: „Integration braucht Zeit“, erläuterte er hierzu. Was die Integration definitiv befördere, sei die Integration im Umfeld – etwa die Teilhabe in Vereinen oder am Ortsgeschehen. Wichtig sei zudem, dass Aspekte rund um das tägliche Leben gut geregelt seien. Beim Wohnen sei der Wunsch, die Sammelunterkünfte so früh wie möglich zu verlassen, bei beiden Seiten groß. Wer in Arbeit und Leben angekommen ist, dem falle dem Professor zufolge auch die deutsche Sprache als zentrales Kriterium leichter. Stark bemängelt hätten in diesem Zusammenhang sowohl Arbeitgeber wie auch Geflüchtete die Qualität der Deutschkurse.
Bei Mangelbedarf bleibt Gastronomen viel Bürokratie erspart
Eine weitere praktische Empfehlung für die Hoteliers und Gastronomen sei es zudem, ihre freien Stellen tatsächlich auch zu melden. Wenn ein Mangelbedarf gelte, bliebe ihnen einige Bürokratie erspart, wenn sie Flüchtlinge einstellen möchten. Überrascht habe die Forscher von der DHBW Ravensburg, dass viele der Syrer gar keine Ausbildung machen möchten, sondern viel lieber Geld nachhause schicken wollen. Hier gelte es dem Professor zufolge, Gespräche und Lösungen zu suchen. „Ich betone, dass die Ergebnisse nicht repräsentativ sind“, lässt Mayer-Bonde allerdings dazu verlauten, „unser Ansatz waren die qualitativen Interviews mit beiden Seiten. Ich denke aber, wir haben gute Ergebnisse in einem noch ganz neuen Forschungsfeld liefern können.“
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