Joboffensive

„Wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Fachkräftemangels“

Eine leere Restaurantküche
Verwaiste Küchen im Gastgewerbe soll es dank der neuen Joboffensive künftig deutlich seltener geben. (© fotolia.com/Jacques PALUT)
Branchenvertreter in Österreich sehen die jüngsten Maßnahmen zur Linderung des Mitarbeitermangels im Gastgewerbe positiv. Vor allem auf die Regionalisierung der Mangelberufsliste setzt man Hoffnungen.
Donnerstag, 13.09.2018, 13:05 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Der teilweise Mangel an Fachkräften ist eines der brennendsten Themen für die österreichische Tourismuswirtschaft. Während der Tourismus in Österreich floriert, hat sich der akute Fachkräftemangel in der Branche weiter verstärkt. Die österreichische Regierung hat daher nun im Ministerrat eine von Experten schon lange geforderte Joboffensive zur Sicherung des Fachkräftebedarfs beschlossen, die u.a. eine Modernisierung der Rot Weiß Rot Card und eine Regionalisierung der Mangelberufsliste beinhaltet.

Diese Maßnahmen treffen bei Branchenvertretern auf Zustimmung. „Die vorgeschlagene Initiative zur Linderung des akuten Fachkräftemangels ist ein wichtiger Schritt im Sinne der Wirtschaft und unserer Tourismusbetriebe,“ begrüßt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Tourismus-Spartenobfrau in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) die aktuell veröffentlichte „Joboffensive der Bundesregierung – Fachkräftebedarf sichern“.

Neben der seit Jahren von der Tourismuswirtschaft geforderten Regionalisierung der Mangelberufsliste, die gerade für die westlichen Bundesländer von größter Bedeutung sei, enthält der Entwurf eine Erleichterung zum Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte, einen Aufenthaltstitel für Lehrlinge sowie eine Jobinitiative für arbeitslose Asylberechtigte, um diese in Lehrverhältnisse zu bringen. Nocker-Schwarzenbacher: „Gerade durch die Regionalisierung der Mangelberufsliste wird den Bundesländern, in denen eklatanter Fachkräftemangel herrscht, geholfen, indem über die Rot-Weiß-Rot Karte auch Drittstaatsangehörigen der Zugang zu Mangelberufen gewährt wird.“ Der große Bedarf an Fachkräften könne nur durch verstärkte Ausbildung von Lehrlingen abgedeckt werden, hier könnte die geplante Initiative, arbeitslose Asylberechtigte in Lehrberufe zu bringen, für eine weitere Erleichterung und Rechtssicherheit sorgen.

Licht am Ende des Tunnels

Auch Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), sieht „Licht am Ende des Tunnels“: „Die Regionalisierung der Mangelberufsliste ist ein absolut richtiger Schritt. Denn wenn wir es Arbeitslosen aus Wien nicht zumuten können, im Westen zu arbeiten, brauchen wir Kandidaten aus anderen Ländern“, stellt Reitterer klar. Das immer wieder bemühte Argument der niedrigen Bezahlung werde trotz Wiederholung nicht wahrer: „Die Löhne richten sich, so wie in jeder anderen Branche, nach der Qualifikation. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Branchen finden bei uns auch Hilfskräfte eine Beschäftigung. Das lassen wir uns nicht zum Vorwurf machen.“

Reitterer begrüßt auch eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, die sich aber nicht auf die Abwicklung beschränken dürfe: „Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist in der jetzigen Form eine Totgeburt, die muss ganz neu gedacht werden. Und dabei sind die Branchen zu berücksichtigen, die regelmäßig viele offene Stellen ausschreiben, die das AMS nicht besetzen kann.“ Begleitend dazu soll auf Maßnahmen wie Mobilitätsprämien, Umzugshilfen und den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen gesetzt werden. (CK)

Viele Jobs in Gastronomie und Tourismus findet man übrigens auf der HOGAPAGE Jobbörse.

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