Ist der Fachkräftemangel wirklich „hausgemacht“?
Ein Boom mit Schattenseiten: Die deutsche Hotelbranche ist auf dem Weg zum zehnten Rekordjahr in Folge, neue Hotels sind in Planung – und doch scheint es zu wenige Azubis auf dem Markt zu geben. „Insbesondere in den klassischen Gastronomieberufen wie beispielsweise bei Köchen spüren wir den Rückgang an Interessenten“, lässt etwa Stefan Frank, Hoteldirektor des Steigenberger Airport Hotels in Frankfurt, dazu verlauten. Noch könne man das Problem mit der eigenen Belegschaft einigermaßen auffangen, doch langfristig müsse man verstärkt nach Wegen suchen, wieder mehr junge Menschen für Berufe in der Hotellerie zu begeistern, sagt Frank.
NGG will Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Jetzt schalten sich auch die Gewerkschaften ein und erläutern, dass die Probleme in der Branche selbst begründet sind. „Insbesondere beim Thema Arbeitszeiten zeigt sich eine dramatische Situation“, argumentiert etwa der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler. In einigen Unternehmen sei es üblich, dass Köche zwischen 10 und 14 Stunden am Stück arbeiteten, indes Überstunden zudem selten ausgeglichen würden. „Der viel beklagte Fachkräftemangel ist hausgemacht“, meint Zeitler. Dass abgesehen davon die Schulabgängerzahlen sinken und es generell zu wenig Azubis gäbe, ließ dagegen ein Sprecher des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) verlauten. Doch NGG-Chef Zeitler ist überzeugt: „Eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen und der Vergütungen würde auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber wieder steigen lassen.“
Schaffung moderner Arbeitsumfelder und Einstellung von Flüchtlingen
Allein im vergangenen Jahr wurden 478 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland in Hotels und Pensionen gezählt. Das waren vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor – der neunte Übernachtungsrekord in Folge. Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) zeigt der Trend sogar noch weiter nach oben, wofür die Branche auch zunehmend aufrüstet – für die nächsten drei Jahre sind bundesweit 776 neue Hotels in Planung. „Wir rühren bereits verstärkt die Werbetrommel und schaffen ein gutes und modernes Arbeitsumfeld“, sagt Hoteldirektor Frank vom Steigenberger Airport Hotel. Dafür gehe man auch an die Schulen, um möglichst nah an potenziellen Bewerbern zu sein. Im Frankfurter Hof, der ebenfalls zu den Steigenberger-Hotels zählt, sind sechs der aktuell zehn Auszubildenden Flüchtlinge. Die richtige Einstellung sei bei Bewerbern wichtiger als schriftliche Nachweise bestimmter Vorqualifikationen, sagte die Personalchefin des Luxus-Hotels, Marion Krämer, jüngst. (dpa/TH)