Mit Benefits gegen den Fachkräftemangel
In der heutigen Arbeitswelt sind betriebliche Zusatzleistungen mehr als nur ein zusätzliches „Nice-to-have“. Sie spielen eine zentrale Rolle im Wettbewerb um die besten Talente, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels.
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass Arbeitnehmer immer häufiger nicht nur auf Gehalt und berufliche Sicherheit achten, sondern auch auf die zusätzlichen Leistungen, die ihnen von potenziellen Arbeitgebern geboten werden. Von flexiblen Arbeitszeiten bis hin zu familienfreundlichen Angeboten – Unternehmen müssen heute mit einem breiten Spektrum an Benefits aufwarten, um im „War for Talents“ erfolgreich zu sein.
Zunahme der Benefits in Stellenanzeigen
Laut einer aktuellen Analyse haben sich die Zahl und Vielfalt der Benefits, die in Stellenanzeigen angeboten werden, deutlich erhöht. Zwischen 2019 und 2024 ist die durchschnittliche Anzahl der genannten Benefits pro Anzeige von 3,6 auf 9,6 gestiegen. Dies zeigt, dass Arbeitgeber zunehmend auf Zusatzleistungen setzen, um sich von der Konkurrenz abzuheben und Arbeitnehmer zu gewinnen. Zudem ist der Anteil der Stellenanzeigen, die überhaupt keine Benefits enthalten, von 35 Prozent im Jahr 2019 auf nur noch 15 Prozent im Jahr 2024 gesunken.
Harte und weiche Benefits
Die Studie zeigt, dass ein deutlicher Trend hin zu „harten“ Benefits zu beobachten ist. Diese umfassen monetäre Zusatzleistungen wie betriebliche Altersvorsorge, Sonderzahlungen oder Sachleistungen wie Jobtickets und Firmenwagen. Besonders bei Fachkräften und Experten sind diese „harten“ Benefits ein entscheidendes Kriterium.
Gleichzeitig zeigt sich ein Rückgang bei den „weichen“ Benefits, wie etwa Unternehmenskultur (also zum Beispiel Team-Events, gutes Betriebsklima etc.), die in Stellenanzeigen zwar immer noch eine Rolle spielen, aber nicht mehr die gleiche Bedeutung haben wie in der Vergangenheit. Diese „weichen“ Faktoren sind nach wie vor wichtig, doch Arbeitgeber legen zunehmend Wert darauf, konkrete, messbare Zusatzleistungen zu bieten, die den Arbeitnehmern unmittelbar zugutekommen.
Flexibilität und Familie
Ein zentraler Bestandteil der modernen Arbeitswelt ist die Flexibilität – sowohl bei der Arbeitszeit als auch beim Arbeitsort. Arbeitnehmer, vor allem in höheren und spezialisierten Tätigkeiten, erwarten zunehmend, dass sie ihre Arbeitszeit flexibel gestalten und von zu Hause oder einem anderen Ort aus arbeiten können. Die Studie zeigt, dass besonders bei höher qualifizierten Stellen die Möglichkeit zu Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten immer häufiger als Benefit genannt wird.
Ein weiterer, immer wichtiger werdender Bereich sind familienfreundliche Angebote. In der Studie gaben viele Arbeitnehmer an, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für sie ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers darstellt. Doch obwohl dieses Thema gesellschaftlich zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird es nur in etwa jeder achten Stellenanzeige aktiv kommuniziert. Trotz des steigenden Bedarfs bleiben familienfreundliche Angebote in der Stellenanzeige eine der am wenigsten genannten Kategorien.
Individualität gewinnt
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen auch, dass Arbeitnehmer zunehmend maßgeschneiderte Lösungen erwarten. Es reicht nicht mehr aus, einfach ein Standardpaket an Benefits anzubieten. Insbesondere die jüngeren Generationen legen großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance und die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit und -ort individuell anzupassen. Fast die Hälfte der Beschäftigten (49 Prozent) sieht Benefits als akzeptable Alternative zu einer Gehaltserhöhung.
Unternehmen, die sich als attraktive Arbeitgeber positionieren wollen, müssen diese Wünsche in ihren Benefit-Angeboten berücksichtigen. Flexible Arbeitszeitmodelle, Optionen für Homeoffice und personalisierte Gesundheitsangebote sind nicht nur nette Zusatzleistungen, sondern zunehmend notwendige Voraussetzungen, um qualifizierte Mitarbeiter:innen zu gewinnen und langfristig zu binden.
Fazit: Differenzierte Benefits-Strategie als Schlüssel zum Erfolg
Die Studie zeigt klar, dass der Wettbewerb um Fachkräfte nicht nur über das Gehalt läuft, sondern zunehmend über die Zusatzleistungen, die ein Unternehmen seinen Mitarbeitern bietet. Eine attraktive Benefits-Strategie ist daher nicht mehr nur eine nette Zugabe, sondern ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal im Arbeitsmarkt.
Arbeitgeber, die ihren Beschäftigten nicht nur eine wettbewerbsfähige Vergütung, sondern auch flexible Arbeitsmodelle, familienfreundliche Optionen und gesundheitsfördernde Maßnahmen bieten, haben einen klaren Vorteil. Dabei ist es wichtig, dass diese Benefits auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Belegschaft abgestimmt sind.
Für Unternehmen wird es daher zunehmend wichtig, ihre Benefits-Angebote regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um sowohl die eigenen Mitarbeiter zu halten als auch für neue Talente attraktiv zu bleiben. In einer Zeit, in der die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer hoch ist, sind maßgeschneiderte Zusatzleistungen nicht nur ein „Nice-to-have“, sondern ein „Must-have“.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf einen Blick:
- Stellenanzeigen werden zur Bühne der Arbeitgeberattraktivität: im Schnitt werden heute fast 10 Benefits pro Anzeige genannt, 2019 waren es
noch 3,6 - Je höher die Qualifikation, desto mehr Benefits.
- „Harte“ Benefits (z. B. unbefristete Anstellung, betriebliche Altersvorsorge, etc.) haben besonders zugenommen. „Weiche“ Werte wie etwa Unternehmenskultur verlieren dagegen an Bedeutung.
- Job-Flexibilität ist ein zentraler Attraktivitätfaktor – die Möglichkeit für flexible Arbeitszeiten und -orte wird aber vor allem Spezialisten und Experten angeboten.
- Über Geld wird selten gesprochen: Nur 17 Prozent der Stellenanzeigen enthalten eine konkrete Gehaltsangabe.
(BertelsmannStiftung/SAHO)