Zukunftskraft für die Gastrobranche
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Zukunftskraft für die Gastrobranche

Resilienz: Für Unternehmen ein Schlüsselthema und alltägliche Notwendigkeit, um Krisen zu meistern

von Wolfgang Bublies
Mittwoch, 20.08.2025
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Rechtsanwalt Jürgen Benad, Geschäftsführer des DEHOGA-Bundesverbandes
Die ständige Anpassung an neue Trends, veränderte Gästewünsche, Fachkräftemangel, bürokratische Auflagen oder Kostensteigerungen gehören für viele Betriebe zum Alltag. Rechtsanwalt Jürgen Benad, Geschäftsführer des DEHOGA-Bundesverbandes, Foto: DEHOGA/Henning Schacht

In Zeiten multipler Krisen und eines demografischen Umbruchs, den wir in dieser Dimension noch nie erlebt haben, ist Resilienz das unternehmerische Schlüsselthema der Zukunft“, sagt  Dr. Marcel Klinge, Vorstandssprecher  Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG). Anwalt Jürgen Benad, Geschäftsführer des DEHOGA-Bundesverbandes, sieht Resilienz als eine „alltägliche Notwendigkeit“ in der Gastronomie. Gerade Corona habe gezeigt, wie kreativ, entschlossen und anpassungsfähig Hoteliers und Gastwirtsleute sein können, wenn es darauf ankommt. Und beim Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) wertet man die Pandemie als „historischen Stresstest“. Laut Hauptgeschäftsführer Markus Suchert ist Resilienz kein theoretisches Konzept, sondern überlebenswichtig. „Wer agil, vorausschauend und anpassungsfähig ist, kann Krisen besser meistern.“

In Corona-Zeiten haben viele Gastrobetriebe schnell reagiert, sind sich die Experten einig. Suchert verweist auf neue Geschäftsmodelle vom „Außer-Haus-Verkauf über digitale Bestell- und Bezahlprozesse bis hin zu völlig neuen Angebotskonzepten“. Er meint: „Die unternehmerische Haltung in Hotellerie und Gastronomie war und ist geprägt von Mut, Pragmatismus und einem beeindruckenden Maß an Eigeninitiative.“ Grundsätzlich gelte: „Wer flexibel bleibt und die Nähe zum Gast wahrt, ist gut aufgestellt.“ 

Immer mehr Gastronomen heben ihr Tagesgeschäft mit Hilfe von Lieferdiensten auf das nächste Level.
Immer mehr Gastronomen heben ihr Tagesgeschäft mit Hilfe von Lieferdiensten auf das nächste Level. Foto: cherryandbees/stock.adobe.com

Bei vielen im Bewusstsein angekommen

DEHOGA-Anwalt Benad betont, dass die Gastronomie und die Hotellerie zu den dynamischsten Bereichen unserer Wirtschaft zählen. „Die ständige Anpassung an neue Trends, veränderte Gästewünsche, Fachkräftemangel, bürokratische Auflagen oder Kostensteigerungen gehören für viele Betriebe zum Alltag.“ Diese strukturelle Flexibilität sei tief verankert und inzwischen bei vielen auch strategisch im Bewusstsein angekommen. 

Aus Sicht der Denkfabrik haben schon viele Unternehmen das Thema priorisiert, „viele aber auch nicht“, so Klinge. Die Herausforderung sei, „sich trotz anstrengenden Tagesgeschäfts Zeit und Offenheit zu nehmen, um eine langfristige Resilienzstrategie zu entwickeln.“ Der DZG-Sprecher fürchtet: „Auch wenn viele Hoteliers und Gastronomen wissen, dass sie das machen müssen, fällt das Thema oft unter den Tisch.“

Stillstand ist keine Option

Dabei ist die Branche nach wie vor alles andere als krisensicher. Viele Gastrobetriebe und Hotels sind im Umbruch, suchen neue Wege. Einen pauschalen Trend gibt es allerdings nicht, meint DEHOGA-Rechtsexperte Benad. Er verdeutlicht: „Die Branche ist zu vielfältig und die Ausgangslagen sind zu unterschiedlich.“ Ganz klar gebe es aber ein Bewusstsein dafür, dass Stillstand keine Option ist. „Erfolgreiche Betriebe sind offen für Veränderungen, hinterfragen regelmäßig ihr Angebot und achten auf neue Gästebedürfnisse, sei es durch angepasste Öffnungszeiten, ganz neue Services oder den gezielten Einsatz innovativer digitaler Lösungen. 

Für Suchert ist der Umbruch „deutlich spürbar“. Unternehmen reagierten mit unterschiedlichen Strategien auf steigende Kosten und sinkende Umsätze: „Manche reduzieren ihre Öffnungszeiten oder das Angebot, andere verschieben Investitionen und setzen auf Stabilität.“ Die Systemgastro habe hier einen großen Vorteil: „Sie war schon immer innovationsfreudig und kann sich oft schneller anpassen als andere“, heißt es beim BdS. Es zeige sich zudem, dass Digitalisierung und Automatisierung wichtiger werden, ebenso  Nachhaltigkeit, alternative Ernährungsangebote und Erlebnisgastronomie.

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