Hoffnungsträger für das Gastgewerbe
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Hoffnungsträger für das Gastgewerbe?

Wie das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz die Personalnot im Gastgewerbe entschärfen kann

von Wolfgang Bublies
Montag, 28.10.2024
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Ob das tatsächlich immer so gut klappt, darf zwar weiter bezweifelt werden. Die Geschichte von Saliou Diop zeigt aber, es geschehen im Bürokratie-Staat Deutschland noch Zeichen und Wunder. Offenbar gehören Meldungen der Vergangenheit an, wonach ein Koch aus China hierzulande nicht arbeiten darf, weil das Restaurant, das ihn anstellen wollte, kein China-Lokal ist. 

Der Koch-Azubi aus dem Senegal in Westafrika jedenfalls lernt jetzt, wie man Schmankerl der gehobenen, bayerischen Küche zubereitet – vom Cordon Bleu bis zum Zwiebelrostbraten. Er hat auch seine „deutschen Lieblingsspeisen“: Spätzle und Rouladen. 

Von der Antragstellung, um diese Lehrstelle zu bekommen, bis  hin zum Ausbildungsstart sind tatsächlich nicht einmal zwei Monate vergangen, kann Gasthaus Chef Sebastian Kahl berichten. Für den 40-jährigen Gastroprofi mit viel Berufserfahrung ist Saliou Diop auch der erste Mitarbeiter, den er auf diesem Weg gewinnen konnte. „Bis jetzt läuft es prima ...“

Sprachkenntnisse sind erforderlich
Für eine Beschäftigung in Deutschland ist u. a. ein Nachweis über Sprachkenntnisse erforderlich – mindestens auf Niveau A2 (GER). Foto: pressmaster/stock.adobe.com

Deutschkenntnisse als wesentliche Voraussetzung

Dabei hat allerdings die Vorgeschichte des Senegalesen eine Rolle gespielt. So spricht Saliou Diop, nachdem er vor einigen Jahren schon längere Zeit in Deutschland war und unter anderem eine berufsbildende Schule für Integration besucht hatte, bereits sehr gut Deutsch. Ein Asylantrag blieb dennoch erfolglos. Zurück im Senegal hielt aber eine Freundschaft zu einem jungen Augsburger, der ihm half – weil jetzt das neue Gesetz gilt – eine Koch-Lehrstelle zu finden. Eingebunden waren u. a. das Bundesamt für Migration, die Agentur für Arbeit sowie die Industrie- und Handelskammer, aber auch ganz wesentlich die deutsche Botschaft im Senegal. Trotzdem, so sagt Sebastian Kahl, habe eine „Handvoll Formulare“ genügt, bis alles in trockenen Tüchern war.

Die Probezeit hat Saliou Diop, dem der neue Job ausgesprochen gut gefällt, bestens bestanden. Und so setzen er und sein Chef wie auch die weiteren Küchenmitarbeiter auf eine erfolgreiche Ausbildungszeit, die insgesamt drei Jahre dauert – inklusive Berufsschule. Solange gilt auch das entsprechende Visum, das an diese Lehre gebunden ist. 

Bei einem Abbruch der Ausbildung, warum auch immer, müsste Saliou zurück in seine Heimat. Wollte er nach der Lehre in Deutschland bleiben, wo er einfach bessere Bildungs- und Berufschancen sieht, erforderte dies einen neuen Asylantrag. Die Chancen, dass dieser dann durchgeht, sind freilich als dann ausgebildeter Koch ungleich höher, da wohl auch in knapp drei Jahren der Fachkräftemangel gerade in der Hotellerie und Gastronomie noch längst nicht gelöst sein wird.

Unbürokratische Abläufe
Laut der Neuerung im Fachkräfteeinwanderungsgesetz sollen bürokratische Abläufe nun leichter von Statten gehen. Foto: Kirsten Davispeopleimages/stock.adobe.com

Es soll unbürokratischer gehen

Ergo: Das neue Gesetz scheint in solchen Fällen tatsächlich zu halten, was die Bundesregierung verspricht, nämlich „dass Fachkräfte schneller und unbürokratischer in Deutschland arbeiten können.“ Weil der reine Gesetzestext 25 Seiten umfasst (siehe Bundesgesetzblatt von 2023, Nr. 217 unter www.recht.bund.de/bgbl/1/2023/217/VO), lässt er sich hier nur – stark vereinfacht – skizzieren. Demnach kann jetzt jeder, der einen im Herkunftsland staatlich anerkannten Abschluss und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, als Arbeitskraft einwandern. Zu weiteren Auswahlkriterien zählen u.a. Deutschkenntnisse. 

Von den neuen Regelungen können auch (wie in unserem Beispiel) Ausbildungs-Interessierte profitieren. Grundsätzlich gilt mit Blick auf eine Lehrstelle: Einen Aufenthaltstitel zur Berufsausbildung erhält man, wenn man bereits vor der Einreise einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Unabhängig davon wird im Rahmen des neuen Gesetzes zudem versucht, auf aktuelle Entwicklungen einzugehen.

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