Berufsbekleidung
Fotos: Kaya & Kato

Verschieden? Gleich? Anders!

von Daniela Müller
Freitag, 08.03.2019
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In der Gastronomie und Hotellerie setzen Unternehmer ebenfalls zunehmend auf ein möglichst einheitliches Auftreten ihrer Mitarbeiter. Doch gilt auch hier: Wer seinen Mitarbeitern trotzdem einen gewissen Grad an Individualisierung zugesteht, kann nur gewinnen.

Moderne Mitarbeiter haben heute hohe Ansprüche – an ihren Arbeitgeber, an ihre Aufgaben und nicht zuletzt auch an ihre Arbeitsbekleidung. Die Zeiten, in denen sich das Personal einfach willenlos in ein aufoktroyiertes Outfit hat stecken lassen, sind vorbei. Und auch auf Seiten der Unternehmer hat in den letzten Jahren ein deutliches Umdenken stattgefunden.

Das neue Modebewusstsein wird dabei zunehmend vom Trend der Individualisierung beeinflusst, der zurzeit praktisch in jedem Lebensbereich grassiert: Die Schöpfer von Gastro-Konzepten streben individuelle, aber einheitliche Looks für ihre Teams an – die Teammitglieder fordern bei der Kleiderauswahl wiederum individuelle Wahlmöglichkeiten. Kann das gutgehen? Ja, sind sich die Berufsmoden-Experten einig.

Die Bedürfnisse der Mitarbeiter nicht vergessen

»Immer mehr unserer Kunden setzen heute auf Corporate Fashion, um ihr Unternehmen ganz individuell zu präsentieren«, bestätigt auch Boris Steinhagen, Geschäftsführer Hotelwäsche Erwin Müller. Ein adrett gekleidetes Team, das optisch perfekt das Konzept des eigenen Betriebes widerspiegelt, gehört heute zum guten Ton. Bei Jobeline, der zur Erwin Müller Group gehörigen Tochtergesellschaft mit Fokus auf Berufsbekleidung, orientiert sich das Designer-Team deshalb immer an den aktuellen Trends der Modewelt.

Neben den Klassikern können die Kunden heute aus unterschiedlichen Stilrichtungen die passende Lösung für ihre Corporate Identity wählen. »Mit Berufskleidung in Leinenoptiken, Chambrays, Leder, Canvas, um nur einige der wichtigen Trends der neuen Gastrosaison zu benennen, bieten wir Gastronomen und Hoteliers vielfältige Kombinationsvarianten, um einen individuellen Stil für ihr Haus zu finden«, erklärt Steinhagen.

Wer bei der Wahl der Berufsbekleidung nicht nur beim Gast, sondern auch beim eigenen Personal punkten möchte, sollte zudem eine Lösung wählen, bei der auch der einzelne Mitarbeiter mit seinen Bedürfnissen nicht zu kurz kommt. »Sie können beispielsweise Ihr Personal zwischen verschiedenen Modellen in unterschiedlichen Schnitten im Stil des Hauses wählen lassen. Wichtig dabei ist, dass die Farbe des Outfits immer gleichbleibt und der CI entspricht«, rät Steinhagen.

Wahlmöglichkeiten lassen

Eine beliebte Möglichkeit, die Mitarbeiter in die Wahl der Berufsbekleidung einzubeziehen, ist es, zunächst eine Vorauswahl der in Frage kommenden Textilien zu treffen, aus der sich die Mitarbeiter dann individuell ein eigenes Outfit zusammenstellen. »Innerhalb der Corporate Identity gibt man dem Team so Flexibilität und Abwechslung bei der Wahl der täglichen Arbeitskleidung«, bemerkt Giacomo Rugiano, Inhaber der Firma Como Fashion.

Eine andere Vorgehensweise ist die Festlegung einer gewissen Farbgestaltung. So kann der Mitarbeiter beispielsweise selbst entscheiden, ob er das schwarze Oberteil lieber als elegante Bluse, als sportliches Poloshirt oder als klassisches T-Shirt bei der Arbeit trägt. Damit kann ein einheitliches Erscheinungsbild der gesamten Mannschaft geschaffen werden, ohne gleichzeitig die Individualität des Einzelnen zu verlieren.

Dass Wahlmöglichkeiten vorhanden sind, ist gerade bei modischen Schnitten sehr wichtig. So kleiden etwa
figurbetonte Schnitte nicht jedes Teammitglied gleich gut. Was bei Kleidergröße 34 schlichtweg laufstegverdächtig aussieht, kann üppiger gebaute Mitarbeiter vor dem Spiegel an den Rand der Verzweiflung treiben. Und wer sich nicht wohlfühlt in seiner Haut – oder in seinen Klamotten – kann kaum überzeugend vor den Gast treten. »Man sollte als Arbeitgeber darauf achten, dass die Kleidung wirklich passt und der Figur des Mitarbeiters bzw. der Mitarbeiterin entspricht. Nichts sieht unvorteilhafter aus als ein Mensch, der sich in seiner Kleidung nicht wohlfühlt«, bestätigt Horst Hübler, Fachberater bei Mewa.

Übrigens: Das Prinzip »form follows function« – also »das Design folgt aus der Funktion« – scheint heute überholt, schaut man sich die aktuellen Kollektionen der Berufsbekleidungsdesigner genauer an. Vielmehr müssen Design und Funktionalität heute auf höchstem Niveau nebeneinander bestehen. Denn weder auf gutes Aussehen noch auf maximalen Tragekomfort bei der Arbeit möchten die Mitarbeiter heute verzichten.

Wohlfühlfaktor gutes Gewissen

Kleider, in denen sich die Mitarbeiter rundherum wohlfühlen können, bietet z.B. auch Kaya&Kato. Das junge Unternehmen verbindet schickes Design mit hochwertiger Qualität und konsequenter Nachhaltigkeit. »Bei unseren Neuentwicklungen achten wir darauf, dass Kleidung bügelleicht, langlebig und funktional ist. Die Anforderungen an Arbeitskleidung sind hoch: Sie soll cool aussehen, und die Stoffe müssen genau auf die Tätigkeit abgestimmt sein. Auch wenn Arbeitskleidung sehr heiß gewaschen wird – häufig von Großwäschereien, muss sie drei Jahre halten. Wenn wir alle Aspekte erfüllen, haben wir ein gutes Produkt«, sagt Geschäftsführer Dr. Stefan Rennicke.

Zum Rundum-Wohlfühl-Paket legt das Team um Dr. Rennicke sogar noch eine Schippe drauf: Auch das gute Gewissen darf sich in den Klamotten von Kaya&Kato, einer Marke für fair produzierte Arbeitskleidung, nämlich ganz entspannt zurücklehnen. Das Label hat z.B. spezielle Stoffe für die Hotellerie und Gastronomie mit einem Mischgewebe mit recyceltem Polyester entwickelt. »Unser Konzept ist es, Plastikmüll sinnvoll zu verwerten und daraus schicke Arbeitskleidung herzustellen. Eine erste Schürzen-Kollektion, bestehend aus 65 Prozent recyceltem Polyester und 35 Prozent Lyocell, bieten wir bereits bei uns im Online-Shop an«, erklärt Dr. Rennicke stolz. Derzeit arbeitet das Team an der Fertigstellung einer weiteren Innovation: neue Stoffe aus nachhaltig hergestellten Mischgeweben, die mit recyceltem Plastikmüll aus dem Meer produziert werden.

Maßgeschneidert auf den Laufsteg Küche

Wer es gerne noch individueller und hochwertiger mag, der ist bei Harriet Deris genau an der richtigen Adresse. Mit ihrer Firma Dancing-Chef kreiert die ausgebildete Köchin die perfekte Mode für den Tanz am Herd. Das Besondere: Harriet Deris schneidert für ihre Kunden nach Maß. Jacken, die kneifen, zu kurz sind und unschöne Maurer-Dekolletés freilegen – all das sind Probleme, die ihre Kunden nicht kennen.

Die gelernte Köchin produziert in Baden-Württemberg und setzt bei ihren Kreationen auf hochwertige Materialien, wie z.B. auf Tencel. Das Material wirkt antibakteriell, ist schwer entflammbar, atmungsaktiv und bügelfrei. »Meine Kochjacken kann man aus der Waschmaschine auf den Bügel hängen und dann anziehen. Sie haben einen leichten Glanz und sind sehr langlebig. Ich verwende sehr hochwertige Materialien und fertige nach sauberer Handwerkskunst. Ich denke, jeder Koch hat es verdient, dass er auch in einer gut geschneiderten Kochjacke zur Arbeit geht«, sagt Harriet Deris. »Es ist schließlich so: Wenn ich meine Kochjacke anziehe, dann ziehe ich meine Konzentration an, meinen Fokus und mein Organisationstalent. Es ist mir wichtig, dass sich die Wertigkeit des Kochhandwerks in der Jacke widerspiegelt.«

Dass die Investition in gute Berufskleidung eine lohnenswerte ist, davon ist die ehemalige Privatköchin überzeugt: »Immer mehr Geschäftsführer erkennen den Wert eines perfekten Auftretens – insbesondere, wenn der Koch auch vor dem Gast am Tisch repräsentieren soll. Dennoch: Der einzelne Koch muss sich eben auch für seinen Wunsch nach besserer Kleidung einsetzen«, rät sie

Nachgefragt bei verschiedenen Anbietern:

 

Kaya und Kato
Foto: Kaya & Kato

Dr. Stefan Rennicke, Geschäftsführer Kaya&Kato

»Der Markt für Arbeitskleidung wandelt sich. Jahrelang hatte Workwear in puncto Mode und Style wenig Innovatives zu bieten. Dabei sind ein guter Look und ein nachhaltiges Gesamtkonzept auch Aus­hängeschilder für Unternehmen – ob Restaurant, Hotel, Krankenhaus oder Handel. Wir setzen bei der Entwicklung von Arbeitskleidung den Schwerpunkt auf neue, coole Styles in Kombination mit 100 Prozent nachhaltigen Konzepten.«

 

Como Fashion
Foto: Como Fashion

Giacomo Rugiano, Inhaber Como Fashion

»Im Service setzen Gastronomen vermehrt auf moderne Varianten der klassischen Berufsbekleidung: Kleidung oder Accessoires im Jeans-Look, schlank geschnittene Blusen und Hemden oder Lederschürzen zählen hier zu den aktuellen Trends. Nach wie vor sind auch Servicewesten oder Barjacken ein Dauerbrenner in der aktuellen Gastro-Mode. In der Küche und Bäckerei sieht man immer öfter ungewöhnliche Kochjacken-Schnitte mit Stehkragen oder asymmetrischer Knopfleiste. Das klassische Weiß der Kochbekleidung wird dabei immer mehr von schwarzen Modellen abgelöst.«

 

MEWA
Foto: MEWA

Horst Hübler, Fachberater bei Mewa

»Auch Berufskleidung folgt aktuellen Modetrends: Das heißt, die Schnitte werden figurbetonter und die Kleidungsstücke haben – sowohl bei Herren- wie Damenkollektionen – engere Passformen. Was die Farbe angeht: Hier ist die Kombination Schwarz-Weiß, gern kombiniert mit einer leuchtenden Farbe, auf dem Vormarsch, wenn es um die Ausstattung von Restaurantpersonal geht. In der Küche ersetzten T-Shirt oder Poloshirt nach und nach den früher beliebten Kasack.«

 

Jobeline
Foto: Jobeline

Boris Steinhagen, Geschäftsführer Hotelwäsche Erwin Müller

»In der Gastronomie sind vor allem gerade Latzschürzen und Schürzen aus Denim, Leder oder imitiertem Leinen, wie unsere Jobeline-Modelle Lenox, Bristol und Mora, sehr gefragt. In der Hotellerie bemerken wir, dass vor allem Anzüge, Kostüme und Strickwaren aus der aktuellen Kollektion derzeit zu den Lieblingsstücken unserer Kunden zählen.«

 

Dancing Chefs
Foto: Dancing Chefs

Harriet Deris, Geschäftsführerin Dancing-Chef

»Rockige Jacken sind im Trend und ›Funktionswäsche‹, die an Sport­bekleidung erinnert. Meine Kunden stehen auf Maßbetreuung und
individuelle Farben bzw. Größen­anpassungen. Meistens werden bei mir eher schlichte und hochwertige Kleidungsstücke nachgefragt. Ich finde immer: Je schlichter die Kleidung ist, desto besser kann man sich als Mensch darstellen oder wirken. Der Mensch und sein Können sollen ja im Mittelpunkt stehen.«

 

 

 

 

Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.

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