Umweltbewusste Verpackungsmöglichkeiten für das To-go-Geschäft
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Nachhaltigkeit – zum Mitnehmen, bitte!

Umweltbewusste Verpackungsmöglichkeiten für das To-go-Geschäft

von Natalie Ziebolz
Samstag, 06.03.2021
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280.000 Tonnen – so viel Müll entsteht jährlich, rechnet man all die Schalen, Boxen und Beutel, Plastik- und Pappbecher sowie das Einwegbesteck zusammen, mit denen Speisen und Getränke für das Take-away-Geschäft verpackt werden. Die meisten davon bestehen aus Kunststoffen, die aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Um die Belastung für die Umwelt zu reduzieren, tritt daher am 3. Juli 2021 eine neue EU-Verordnung in Kraft, die entsprechende Produkte verbietet. Konkret heißt das: Ab diesem Zeitpunkt sind weder Besteck, Teller, Trinkhalme oder Rührstäbchen aus Kunststoff noch To-go-Getränkebecher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essensbehälter aus expandiertem Polystyrol (Styropor) erlaubt. Auch Wegwerfteller oder -becher aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen sind dann verboten.

Verpackungen
Foto: iStockphoto

Funktionalität geht auch nachhaltig

Für das boomende Mitnahmegeschäft müssen daher neue, nachhaltige Verpackungslösungen her. Doch dabei gibt es einiges zu beachten: »Zum einen sollte der Rohstoff nachwachsend sein. Zum anderen ist auch die Entsorgung wichtig. Wer darauf achtet, Verpackungen aus einem einzigen Material einzusetzen, sorgt dafür, dass diese nach ihrem Einsatz umweltschonend entsorgt beziehungsweise recycelt oder kompostiert werden können«, erklärt Bettina Warnecke, Geschäftsführerin Rausch Verpackung. PEFC- oder FSC-Zertifizierungen garantieren dabei, dass sowohl der Forstbetrieb als auch die weiterverarbeitenden Unternehmen ressourcenschonend arbeiten. Aber auch das Thema Sicherheit darf nicht vergessen werden: »Für den Schutz des Konsumenten und der Speisen beziehungsweise Getränke muss die Verpackung in jedem Fall lebensmittelecht sein«, so Warnecke. »Gastronomen sollten ihren Verpackungshändler daher um die entsprechenden Zertifikate bitten.«

Wellkarton Box Rausch Verpackungen
Nachhaltige Verpackungen gibt es bereits für alle möglichen
Lebensmittel. Die Wellkarton-Box von Rausch Verpackung eignet
sich etwa für Flammkuchen. Foto: Rausch Verpackung GmbH

Gleichzeitig müssen die Alternativen den Ansprüchen in Sachen Funktionalität, Convenience und Qualität gerecht werden. Für eine optimal gelieferte Mahlzeit oder ein Take-away-Gericht muss die Verpackung neben der Wärmeisolierung Eigenschaften wie Fett- und Tropfsicherheit besitzen. »Das Angebot an nachhaltigen Verpackungsmaterialien ist in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen, so dass es hier mehrere Alternativen gibt«, so Warnecke. »Da wären zum einen ganz klassische Artikel aus Papier beziehungsweise Karton. Auch Boxen aus Zellstoff, also pflanzlichen Fasern, sind ideal für Take-away. Ebenso wie Produkte aus Bagasse, den Überresten des Zuckerrohrs.« Sollen in der Verpackung fettige Speisen oder Flüssigkeiten wie Suppe transportiert werden, müssen Gastronomen jedoch darauf achten, dass die Verpackung beispielsweise mit Bioplastik beschichtet ist, damit das Material nicht durchweicht.

»Das Einzige, was nachhaltige Materialien nicht bieten können, ist die Transparenz des Kunststoffs«, so Warnecke weiter. Jedoch gibt es Verpackungssysteme, die mit Siegelfolien verschlossen werden. »Dadurch wird der Kunststoff deutlich reduziert: Ein Schnappdeckel mit 20 Gramm Gewicht kann zum Beispiel durch eine Folie mit 5 Gramm ersetzt werden. Somit werden 75 Prozent Kunststoff vermieden«, erklärt Karsten Kehl, Prokurist bei ALX Verpackungslösungen. Noch weiter kann der Kunststoffanteil durch Folien wie die transparente ALX Nature-Line Bio Seal Z-Siegelfolie gesenkt werden, da diese zum größtmöglichen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden.

Burgerverpackung
Foto: Rausch Verpackung GmbH

Einmal genutzt ist keinmal genutzt

Neben den nachhaltigen Einweglösungen gibt es auch Mehrwegverpackungen. Diese sind zwar aus Kunststoffen wie PP oder PBT hergestellt, lassen sich allerdings 150- bis 200-mal verwenden – Recup-Becher sogar bis zu 1000-mal. In der Herstellung sind die Mehrwegboxen erst einmal teurer, und auch die CO2-Bilanz ist schlechter als bei der Produktion eines Wegwerfbehälters. Nach fünf bis zehn Befüllungen ist die Bilanz jedoch wieder ausgeglichen – am Ende der Nutzungsdauer sollen laut Herstellerangaben sogar bis zu 30 Kilogramm CO2 eingespart worden sein.

Da auch hier die Funktionalität ausschlaggebend ist, reicht das Sortiment der Anbieter von tiefen Tellern mit und ohne Trennsteg über Bowls und Becher bis hin zu Behältnissen für Pizza oder Sushi. Die Kosten variieren dabei je nach Pfand- beziehungsweise Abrechnungssystem der Anbieter: Bei ReCircle sind 10 Euro Pfand pro Mehrwegbehältnis fällig, bei Rebowl beziehungsweise Recup sind es 5 Euro beziehungsweise 1 Euro. ReCircle erhebt eine Nutzungsgebühr von 13,5 Cent pro Befüllung. Recup beziehungsweise Rebowl verlangt hingegen eine feste monatliche Nutzungsgebühr, die sich je nach Vertragslaufzeit auf 30 bis 40 Euro beläuft.


Nachhaltige MaterialIen und was sie können

Es gibt zahlreiche Alternativen zu Kunststoff. Ihre Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten im Überblick.

Bagasse

Bagasse wird aus den Abfallprodukten des Zuckerrohrs hergestellt, die bei der Zuckergewinnung entstehen. Dadurch ist das Material ressourcenschonend. Zudem kann es auf dem heimischen Kompost entsorgt werden. Lebensmittelverpackungen aus Bagasse sind robust, hitzebeständig und mikrowellenfest. Aus dem Material werden beispielsweise Teller, Schalen, Becher oder Burger-Boxen hergestellt.

Siegelgeraet
Das Siegelgerät von ALX verschließt
Schalen mit einer dünnen Kunststoff-Folie
auslaufsicher. Foto: ALX

Bambus

Der schnell wachsende Rohstoff Bambus, für dessen Anbau weder künstliche Bewässerung noch Pestizide notwendig sind, ist besonders stabil und feuchtigkeitsbeständig. Zudem ist das Material biologisch abbaubar. Bambus wird daher zu verschiedensten Take-away-Boxen verarbeitet.

Hanf

Hanf entzieht der Atmosphäre mehr Kohlendioxid, als vom Anbau bis zur Weiterverarbeitung freigesetzt wird, benötigt kaum Dünger und verbessert die Fruchtbarkeit des Bodens. Darüber hinaus kann die Pflanze fast vollständig verwertet und auf dem Kompost entsorgt werden. Durch seine natürliche isolierende Eigenschaft hat Hanf einen ähnlich niedrigen Wärmeleitwert wie Polystyrol. Hanf wird daher in Vliesform für Thermoverpackungen genutzt.

Holz, Papier, Karton

Holz ist Rohstoff für verschiedene Verpackungen. Entweder werden diese direkt aus Holz gefertigt oder die Holzfasern zu Pappe und Karton weiterverarbeitet. Das Material gilt als nachwachsend, biologisch abbaubar und recyclingfähig. Karton wird daher für Take-away-Boxen in unterschiedlichen Ausführungen, Bowls, Teller oder auch Pizzakartons verarbeitet.

PLA und CPLA (Bioplastik)

Eine Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen ist PLA beziehungsweise CPLA, das aus pflanzlicher Polymilchsäure hergestellt wird. Dadurch werden nicht nur endliche Ressourcen geschont, bei der Herstellung wird auch weniger CO2 freigesetzt. Da das Material lediglich in Wasser und das CO2, das die ursprüngliche Pflanze gespeichert hatte, zerfällt, ist die Entsorgung umweltschonend. PLA und CPLA sind auch in industriellen Kompostieranlagen kompostierbar. Da PLA mit einer hohen Transparenz und Festigkeit überzeugt und zudem wasserdampfdurchlässig ist, wird es für Sichtfenster oder auch Kaltgetränke-Becher verwendet. CPLA ist zwar nicht transparent, dafür aber hitzebeständig. Das macht es zu einem idealen Material für Besteck oder auch Deckel von Heißgetränkebechern.

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