Für alle Jahreszeiten gewappnet

Für alle (Jahres)zeiten gewappnet

Terrassen & Co. nicht nur für den Sommer clever gestaltet

von Sebastian Bütow
Montag, 13.03.2023
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Außenbereiche mit weißen 08/15-Stapel­stühlen aus Kunststoff und riesigen Sonnenschirmen, womöglich noch mit Brauerei- oder Zigarettenwerbung bedruckt, erfüllen sicherlich ihren Zweck – originell sind sie definitiv nicht. Ihr zunehmendes Verschwinden steht symbolisch dafür, dass immer mehr Gastronomen und Hoteliers erkannt haben, wie sehr es sich lohnt, aus dem Outdoor-Potenzial das Maximale herauszuholen und echte Wiedererkennungswerte zu erschaffen, zumal dieser Bereich heutzutage nicht mehr nur während der Sommermonate eine entscheidende Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg spielt.

Als Thomas Hörl Regional Director der Azure Hotels war, ließ er die Außenbereiche eines Hotels am Berliner Alexanderplatz alle drei Jahre komplett neu gestalten. „Die Leute sind gelangweilt von immer gleichen Hotelterrassen, an bestimmten Standorten sollte man sich abheben von der Konkurrenz“, findet er. „Ich habe mich immer wieder inspirieren lassen, vor allem auf Messen.“ Oft erscheint die Outdoor-Gestaltung sehr einheitlich, benachbarte Cafés und Restaurants unterscheiden sich bisweilen nur durch die Farbe der Schirme voneinander. 

„Ich finde es klasse, wenn es Outdoor-Locations gelingt, eine jahreszeitliche Atmosphäre zu kreieren: im Winter eine Hütte für die Weihnachtsfeier, im Sommer dann eine Beach-Bar“, sagt Hörl. Generell beobachtet er, dass Berliner Hotels sich viel abgucken können von der Kreativität, die viele Restaurants draußen so darbieten: „Die Gastronomen machen es einfach besser.“

Schöne Terrasse
Sitz- und Stehangebote sind in: Ein Mix aus klassischer Bistrobestuhlung und Loungemöbeln sowie High Tops für kurze Aufenthalte bricht das oft gleichtönige Erscheinungsbild. Foto: Kristina Rütten/stock.adobe.com

Outdoor-Saisons werden merkbar länger

Immer mehr Betriebe starten den Service in ihren Außenbereichen zeitiger und verlängern ihn bis in den tiefsten Herbst. Ja, ein Aperol Spritz schmeckt auch noch an einem sonnigen Novembertag und harmoniert dann ganz wunderbar mit den Farben der Blätter. Der Anteil am Umsatz, den die Gastronomien mit ihren Freiflächen erwirtschaften, wächst und wächst. Mit einer individuellen Außendarstellung können Ausrufezeichen gesetzt und mehr Gäste gelockt werden.

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Foto: Object m

Angesagtes Terrassen-Mobiliar sieht heutzutage aus, als ob es auch Wohnzimmer oder sogar Vorstandsbüros schmücken könnte: elegante Tische, bequeme Sitzkissen, stylishe Leuchten und schicke Accessoires sind jetzt dort, wo die Sonne hoffentlich möglichst oft scheint, State of the Art. Mittlerweile werden nicht mehr nur komplette Outdoor-Kollektionen angeboten, sondern auch Draußen-Versionen von Indoor-Klassikern.

Inside-out-Mobiliar etabliert sich

Längst entwerfen Designer ihre Outdoor-Möbel nicht nur für strahlendes Wetter, die Sitzgelegenheiten und Tische sollten auch eine Menge aushalten, von extremer Sonnenbestrahlung bis zu Regen und Schnee. Der Inside-out-Trend wird ermöglicht von innovativen Materialien, die der Markt früher nicht zu bieten hatte. Der große Vorteil: Zeitaufwendiges Rein- und Rausstellen entfällt ebenso wie lästiges Reinigen.

Modewort „Mediterranisierung“

Mit der Mediterranisierung, längst ein soziologischer Fachbegriff, ist gemeint, dass auch hierzulande die Gäste lieber mehr im Freien verweilen möchten, als urlaubten sie am Mittelmeer. Dieser Trend wirkt sich logischerweise auch auf die Auswahl des Mobiliars aus. Die Freiluft-Gastronomie nimmt, vor allem in den Innenstädten, zunehmend auch eine gesellschaftliche Funktion ein. Der Einzelhandel verlagert sich bekanntlich rasant ins Digitale, was einen Rückgang der benötigten Flächen in Citylagen bedeutet. Umso mehr sorgen Straßencafés, Hotels und Restaurants mit hübsch gestaltetem großem Außenbereich für Belebung. 

Vorsicht bei Zusammengewürfeltem

Für das Hotel Lindley Lindenberg in Frankfurt kreierte der Architekt Robin Heather vom Design- und Architekturstudio Aberja den Outdoor-Bereich. „Die Challenge war, diesem feinen Hotel einen authentischen, wilden Garten entgegenzusetzen. Wir haben lange nach kleinen Apfelbäumen und anderen heimischen Pflanzen gesucht. Es ging uns um eine starke Natürlichkeit“, so Heather.

Das Allerwichtigste sei ein stimmiges Gesamtkonzept, „alle kompositorischen Mittel sollten im übergeordneten Zusammenhang gesehen werden. Wir beobachten, dass viele schöne Ideen bei Pinterest entdecken, bei der Umsetzung aber das Konzept für das große Ganze fehlt. Hier kann man den Vergleich zur Küche ziehen. Schöne Zutaten allein machen noch kein gutes Gericht.“ Letztendlich müssen die Zutaten in einem ausgewogenen Rezept zusammenpassen.

Champion Kaja
Schlicht, chic und kaum von Indoor-Möbeln zu unterscheiden: die „Champion“-Serie von Kaja. Foto: Kaja

Die eigene Marke stärken

Ob Schiefertafeln, angerichtete Speisen unter der Gloche auf einem Tisch oder Auslagerung der Küche nach draußen mit Grill oder Cocktailbar – hier lassen sich viele Hingucker zaubern. Der gute alte Sonnenschirm, den ein Bierlieferant kostenlos zur Verfügung stellt, spart zwar Kosten, macht aber den Partner sichtbar und nicht, was die Location selbst zu bieten hat. Deshalb empfiehlt es sich, beim Lieferanten nach individuellen Co-Branding-Möglichkeiten zu fragen.

Alleinstellungsmerkmale schaffen

Dem Designhotel Wiesergut im österreichischen Saalbach-Hinterglemm gelang mit seinem Feuerring im Außenbereich ein Coup: Diese Mischung aus Kunstwerk und Grill „erwärmt im Winter die Herzen und im Sommer das Grillgut“, sagen die Betreiber. Das Hotel wird mit dem Feuerring, den der Künstler Andreas Reichlin erschuf, assoziiert. Verwechslung also unmöglich. „Der Feuerring lädt ein, ringsum zu genießen. Die Skulptur gibt Raum für alles: Wärme spüren, ins Feuer schauen und träumen im Winter, Barbecue genießen im Sommer.“

Dreimal schick mit Geflecht-Optik

Bei Terrassenstühlen mit Flechtoptik kann Luft durch die offene Schnürung besser zirkulieren, sodass Gäste vor allem an heißen Tagen weniger am Rücken schwitzen.

Objekt m Juduna wheat
Foto: Objekt m

„Juduna-wheat“ von Objekt-M:

Das Geflecht wirkt wie aus Naturfaser gefertigt, besteht aber tatsächlich aus witterungsbeständiger Kunstfaser. 

Objekt m Balona green
Foto: Objekt m

„Balona-green“ von Objekt-M:

Der Terrassenstuhl setzt im Outdoor­bereich mit seinem natürlichen Grün wunderbar frische Akzente. Echt praktisch: Er ist stapelbar.

A.B.C. Worldwide Helena
Foto: A.B.C. Worldwide

„Helena“ von A.B.C. Worldwide:

Grobes Seilgeflecht ist voll im Trend und dabei super behaglich. Es gibt nämlich gleichzeitig nach und stützt den Rücken.

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