Bringt die neue Regierung Erleichterungen für die Branche?
KLARTEXT GESPROCHEN MIT MARKUS SUCHERT
von Karoline GiokasHerr Suchert, die Systemgastronomie feiert aktuell einen großen politischen Erfolg. Was genau wurde beschlossen – und warum ist das so wichtig für Ihre Branche?
Die Regierungskoalition hat sich darauf geeinigt, die Mehrwertsteuer auf Speisen ab dem 1. Januar 2026 dauerhaft auf 7 Prozent zu senken. Das ist ein riesiger Schritt und ein Meilenstein für unsere Branche. Gerade unsere Mitglieder, überwiegend mittelständische Franchisenehmerinnen und Franchisenehmer, stehen seit Jahren unter starkem wirtschaftlichem Druck durch steigende Kosten, bürokratische Lasten und rückläufige Gästezahlen. Diese steuerliche Entlastung ist deshalb nicht weniger als existenziell.
Neben der Steuersenkung sind auch Erleichterungen bei Bürokratie und Digitalisierung angekündigt. Was bedeutet das für die tägliche Arbeit Ihrer Mitgliedsunternehmen?
Die geplante Reduzierung der Bürokratiekosten um 25 Prozent und der Abbau von Dokumentationspflichten sind für unsere Branche enorm wichtig. Unsere Betriebe leiden unter einem viel zu hohen administrativen Aufwand. Jede Stunde, die wir nicht mit Papierkram verbringen müssen, können wir in unsere Gäste und Mitarbeitenden investieren. Besonders positiv sehe ich die angekündigte Beschleunigung und Digitalisierung der Erwerbsmigration – das hilft uns bei der Fachkräftegewinnung und verbessert unsere Planungssicherheit.
Auch bei den Themen Energiepreise, Arbeitszeitflexibilität und Lebensmittelwerbung gibt es gute Nachrichten. Welche Auswirkungen erwarten Sie?
Die geplante Senkung der Energiepreise um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde bringt unseren Unternehmen mehr Planungssicherheit, das ist in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit Gold wert. Besonders erfreulich ist die neue Regelung zur Arbeitszeit: Eine wöchentliche statt eine tägliche Höchstarbeitszeit gibt Arbeitgebern und Beschäftigten die Flexibilität, die wir brauchen. Dass keine weiteren Werbeverbote für zucker- oder fetthaltige Produkte kommen, ist ein wichtiges Signal für unternehmerische Freiheit und Verbraucherentscheidung.
Nicht alle Forderungen wurden erfüllt – wo sehen Sie weiterhin Herausforderungen?
Kritisch sehen wir die Verankerung von etwaigen Mindestlohnhöhen im Koalitionsvertrag und eine generelle politische Einflussnahme auf die Lohnfindung. Wir stehen klar für eine starke Sozialpartnerschaft und eine unabhängige Mindestlohnkommission – politische Eingriffe gefährden beides und schwächen die Tarifbindung. Auch im Bereich der
Verpackungsregulierung herrscht leider weiterhin Unklarheit, sodass die konkreten Auswirkungen auf die Branche noch kaum abschätzbar sind. Besonders die Einführung kommunaler Verpackungssteuern in einzelnen Städten führt zu zusätzlichem bürokratischem Aufwand sowohl für Unternehmen als auch für die Kommunen und konterkariert die Bestrebungen zum Bürokratieabbau.
Zudem gibt es viele Themen, die für unsere Branche weiterhin von zentraler Bedeutung sind: Dazu zählen etwa die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge unter 40 Prozent, eine Erleichterung beim Schriftformerfordernis nach dem Nachweisgesetz für die Systemgastronomie und eine Anpassung der Steuerfreibeträge für die Personalverpflegung.
Wie geht es nun weiter? Welche Rolle spielt der BdS in den kommenden Monaten?
Wir haben einen großen Erfolg erzielt – und das zeigt, dass sich beharrliches Engagement lohnt. Aber wir ruhen uns nicht aus. Der BdS bleibt ein aktiver Gesprächspartner der Politik. Wir werden weiter wachsam bleiben, Fortschritte einfordern und gleichzeitig darauf achten, dass neue Belastungen nicht durch die Hintertür kommen. Unsere Mitglieder können sich darauf verlassen: Wir bleiben dran – mit klarer Haltung und einer starken Stimme für die Systemgastronomie.