BdS trifft sich in der virtuellen Welt
Fotos: BdS / Stefan Obermeier

BdS trifft sich in der virtuellen Welt

Lagebericht und Zukunftsaussichten auf dem BdS-Sommerdialog 2020

von Daniela Müller
Freitag, 30.10.2020
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Eigentlich hätte Mitte September der traditionelle BdS-Mittagsempfang im Münchener Brauhaus »Der Pschorr« stattfinden sollen, bei dem traditionell der Deutsche Systemgastronomie-Preis verliehen wird. Doch auch dieses liebgewonnene Highlight des Verbandsjahres fiel, wie viele Veranstaltungen, dem Corona-Virus zum Opfer. Um in den aktuell herausfordernden Zeiten für einen regen Austausch zwischen dem Verbands-Präsidium, der Geschäftsstelle und den Mitgliedern zu sorgen, organisierte der BdS mit seinem »BdS-Sommerdialog« ein Event in der virtuellen Welt. Der Dialog war quasi eine Hybridveranstaltung aus Mitgliederversammlung, Fragerunde und Diskussion. Und – so viel kann vorab gesagt werden – die Premiere ist mehr als gelungen.

Dietmar Hoffmann
Foto: privat

Dietmar Hoffmann, Abteilungsleiter Qualitäts- und Nach-haltigkeitsmanagement, Nordsee

»Der BdS-Sommerdialog war sehr gut. Informativ. Eine gute Mischung aus Rück- und Ausblick. Leider leidet bei solchen Formaten jedoch die Interaktion der Teilnehmer sehr, weshalb ich mich sehr auf ein persönliches Treffen freue.«

Tarifabschluss war wichtiger Schritt in die Zukunft

Zahlreich verfolgten die Verbandsmitglieder an ihren Computern im gesamten Bundesgebiet den Livestream, der direkt aus einem professionell ein­gerichteten Studio gesendet wurde. Live vor Ort waren neben den Präsidiumsmitgliedern die BdS-Präsidentin Sandra Mühlhause sowie Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante mit ihrem Team. Die Fragen der Mitglieder wurden während der Veranstaltung von Moderator Nils Paul gesammelt. Denn zu einem Dialog gehörte selbstredend eine Fragerunde als Programmpunkt.

Arndt Heiderich
Foto: McDonald´s
Deutschland LCC

Arndt Heiderich, Franchise-Nehmer der McDonald’s Deutschland LLC

»Mir gefällt es, wie gewissenhaft der BdS diese Veranstaltung wieder vorbereitet und durchgeführt hat – und sie nun auch qualifiziert nachbereitet. Das zeichnet die Arbeitsweise des Verbandes sowie des Präsidiums in meiner Wahr­nehmung generell aus. Und genau das ist es, warum ich mich als Verbands­mitglied bei Ihnen mit allen unseren für die Branche relevanten Themen gut aufgehoben fühle. Mein Fazit zum Sommerdialog: Ein zeitgemäßes Format, das man halbjährlich oder jährlich wiederholen sollte, solange persönliche Treffen nicht möglich sind.«

Zur Begrüßung trat zunächst die BdS-Präsidentin ans Rednerpult. »Das Jahr 2020 war und ist in vielerlei Hinsicht für uns alle ein außergewöhnliches Jahr. Und daher ist uns der Austausch mit Ihnen gerade jetzt wichtig«, sagte Sandra Mühlhause und betonte, wie sehr das Corona-Virus das gesellschaftliche und geschäftliche Leben noch eine ganze Weile beeinträchtigen wird.

Zukunft – unter diesem Motto stand dabei nicht nur der diesjährige Jahresbericht des Verbandes, der im Mai erschienen ist, sondern auch das Geschäftsjahr. Um die Zukunft aktiv zu gestalten, setzt der Verband auf gemeinsame Ziele und Werte, die in den vergangenen Jahren klar verankert wurden. Regelmäßig bekennen sich alle Mitglieder dazu. »Nur wenn wir wissen, was unsere Ziele sind, können wir Segel setzen, und nur, wenn wir wissen, welche Werte uns antreiben, können wir danach handeln und unseren Kompass justieren«, so Mühlhause. Der Abschluss des Tarifvertrags im März sei für die gesamte Branche ein entscheidender Schritt in eine Zukunft, die von gemeinsamen Werten und Zielen geleitet wird, gewesen.

An die Zukunft nach der Krise denken

Doch schon kurze Zeit später machte ein Virus der Zukunftsplanung vieler Unternehmen einen gnadenlosen Strich durch die Rechnung: »Die Corona-Krise hat uns alle zu Maßnahmen gezwungen, die wir nie für möglich gehalten hätten. Informationen, Lageberichte und Analysen änderten sich teils stündlich und haben uns den Blick auf die Zukunft schwierig gemacht«, so Sandra Mühlhause. Trotzdem oder vielleicht sogar genau deswegen sei der Blick in die Zukunft wichtiger denn je, appellierte sie an alle Mitglieder. »Wir bleiben tatkräftig, optimistisch und werden uns auf jede neue Situation einstellen, um weiterhin unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Wichtig ist mir dabei, bei allem Tun und Handeln, auch an die Zeit nach der Krise zu denken.«

Markus Weiss
Foto: McDonald´s
Deutschland LCC

Markus Weiß, Stellvertretender Unternehmenssprecher – Department Head | Corporate Affairs, McDonald’s Deutschland LLC

»Den BdS-Sommerdialog habe ich natürlich mitverfolgt. Meinen Glückwunsch für diese gelungene Premiere, mit der – trotz der aktuellen Lage – die Mitglieder des BdS so umfassend informiert werden konnten. Trotz aller digitalen Neuerungen freue ich mich – sofern möglich – aber auch wieder auf den persönlichen Austausch im nächsten Jahr.«

Besonders dankte die Präsidentin noch allen Fördermitgliedern des BdS, die auch in schweren Zeiten Seite an Seite mit dem Verband gekämpft haben und in der Krise mit speziellen Angeboten wie z.B. Hygieneschutz­paketen für die Mitglieder da waren. »Das ist gelebtes Miteinander, gelebtes Netzwerk und unser aller Mehrwert. Herzlichen Dank, dass wir gemeinsam diesen schwierigen Weg gegangen sind und weitergehen.« Abschließend honorierte Sandra Mühlhause noch den besonderen Einsatz der Tarifkommission sowie die Leistungen des Teams in der BdS-Geschäftsstelle in München.

Corona erwischte die Branche eiskalt

Der Bericht der Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante startete mit einem Blick auf die fantastische Ausgangslage, mit der die Branche in das Jahr 2020 gestartet war: Rund 120.000 Mitarbeiter, ein Umsatzwachstum auf über 6,5 Milliarden Euro und schätzungsweise über 4 Millionen Gäste, die täglich in den Restaurants speisen. »Dieses Wachstum und vor allem das Wachstumspotenzial sind enorme und hervorragende Leistungen«, hob sie hervor. Die Weichen für ein aufstrebendes Jahr waren gestellt, die Planungen für die Verbandstreffen waren beinahe abgeschlossen. Der Teamcup der Systemgastronomie, die Mitgliederversammlung und der Mittagsempfang – diese Highlights des Verbandslebens hatten Organisatoren und Mitglieder wie jedes Jahr fest in ihrem Terminkalender notiert. Der Abschluss des Tarifvertrags war ein weiterer Baustein für die vielversprechende Zukunftsplanung. »Kurzum: Das Fundament für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung der Branche war gelegt. Zuversicht und Freude sollten uns 2020 begleiten«, so Andrea Belegante.

Alexander Michalik
Foto: NPDGROUP
Deutschland GmbH

Alexander Michalik, Business Development Manager Foodservice, npdgroup deutschland GmbH

»Vielen Dank an das BdS-Team, dass Sie trotz der Corona-Situation ein virtuelles Treffen möglich gemacht haben. Die Veranstaltung war äußerst informativ und hat mir als Fördermitglied einen wertvollen Rückblick auf die vergangenen Monate, sowie einen äußerst wichtigen aktuellen Status der Systemgastronomiebranche vermittelt.«

Doch bekanntlich kam alles anders. »Heute wissen wir, wie hart uns Corona getroffen hat. Diese Pandemie ist für unsere Branche eine noch nie dagewesene, historische Herausfor­derung. Über Wochen waren Ihre Restaurants teilweise oder ganz geschlossen«, fasste die Hauptgeschäftsführerin die Lage zusammen. Gemeinsam mit dem Präsidium und ihrem Team habe sie seit Beginn der Krise unermüdlich an Lösungen gearbeitet, die den Mitgliedern umfassend und schnell dabei halfen, die unglaublichen Herausforderungen der aktuellen Zeit zu meistern. »Manche Entscheidungen hatten wir in der Hand, manche leider nicht. Dort, wo es in unserer Verantwortung und innerhalb unserer Möglichkeiten lag, sind wir aktiv geworden. Wir haben seit dem Beginn der Krise unzählige Gespräche geführt: Mit Ihnen, mit anderen Verbänden, mit Journalisten und natürlich mit der Politik.«

Andrea Belegante
Foto: BdS/Stefan Obermeier

Erstmals Kurzarbeit in der Systemgastronomie

In ihrer Rede ging Andrea Belegante auch auf ein Thema ein, das unter den Verbandsmitgliedern teils kontrovers diskutiert wurde: Die Entscheidung zum Abschluss einer Zusatzverein­barung mit der NGG zur Kurzarbeit und die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent. Die Hauptgeschäfts­führerin verteidigte entschieden das Vorgehen der Tarifkommission und des BdS-Präsidiums in dieser Frage. »Ohne diese Vereinbarung und ohne den BdS als Verband wäre es nicht möglich gewesen, in der gebotenen Eile Kurzarbeit einzuführen«, betonte sie.

Die Alternative zu einer zügigen Einigung mit dem Sozialpartner wäre also für viele Betriebe zwangsläufig die Entlassung ihrer Mitarbeiter gewesen, da es keine arbeitsrechtliche Voraussetzung für die Einführung von Kurzarbeit in der Branche gegeben habe. Andrea Belegante: »Für uns stand die Absicherung unserer Mitgliedsunternehmen im Vordergrund. Und gleichzeitig konnten und wollten wir die soziale Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht außer Acht lassen.« Und genau diese Mitarbeiter, bekräftigte sie, habe man dringend gebraucht, um nach dem Lockdown wieder durchzustarten. Zudem sei es gelungen, durch diese Maßnahme der Branche einen positiven Imagegewinn zu verschaffen. In diesem Zusammenhang müsse auch der im März verabschiedete Entgelttarifvertrag als großer Erfolg gewertet werden. »Wir wollen eine Branche sein, die vielfältige Chancen, faire Löhne und zahlreiche Aufstiegschancen bietet. Das müssen wir zeigen und leben!«

BdS/Stefan Obermeier
Foto: BdS/Stefan Obermeier

Politische Lobbyarbeit

In ihrer Rede informierte die BdS-Hauptgeschäftsführerin umfassend über die Maßnahmen und Initiativen des Verbands während der Virus-Krise. Dazu gehörte etwa der Beschluss, die Mitgliedsbeiträge bis zum 1. Oktober zu stunden. Mit der Aktion #deutschlandbestellt in Zusammenarbeit mit dem Fördermitglied PepsiCo ist es dem Verband gelungen, über 200 Millionen Kontakte zu erreichen und weitere Aufmerksamkeit auf das To-go-, Drive-in sowie Liefergeschäft zu lenken. Auch in der politischen Lobbyarbeit habe man unermüdlich die For­derungen der Mitglieder vertreten. So konnte beispielsweise erfolgreich durchgesetzt werden, dass das To-go-Geschäft weiterhin zeitlich und unbegrenzt möglich war. »Das Schließen der Mittelstands-Lücke, die Ausweitung der Corona-Soforthilfen, Nachbesserung bei den KfW-Krediten und der Staatshaftung, Entschädigungsfonds, Mehrwertsteuersenkung oder konkrete
Pläne zum Wiedereinstieg haben wir öffentlich und mindestens genauso vehement nicht-öffentlich gefordert«, so  Belegante.

Schließlich beschwor sie noch einmal den starken Zusammenhalt der Verbandsgemeinschaft: »Wir haben in den letzten Monaten gesehen, welche Dynamik in unserer Branche steckt. Wir haben gesehen, zu welchen Kraftanstrengungen wir in der Lage sind. Das alles baut auf ein ohnehin starkes Fundament.« Ihr Schlusswort entlieh sie sich vom französischen Schriftsteller Victor Hugo: »Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.« Dass die BdS-Mitglieder auch dank der Unterstützung ihres Verbandes sehr gute Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft nach Corona haben, daran zweifelt wohl niemand.

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