Der Tequila im Exklusiv-Interview
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Der Tequila im Exklusiv-Interview

Jetzt rede ich!

von Sebastian Bütow
Montag, 10.11.2025
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Señor Tequila, die Welt staunt über Ihren Imagewandel: Einst wurden Sie in Studentenbars mit Salz und Zitrone hinuntergespült, jetzt gehen Sie als High-Quality-Spirituose durch die Decke.  
Das stimmt! Derzeit habe ich mehr zu feiern als Champagner und Gin zusammen. Meine Edel-Varianten stehen für Luxus und Kultur. Wer in einer gehobenen Bar etwas auf sich hält, bestellt einen Cocktail mit richtig gutem Tequila. Allein in Deutschland lag mein Marktvolumen bei 327 Millionen Euro. Bis 2028 kratze ich laut Prognosen sogar locker an den 380 Millionen. Und das, obwohl tendenziell weniger Alkohol konsumiert wird. Prost, Amigos!

Das klingt nach einem Höhenflug. Was macht Sie plötzlich so begehrt?
Das Zauberwort heißt Premiumisierung. Früher: billige Shots, Kopfschmerzen gratis. Heute: Reposado, ­Añejo, Extra Añejo – jede Flasche eine Diva. Das Super- und Ultra-Premium-Segment hat unfassbare zweistellige Wachstumsraten, Caramba! Wer mich trinkt, der zeigt: Ich habe Stil, ich kenne Trends, ich gönne mir etwas Feines.

Aber mal ehrlich: Lange war doch Gin der Platzhirsch. Sind Sie wirklich cooler?
Ist das wirklich Ihr Ernst? Gin hat versucht, mit irgendwelchen Botanicals und einer Gurkenscheibe interessant zu wirken. Zu viel Lametta. Ich bin dagegen ehrlich, sonnendurchflutet. Meine Basis ist die blaue Agave, eine Pflanze, die in glühender Hitze über Jahre hinweg Energie sammelt. 

Erzählen Sie mehr über Ihre Geschichte.
Schon die Azteken kannten Pulque, den vergorenen Agavensaft. Ein Blitz soll angeblich mal in eine Agave gefahren sein – und zack, war die erste göttliche Berauschung geboren. Als die Spanier im 16. Jahrhundert nach Mexiko kamen, fingen sie an, das Ganze zu destillieren. Benannt wurde ich nach der Stadt Tequila im Bundesstaat Jalisco. Und heute bin ich nicht nur der 
Nationalstolz Mexikos, sondern auch ein UNESCO-geschütztes Kulturerbe.

Wann hatten Sie Ihren Durchbruch in Europa?
Die Europäer hatten lange keinen Plan, was sie mit mir anfangen sollten, sie waren mit Wein, Bier und diversen Schnäpsen beschäftigt. Ich wurde lediglich als eine Art exotische Kuriosität betrachtet. Eine richtige Bühne bekam ich erst im fortgeschrittenen 20. Jahrhundert. Hollywood warf mich in die Cocktail-Shaker, ich tauchte in Rock-Songs auf, amerikanische Soldaten konnten bei euch nicht auf mich verzichten. Schließlich mutierte die Margarita auch in Europa zum absoluten Drink-Klassiker. Aktuell boomt die Paloma, der mexikanische Grapefruit-Fizz. Schauen Sie mal auf Instagram, wie rasant meine Fangemeinde wächst. 

Welche Cocktails mit Ihnen sind außerdem noch angesagt?
Die Margarita ist und bleibt unsterblich, ob klassisch, frozen oder spicy mit Jalapeño. In Berlin mixen sie mich mit Cold Brew Coffee, die Wiener verehren meine Wenigkeit mit Kakao. Auch Tequila mit Tonic wird immer angesagter – klingt simpel, ist aber High-End-Barstuff. Und „Tommy’s Margarita“ reduziert mich gekonnt auf das Wesentliche: Tequila, Limette, Agavensirup. Ich kann’s auch ohne Zuckermantel!

Wie sehen Sie Ihre Zukunft im deutschsprachigen Raum?
Mein Weg ist klar: noch mehr Premium, noch mehr Vielfalt. Die Leute wollen Qualität, Geschichten, Herkunft. Sie wollen Mexiko im Glas schmecken. Ich bin bereit, ihnen das zu geben. Die nächsten Jahre gehören mir. Also hebt eure Kristallgläser, Amigos – Salud!

Señor Tequila, wir bedanken uns für das Gespräch.

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