Der Hüter der Urlaubsparadise
Foto: Oetker Collection

Der Hüter der Urlaubsparadiese

Frank Marrenbach und die Oetker Collection

von Daniela Müller
Samstag, 09.04.2016
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Wenn Frank Marrenbach durch die Drehtür des Hôtel du Cap-Eden-Roc tritt, die köstliche, mediterran duftende Luft tief in seine Lungen saugt und die malerische Pinienallee zum glitzernden Meer entlanggeht, dann weiß er, dass er in seinem Leben alles richtig gemacht hat. »Ich bin dankbar dafür, dass ich solche Momente an so unglaublich schönen Orten genießen darf, denn ich entstamme ja keinem Umfeld, in dem Hotels wie diese zum Standard-Sommerurlaub gehören«, sagt er. Vielleicht ist es eine von Marrenbachs größten Stärken, dass er seine Bodenhaftung behalten hat. Selbstverständlich ist das für einen der weltweit bekanntesten Hotelmanager, der heute als einflussreicher Fachmann in der Szene gilt, nicht.

Frank Marrenbach
Foto: Oetker Collection

Zur Person: Frank Marrenbach

  • Ausbildung: Steigenberger Parkhotel Düsseldorf
  • Weitere Stationen:
    • The Berkeley, London,
    • Hôtel de Crillon, Paris,
    • Steigenberger Frankfurter Hof, Frankfurt am Main,
    • Gästehaus Petersberg, Königswinter
  • Derzeitige Position: CEO (Chief Executive Officer) der Oetker Collection Geschäftsführender Direktor im Brenners Park-Hotel, Baden-Baden
  • Sonstiges:
    • 2003 Auszeichnung des Gault & Millau zum »Hotelier des Jahres«
    • 2005 Berufung in das Executive Committee der     Leading Hotels of the World
    • 2016 Hotelier des Jahres

Entscheidung zwischen Bank und Hotel

Der gebürtige Rheinländer stammt aus bodenständigen Verhältnissen, der Vater lernte Drucker und war später Verkaufsleiter in einem Stuttgarter Unternehmen, die Mutter Hausfrau. Die Entscheidung, eine Karriere in der Hotellerie einzuschlagen, traf der sympathische Chef der ­Oetker Collection aus über­raschend pragmatischen Gründen. »Ich wollte etwas mit Menschen machen – eine Ausbildung in der Bank oder im Hotel konnte ich mir damals gut vorstellen. Am Schluss wurde es das Hotel. Das lag schlichtweg daran, dass mir der Kassenschalter in der Bank nicht so gut gefallen hat wie die Hotelhalle«, erzählt er bestechend ehrlich. Und so begann er seine kaufmännische Ausbildung im Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf.

Dass seine Karriere schnell Fahrt aufnahm, war, da ist sich Marrenbach heute sicher, auch der Verdienst seines damaligen Chefs, der es verstand, ihn zu begeistern. Robert A. Schaller war die Sorte Hotel­direktor, zu der er als junger Lehrling mit Bewunderung und dem nötigen Respekt aufblicken konnte. »Nach meinem sehr guten Lehrabschluss ging ich in sein Büro, natürlich in der festen Erwartung, als Anerkennung für meine tollen Leistungen eine Anstellung zu bekommen. Ich werde wohl nie vergessen, wie entsetzt ich war, als er stattdessen zu mir sagte: ›Ich will Sie jetzt erst einmal ein paar Jahre nicht mehr hier sehen!‹ – Das hat mich echt getroffen«, schmunzelt er heute, wohlwissend, dass ihm Schaller damals den einzig richtigen Weg gewiesen hat.

Luxushotel Eden Rock in St. Barths
Das Luxushotel Eden Rock in St. Barths bietet Zimmer, Suiten und Villen
mit atemberaubendem Meerblick und direktem Zugang zum Strand.
Foto: Oetker Collection

Die Sache mit Phil Collins

Der führte ihn in einige der besten Hotels in Deutschland und Europa: Seine erste Station im Ausland war das Londoner Nobelhotel The Berkeley. Dort arbeitete er am Empfang und war beeindruckt vom kosmopolitischen Flair der Stadt, von den etwas exzentrischen Engländern und ihrem Humor – und natürlich von der Klasse des Hotels. Hier hat er auch erfahren, dass ein Verantwortlicher in einem Luxushotel manchmal, sagen wir mal, unerwartete Entscheidungen zu treffen hat. »Ich weiß noch, ich habe an der Rezeption gearbeitet und hatte einen fantastischen Tag. Dann hat auch noch der Agent von Phil Collins angerufen und wollte die Band Genesis bei uns einbuchen. Ich war total motiviert und begeistert«, erzählt er. Leider hielt die Euphorie nur, bis er vor den Empfangschef trat und dieser ihm unmissverständlich klarmachte, dass Fanaufläufe und sonstige Nebengeräusche, verursacht durch Bands wie Genesis, eine Störung der anderen Gäste bedeuten würden, auf die man lieber verzichten wolle. »Genesis musste sich tatsächlich ein anderes Hotel suchen«, sagt er. Die Episode ist ihm im Gedächtnis geblieben – ebenso wie die Einsicht, dass in der Luxushotellerie das Wohlbefinden der Gäste stets die wichtigste Entscheidungsgrundlage sein muss.

Einen Job wie meinen, den müssen Sie lieben und leben

 

 

Frank Marrenbach,
CEO Oetker Collection

Paris – Liebe auf den zweiten Blick

Vom toleranten und weltoffenen London aus ging es weiter nach Paris ins luxuriöse Hôtel de Crillon an der Place de la Concorde. Paris und Frank Marrenbach – das war keine Liebe auf den ersten Blick. »Mit Paris habe ich lange Zeit gekämpft. Mein Französisch war schlecht, und im Hotel war ich der einzige Deutsche. Ich habe mich das erste halbe Jahr sehr einsam gefühlt«, berichtet er. »Dann wurde es aber besser, und ich habe angefangen, die Franzosen und ihr Savoire-faire zu verstehen.« Aus seiner anfänglichen Skepsis ist mittlerweile eine große Liebe und Zuneigung zur Seine-Metropole gewachsen. Das Wertvollste, was er aus dieser schwierigen Zeit mitgenommen habe, sei, dass es im Leben wichtig ist, sich durchzubeißen und nicht sofort zu kapitulieren, wenn es unangenehm wird – eine Erkenntnis, die Frank Marrenbach bis heute weit getragen hat.

Mittlerweile ist der Vollblut-Hotelier angekommen. Seine berufliche Heimat hat der 49-Jährige in einem der größten deutschen Familienunternehmen gefunden, der Oetker-Gruppe: 1997 trat er in Baden-Baden die Position des stellvertretenden Direktors im Brenners Park-Hotel & Spa an, dem Flaggschiff der Oetker-Hotelsparte. Wahrscheinlich war es auch seine bodenständige und besonnene Art, die den 2007 verstorbenen Rudolf-August Oetker überzeugt hat, ihn nur drei Jahre später mit der Leitung des Brenners zu betrauen. »Herr Oetker bat mich im Bewerbungsgespräch, auf zwei Seiten aufzuschreiben, was ich mit dem Hotel vorhätte«, erzählt Frank Marrenbach. Seine Ausführungen trugen den Titel »Brenners – ein Grandhotel wird jünger«.

Champagner Lounge
Die Champagner-Lounge im Hôtel du Cap-Eden-Roc in Cap d’Antibes
bietet ein traumhaftes Ambiente. Foto: Oetker Collection

Eine sehr ordentliche Leistung

Schließlich bekam er den Zuschlag, denn der große Firmenpatriarch befand sein Strategiepapier als »sehr ordentlich«. Marrenbach fügt schmunzelnd hinzu: »Dazu müssen Sie wissen, dass es in unserem Unternehmen keine Superlative gibt. Bei uns heißt es nicht, dass etwas herausragend ist oder schrecklich. Wir sagen: Das hat noch Verbesserungspotenzial. Oder eben, wenn es richtig gut ist: sehr ordentlich! Das ist die zurückhaltende ostwestfälische Art, sich auszudrücken.« Viel entscheidender als dieses Lob war für Marrenbach jedoch ohnehin das Vertrauen, das Rudolf-August Oetker ihm entgegenbrachte: Er gab dem jungen Hotelier alle Möglichkeiten, seine Vorstellungen umzusetzen – und er gab ihm drei Jahre Zeit für sein Vorhaben. »Nach dem Gespräch wurde mir dann so richtig bewusst, was für eine große Verantwortung ich jetzt hatte«, erzählt er weiter. »Selbstverständlich wollte ich auf gar keinen Fall unseren großen Firmenchef enttäuschen. Damals habe ich zum ersten Mal in meinem Leben gespürt, was es bedeutet, die Nummer eins in der Hierarchie zu sein – nämlich dass man es mal besser hinkriegt, weil einem keiner mehr die Verantwortung abnimmt!« Er hat es hingekriegt. Sogar so gut, dass er 2008 zum CEO (Chief Executive Officer) der Oetker Collection ernannt wurde. Neben dem Brenners Park-Hotel, wo er nach wie vor als geschäftsführender Direktor tätig ist, trägt er seitdem obendrein die Verantwortung für die Gesamtentwicklung der Oetker-Hotelsparte. Als er seine neue ­Position antrat, gehörten der Oetker Collection vier Hotels an: Das Brenners in Baden-Baden besitzt die Familie Oetker seit 1923, das Hôtel du Cap-Eden-Roc am Cap d’Antibes kam 1969 dazu, das Le Bristol in Paris ist seit 1978 in Familienhand und das Château Saint-Martin & Spa seit 1994.

100 jährige Schildkröte
Ein unvergessliches Erlebnis ist es, die über 100 Jahre alte, frei lebende
Schildkröte »James« auf Fregate Island zu treffen. Foto: Oetker Collection

Mit neuer Strategie wachsen

Eine Handvoll Hotels – und seien sie noch so luxuriös – können einen zielstrebigen und ehrgeizigen Manager wie Frank Marrenbach auf die Dauer nicht auslasten. Deshalb ersann er einen Strategiewechsel, der in den darauffolgenden Jahren ein vernünftiges Wachstum der Gruppe ermöglichen sollte: Statt neue Hotelimmobilien zu kaufen, spezialisierte sich die Oetker Hotel Management Company fortan auch auf das Management einzigartiger Hotels fremden Eigentums. Das heißt, das Unternehmen verkauft als Betreiber Luxus auf Spitzenniveau, muss aber nicht hohe Summen in den Kauf der Immobilie investieren. Neben dem Palais Namaskar in Marrakesch (2012) wurden 2013 auf diese Weise mit dem L’Apogée Courchevel in den französischen Alpen und Fregate Island Private auf den Seychellen zwei weitere Prestigeobjekte unter das Dach der Oetker Collection geholt. Ein Jahr später folgten das Luxusobjekt Eden Rock auf der Promi-Urlaubsinsel St. Barths und das Lanesborough Hotel in London. Mit São Paolo (Eröffnung 2017) steht bereits das nächste Stück der Sammlung fest.

Brenners Parkhotel Baden Baden
Das Brenners Park-Hotel & Spa ist das Flaggschiff der Oetker Collection
in Baden-Baden. Foto: Oetker Collection

Nur echte Schmuckstücke haben eine Chance

Bei aller Freude über das Wachstum der Collection ist Frank Marrenbach eine Sache besonders wichtig: »Es kommen für uns nur Häuser infrage, die zu uns und unserer Philosophie passen: Individuality Together – das bedeutet so viel wie ›gemeinsam einzigartig sein‹, so wie Naturperlen an einer Kette.« Nur Hotels in der besten Lage haben überhaupt eine Chance, in die Sammlung aufgenommen zu werden. Dabei zählt nicht nur der Standort an sich, sondern stets auch die Mikrolage. Es ist kein Zufall, dass das Lanesborough sich an einer der schönsten Ecken Londons befindet, zwischen Mayfair, Knightsbridge und Belgravia. Das Le Bristol steht in Paris direkt neben dem Élysée-Palast. Dass Orte wie Fregate Island oder Eden Rock St. Barths für viele Menschen dem Paradies auf Erden gleichen, steht sowieso außer Frage.

Deluxe Suite des Brenners Parkhotel
Keine Repliken – auch in der Deluxe-Suite des Brenners hängen
ausschließlich Original-Kunstwerke an der Wand. Foto: Oetker Collection

John Lennons Mischpult

Neben der Lage spielt z. B. die Authentizität eines Hauses eine große Rolle. Der Luxus, der vermittelt wird, kommt dabei nicht überkandidelt und übertrieben, sondern niveauvoll und an­genehm daher. »Es ist uns wichtig, dass alle unsere Bilder, Fotografien, Kunstwerke echt sind – im Kunstbereich gibt es in keinem unserer Hotels Repliken«, verrät Marrenbach stolz. »Ein besonders interessantes Stück befindet sich übrigens im Eden Rock St. Barths: Hier steht das originale Mischpult, auf dem John Lennon seinen Hit ›Imagine‹ aufgenommen hat.« Selbstverständlich gehören zum Gesamtbild eines jeden Hotels, das rundum überzeugen will, aber ebenso jene Menschen, die es mit Leben füllen – das Personal. Frank Marrenbach darf sich über treue Mitarbeiter freuen, die Fluktuation ist niedrig. »Das liegt auch daran, dass wir ein Familienunternehmen sind«, ist er sich sicher. »Da sind der Zusammenhalt und die Loyalität einfach naturbedingt größer – auch wenn die Oetker Collection mehr als 2.700 Mitarbeiter hat.«

100 Tage im Jahr unterwegs
Frank Marrenbach und Eric Frechon, Chef-Patron im The Lanesborough
in London und führender Repräsentant des Le Bristol. Foto: Oetker Collection

100 Tage im Jahr unterwegs

Die Zeit ist mittlerweile chronisch knapp geworden – trotzdem ist es dem Wahl-Baden-Badener wichtig, seine Häuser nicht nur aus der Ferne zu leiten, sondern auch persönlich vor Ort zu wirken. Rund 100 Tage im Jahr verbringt der Chef der Oetker Collection in den verschiedenen Häusern der Gruppe. Heute Paris, morgen London, dann ab auf die Antillen und weiter nach Marokko – seit Neuestem steht nun also auch São Paolo auf der Reiseroute. Wie unverzichtbar bei ­einem so straffen Zeitplan ein gutes Team ist, weiß er zu gut: »Ich kann nicht immer überall sein – deshalb ist es wichtig, dass wir breit aufgestellt sind, auch die kulturelle Seite betreffend. Wir haben ja mittlerweile Hotels rund um den Globus. Ich brauche also Kollegen und Mitarbeiter, die da eine gewisse Bandbreite abbilden, Leute, die wissen, wie die Menschen auf den Seychellen denken und fühlen – genauso wie an allen unseren Standorten.«

Auf sein Team kann sich der Manager auf jeden Fall verlassen, genau wie auf seine Familie. Für seine Frau und seine beiden Söhne schaufelt er sich so viel Zeit wie möglich frei. »Ein Tag in der Woche gehört ihnen. Sonntags bin ich zu Hause, wenn keine dringenden Notfälle eintreten, das ist unser Familientag«, sagt er. Für ein Hobby wie Golf oder Fußball bleibe ihm dagegen keine Zeit. »Meine Arbeit ist zugleich mein Hobby. Einen Job wie meinen, den müssen Sie lieben und leben«, fügt er erklärend hinzu.

Kein Plan B

In diesem Jahr feiert Frank Marrenbach seinen 50. Geburtstag. Pläne für ein ruhigeres Leben hat er nicht. Und auch beruflich keinen Plan B. Warum auch? Schließlich bietet die Oetker Collection noch viele spannende Entwicklungspotenziale – und die Welt noch unzählige schöne Fleckchen Erde, die darauf warten, in die vielleicht exklusivste Hotelsammlung der Welt aufgenommen zu werden ...

Die Perlen der Oetker Collection

  • Brenners Park-Hotel & Spa: Eine großartige Stadt-Oase inmitten einer üppigen Parkanlage in Baden-Baden. Seit vergangenem Jahr gibt es hier Europas innovativstes Destination-Spa: die Villa Stéphanie.
    www.brenners.com
  • Le Bristol Paris: Mitten im pulsierenden Herzen von Paris, gleich gegenüber dem Élysée-Palast.
    www.lebristolparis.com
  • Hôtel du Cap-Eden-Roc: Am Ufer des Mittelmeers an der Spitze des Cap d’Antibes.
    www.hotel-du-cap-eden-roc.com
  • Château Saint-Martin & Spa: In Vence, dem
    romantischen Teil der Provence.
    www.chateau-st-martin.com
  • Eden Rock – St. Barths: Ein luxuriöser Rückzugs­ort auf der Trauminsel St. Barths, erbaut auf ­einem Felsvorsprung, umgeben von weißen Sandstränden und türkisfarbenem Meer.
    www.edenrockhotel.com
  • Palais Namaskar: Gelegen in einer herrlichen Landschaft zwischen dem Atlasgebirge und der geheimnisvollen Hügelkette des Djebilet in
    Marrakesch, Marokko.
    www.palaisnamaskar.com
  • Fregate Island Private: Ein Juwel der Nachhaltigkeit, ein privates Inselparadies in den Seychellen.
    www.fregate.com
  • L’Apogée Courchevel: Ein Luxus-Chalet im exklusiven Jardin Alpin auf der Spitze von Courchevel 1850 in den französischen Alpen.
    www.lapogeecourchevel.com
  • The Lanesborough London: Klassischer britischer Service im prachtvollen Umfeld eines Grandhotels.
    www.lanesborough.com
  • Palácio Tangará São Paulo: Das prachtvoll im Herzen eines tropischen Parks gelegene Luxushotel öffnet seine Pforten im Frühling 2017.
    www.palaciotangara.com

 

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