10 Fragen an Helene Bockhorst
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10 Fragen an Helene Bockhorst

Mich begeistern Frühstücksbüfetts mit einer großen Auswahl an glutenfreien und laktosefreien Speisen

von Sebastian Bütow
Montag, 19.05.2025
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Die studierte Journalistin arbeitete in der Fachpresse, ehe sie mit scharfem Humor und literarischem Feinsinn die Bühnen erstürmte. In der Coronazeit stand sie kurz vor dem Aus, bewarb sich sogar als Freizeitpark-Maskottchen – und wurde nicht mal eingeladen. Doch sie hielt durch. Heute tourt sie erfolgreich durchs Land, produziert Podcasts und bringt ihr Publikum mit ­trockenem Witz und klarem Blick auf gesellschaftliche Themen zum Lachen.

  1. Mit einem atemberaubenden Tempo haben Sie es ins Establishment des Humors geschafft. Gab es auch mal schwierige Phasen auf Ihrem Weg zur Spitzen-Comedienne?
    Gegen Ende der Coronazeit war ich pleite und mit den Nerven am Ende, fast alle Shows wurden abgesagt. Erst 2022 fand endlich wieder ein Großteil der Veranstaltungen statt, aber die Ticketverkäufe waren katastrophal. Drei Jahre lang hatte ich keine nennenswerten Einkünfte. Ich bewarb mich sogar als Freizeitpark-Maskottchen. Aber selbst dafür wurde ich nicht eingeladen. Vermutlich ­haben die mich gegoogelt und dachten, das sei ein Scherz.
  2. Vor ihrem Durchbruch arbeiteten Sie als Redakteurin bei der Fachzeitschrift „Die Wohnungswirtschaft“. Konnten Sie in diesem Anzugträger-Umfeld auch Witze reißen?
    Der Dresscode war für mich gewöhnungsbedürf­tig, trotzdem bin ich dort ganz gut zurechtgekommen. Ohne die Sicherheit eines Vollzeit-Bürojobs hätte ich mir die ersten, damals noch unbezahlten Auftritte nicht leisten können.
  3. Gab es Auftritte, die für Sie extrem heikel waren? 
    In meiner Anfangszeit wurde ich mal für eine Firmenweihnachtsfeier gebucht. 100 teilweise stark betrunkene Männer, die ausgelassen feierten, eine Bar, an der man sich Custom Cocktails mi­xen lassen konnte, eine Fotobox mit schrägen Requisiten, und parallel zu meinem Auftritt wurde das Büfett aufgetragen. Ich war gebucht für zweimal 30 Minuten. Niemand hat zugehört, das war kein schönes Gefühl.
  4. Nach Ihrem Debütroman „Die beste Depression der Welt“ erschien letztes Jahr „Der Supergaul“. Was ist für Sie schwieriger – Romane schreiben oder Gags für die Bühne?
    Auch wenn es vielleicht arrogant klingt: Ich finde beides nicht schwierig. Das Schreiben ist für mich das Schönste. Schwierig finde ich das viele Reisen, den Zwang, auf Social Media präsent zu sein, und dass ich zu festgelegten Zeiten für Stimmung sorgen muss, egal, wie es mir selbst gerade geht.
  5. Sie sind für das „bedingungslose Grundein­kommen“, wie Ihr Podcast „Steile Thesen“ verrät. Warum ist das Thema so wichtig?
    Ich glaube, dass wir Menschen über uns hinaus­wachsen, wenn wir uns nur mal trauen, die Dinge zu verwirklichen, die uns leichtfallen und die uns Freude machen. Finanzielle Sicherheit kann Menschen dazu befähigen, ihre Herzensprojekte zu realisieren. Davon haben wir dann am Ende alle etwas. Das häufigste Argument gegen dieses Grundeinkommen lautet ja, dass dann niemand mehr arbeiten würde. Komischerweise kenne ich aber viele Leute, die reich sind und trotzdem ganz viel arbeiten – genauso sehe ich auf der anderen Seite Leute, die die ganze Zeit Dinge machen, für die sie nicht bezahlt werden.
  6. Wer sind Ihre Lieblingskomiker?
    FIL, Christian Schulte-Loh, Suchtpotenzial, Nicole Jäger, Daphne Deluxe, Lisa Feller, Till Reiners und noch viele andere …
  7. Womit kann ein Restaurant Ihr Herz erobern?
    Da ich Zöliakie habe, freue ich mich immer über glutenfreie Gerichte. Besonders, wenn es Speisen sind, die ich normalerweise nicht vertrage, z. B. paniertes Schnitzel, Nudeln, Pizza, Pfannkuchen, Törtchen etc. Und ich bin immer froh, wenn es beim Servieren nochmal erwähnt wird, dass mein Essen glutenfrei ist – dann kann ich wirklich si­cher sein. 
  8. Was muss ein Hotel bieten, damit es Sie überzeugt?
    Wie das Zimmer aussieht, ist mir ziemlich egal, solange es sauber ist – ansonsten ekle ich mich schnell. Beim Frühstück mag ich es, wenn mir jemand ein Omelett nach meinen Wünschen zubereitet. Der Omelett-Mann im Berliner Sheraton sagte mal: „Ich mache Ihnen nun eine auf Sie abgestimmte Komposition“, und zauberte mir das leckerste Omelett aller Zeiten. Mein absolutes Lieblingshotel ist das LIHO in Lübeck. Mich begeistert das Frühstücksbüfett mit der großen Auswahl an gluten- und laktosefreien Speisen, dazu die Automaten mit Heißgetränken und eine Gratis-Candybar. Damit kriegt man mich!
  9. Mit welcher berühmten Persönlichkeit – egal, ob tot oder lebendig – würden Sie gerne mal eine ganze Nacht lang an der Hotelbar ein paar Drinks nehmen und plaudern?
    Mit Sylvia Plath (US-Schriftstellerin, d. Red.). Mir wäre es aber recht, wenn sie in diesem Szenario noch lebendig wäre – als Zombie würde sie mich wahrscheinlich irritieren.
  10. Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: Das Leben ist zu kurz, um  ...
    … es nicht zu genießen.                        

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