Das Herz des Hotels
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Das Herz des Hotels

Der Weg zum Hotelmanager: Studium oder Ausbildung?

von Natalie Ziebolz
Donnerstag, 11.11.2021
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Der Hotelmanager repräsentiert nicht nur das Haus nach außen, sondern hat auch hinter den Kulissen die Entwicklung des Hotels im Blick: Dafür kennt er die Unternehmenszahlen, kümmert sich um Personalangelegenheiten sowie die Zusammenarbeit mit Lieferanten und ist dennoch nah beim Gast. Je nach Größe des Betriebs werden die Aufgaben in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen erledigt, in großen Unternehmen gibt es oftmals sogar mehrere Hotelmanager, die jeweils einen Bereich betreuen.

Was ihnen allen gemein ist: Sie vereinen zahlreiche Kompetenzen. Beispielsweise benötigen sie im Umgang mit Mitarbeitern und Gästen ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten, Kreativität, um Probleme schnell zu lösen und Marketingstrategien zu entwickeln sowie einen guten Geschäftssinn und eine Affinität für Zahlen. Sehr gute Englischkenntnisse sind natürlich Voraussetzung.

Der praktische Weg

Gerade in Deutschland ist es für eine Führungskraft im Hotelmanagement nicht zwingend notwendig zu studieren. Auch eine klassische Ausbildung zum Hotelfachmann/zur Hotelfachfrau kann die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere in der Hotellerie sein. „Nach gelungener Ausbildung sind Entwicklungen über den Direktionsassistenten, Vertriebsleiter bis hin zum Hoteldirektor möglich“, erklärt Holger Bentz, Geschäftsführer bei der IHK Koblenz. Dafür benötigen Azubis eine Weiterbildung – etwa zum Hotelbetriebswirt.

Doch für wen eignet sich eine Ausbildung? „Wer die Praxis liebt, schnell berufliche Erfahrung sammeln und gleichzeitig früh Verantwortung übernehmen möchte, sollte sich für die Laufbahn des Hotelfachmanns entscheiden. Während der dreijährigen Ausbildung werden Abteilungen wie Housekeeping, Restaurant, Bankett, Hotelbar, Rezeption und Reservierung durchlaufen. Ziel ist es, die verschiedenen Aufgabenfelder der Hotellerie kennenzulernen. Denn auch die Auszubildenden begrüßen, bedienen und betreuen Gäste“, so Bentz. „Kurz gesagt, sie planen und organisieren alle wesentlichen Arbeitsabläufe im Hotel mit. Neben der praktischen Ausbildung besuchen sie die Berufsschule und nehmen an internen sowie externen Schulungen teil. Das unterscheidet sie von Studierenden und jungen Hochschulabsolventen, die oftmals über keinerlei Berufserfahrung verfügen.“

Die Ausbildung hat allerding noch weitere Vorteile: „Unternehmen bilden aus, weil sie Fachkräfte benötigen. Rund zwei Drittel der Ausbildungsabsolventen werden von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen“, weiß der IHK-Geschäftsführer. „Vier Fünfteln gelingt der Berufseinstieg ohne arbeitslos zu werden. Das deutsche Ausbildungssystem ist im internationalen Vergleich das beste Modell zur Integration in den Arbeitsmarkt.“

Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es laut Anke Maas, Human Resources Director der Leonardo Hotels Central Europe, dennoch: „Die theoretische Schulbildung ist sehr konservativ und auf Wissensvermittlung konzentriert“, erklärt sie und fügt hinzu: „Hier wäre es schön, wenn mehr Problemlösungskompetenz, Methodenwissen und umfangreiches Knowhow über Kommunikation vermittelt werden würde.“

Studium in Vollzeit ...

Da sich die Hotellerie stetig im Wandel befindet sich Kundenwünsche und Märkte ändern, ist es nicht verwunderlich, dass auch hierzulande Führungspositionen immer häufiger mit Akademikern besetzt werden. Sie erlernen bereits im Studium benötigte Softskills wie interkulturelle Kompetenz oder Fremdsprachenkenntnisse. Gleichzeitig decken die Studieninhalte ein breites Spektrum an Inhalten ab – vom Know-how in der Unternehmens- und Personalführung über betriebswirtschaftliche Kenntnisse bis hin zur Kunden- und Unternehmenskommunikation.

Auch Praxis ist Pflicht: „Vollzeitstudenten werden im Praktikum eher in den administrativen Abteilungen eingesetzt“, so Maas. Dabei sammeln die Studenten praktische Erfahrung an einem Stück. „Dadurch erhalten sie eine kompaktere Grundausbildung in einzelnen Abteilungen.“ Für das ausbildende Unternehmen ist es jedoch schwieriger den Studenten an den Betrieb zu binden, da das Praktikum mehr als Mosaikstein im Studium gesehen wird. „Man muss sich sehr bemühen, den Studenten auch dauerhaft für das Unternehmen zu begeistern“, weiß Maas. „Da ist es während drei Jahren Ausbildung oder dreieinhalb Jahren dualem Studium eher möglich, diese Bindung herzustellen.“

Wer möchte, kann sich nach dem Bachelor noch mit einem Master weiterqualifizieren. „Ein Master-Abschluss ist sicherlich keine zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere in der Hotellerie“, stell Thomas Corinth, Lehrverantwortlicher im Fachbereich „Tourismus & Hospitality“ an der IST-Hochschule, fest, und gibt zu bedenken: „Dennoch ist immer häufiger festzustellen, dass gerade in der Kettenhotellerie und für GM-Positionen in komplexen Unternehmensumfeldern ein Master-Abschluss vorausgesetzt oder sehr gerne gesehen wird.“

...  oder vielleicht doch dual?

Für diejenigen, die Praxis und Studium kombinieren wollen, bietet sich ein duales Studium an. Die Ausbildung findet dabei zu 50 Prozent an der Hochschule und zu 50 Prozent im Betrieb statt. „Wer direkt nach dem Schulabschluss einen sehr praxisorientierten Einstieg sucht, ist mit einem dualen Studium gut beraten. Hier tauchen die jungen Menschen direkt in den Berufsalltag im Unternehmen ein und erhalten parallel dazu eine akademische Ausbildung“, so Corinth. „In der theoretischen Ausbildung wird eher Methodenwissen vermittelt, das heißt nicht direkt die Kenntnisse über Themen sondern, wie man sich in diversen Themengebieten Kenntnisse aneignet, wo sie zu finden sind, wie Themen miteinander vernetzt sind“, präzisiert Maas. Die HR-Spezialistin kennt jedoch auch die Herausforderung für die Betriebe: „Die dualen Studenten streben oft administrative Aufgaben in der Hotellerie an. Durch den sehr komplexen Studien- und Ausbildungsplan ist es schwer, die anspruchsvollen Aufgaben in den Hoteloperations so zu vermitteln, dass es auch als passende Aufgabe für einen Hochschulabsolventen wahrgenommen wird.“

Fazit

Ob (duales) Studium oder Ausbildung hängt also von den persönlichen Stärken, Vorlieben und natürlich auch etwas vom Schulabschluss ab. Vor der Entscheidung sollten sich Interessenten daher fragen, welche Fertigkeiten ihnen besonders liegen, wo die Interessen sowie Abneigungen liegen und ob sie lieber praktisch oder theoretisch arbeiten. „Denn sowohl Ausbildung als auch Studium bieten hervorragende Möglichkeiten die berufliche Karriere in der Hotellerie zu starten. Durch die „Schritt-für-Schritt“-Heranführung der jungen Leute sowie die Prozesse und Aufgaben in einem Hotel, lernen sie von der Pike auf und verstehen die Schnittstellen zwischen den einzelnen Abteilungen durch ihre unterschiedlichen Einsätze in den Abteilungen während ihrer Ausbildungs- bzw. Studienzeit“, fasst Maas zusammen. „Sie bauen dadurch auch ein Netzwerk zu den Kollegen auf, was ihnen in der weiteren beruflichen Entwicklung sehr hilft.“

Die Voraussetzungen

Hotelfachmann/-frau:

  • Benötigter Schulabschluss: Hauptschulabschluss, mittlere Reife oder Abitur
  • Ausbildungsdauer: 3 Jahre
  • Gehalt: etwa 650 bis 950 Euro
  • Weiterbildung erforderlich

Hotelmanagement (Vollzeitstudium)

  • Benötigter Schulabschluss: (Fach-)Abitur, 2-jährige Berufsausbildung und einen Meisterbrief/Aufstiegsfortbildung oder drei Jahre Berufserfahrung
  • Studiendauer: 3 Jahre (6 Semester)
  • Kosten: variiert, meist mehrere 100 Euro im Monat

Hotelmanagement (duales Studium)

  • Benötigter Schulabschluss: siehe Vollzeitstudium
  • Studiendauer: 3,5 Jahre (7 Semester)
  • Kosten: werden i.d.R. vom Ausbildungsbetrieb übernommen

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